Erholt stehen wir um acht auf. Wir sind im Urlaub, und so habe ich diesmal nicht die Frühfähre um kurz nach sieben gebucht sondern die entspannte um kurz vor zehn. So können wir sogar noch frühstücken und gemütlich die 20m zur Fähre fahren. Dort bekommen wir unsere Tickets und alsbald dürfen wir auch schon reinfahren. Alle drei haben wir Bammel vor erneutem Gewackel, immerhin ist diese Fähre auch nur ein Zehntel so groß wie die gestrige und von der See her weht schon eine steife Brise.
Aber nichts dergleichen, es schaukelt ein wenig, niemand drehts den Magen um und wir observieren vom gleichnamigen Deck die vorbeiziehende Landschaft. Alles gut, sogar so gut, dass wir uns um halb zwölf dann noch Haddock mit Peas und Fries reinziehen (unprätentiös: Fish and Chips). Die sind fettig und lecker und frisch gestärkt rollen wir pünktlich von der Fähre und bei Caol Ila rein. Die Destille liegt wie die meisten Islay Brennerein romantisch am Wasser, hier auch noch ganz versteckt in einer wilden Bucht mit Blick auf die Paps von Jura.
Premium Tasting nennt sich die Tour, die ich gebucht habe. Ich bin gespannt, ist Caol Ila ja eigentlich eine Brennerei die im großen (sehr großen) Stil für die Blend Industrie brennt. Voher denke ich noch, jetzt ist Mai, wenigstens keine Silent-Season, und schon kommt die erste Info: der Boiler ist kaputt, die Brennerei läuft momentan nicht. Na gut, ich bin ja wegen dem Tasting hier. Doch vorher noch eine Tour im Schnelldurchgang, die üblichen Erklärungen, wie das mit dem Brennen geht, hab ich hier schonmal beschrieben.
Das besondere hier: Die Brennerei ist recht hässlich, weil in den siebzigern grundlegend renoviert. Damit hat sie nicht den Charme des Alten, wie die anderen Brennereien hier, Kilchoman und Gartbreck mal ausgenommen, aber dazu später mehr. Und noch besonders: alles ist GROSS. Riesige Mashtuns, riesige Brennblasen, hier wird im großen Stil poduziert. Warehouse kriegen wir keins gezeigt, gibts überhaupt eins? Wahrscheinlich wird alles gleich im Tankwagen aufs Festland gefahren, habe ich leider vergessen zu fragen. Malz kommt natürlich aus Port Ellen mit mittlerem ppm Phenol, relativ zu den andern Islay Brennereien. So weit so gut, wir werden ins ehemalige (?) Warehouse geführt zum Tasting.
Der Tasting Room ist nett dekoriert und jede Menge Gläser stehen bereit. Das sieht doch schon mal gut aus!
Los gehts mit einem Whisky aus dem Fass. Also cask strength, single cask, wirft schön Blasen beim Schütteln, 59% Vol. und 8 Jahre meint die Dame. Mit ner 8 jährigen Laphroiag Rauchbombe kann man mich ja durchaus locken, aber dieser hier ist rauchig in der Nase, Schinkenrauch dann auch im Mund und dazu noch leicht metallisch und sehr scharf, alkoholisch scharf, nicht mein Fall das ganze, dann lieber einen fünfjährigen Kilchoman, oder den Octomore, da ist die Jugend ganz gut von verschiedenen Aromen kaschiert. Schnell zum nächsten, dies ist der 12 Jährige, der ist gut, ölig und rauchig mit leichten Fruchtaromen, den haben wir sogar zuhause stehen. Den dritten gibts jetzt Blind. Ich sags gleich, ich lieg komplett daneben ;). Tolle Nase, ganz viel Frucht und leichte Vanillennoten und etwas Süsse. Im Mund hält er dann allerdings nicht was die Nase verspricht. Es wird alles von einer gewissen Schärfe überdeckt, schade. Eiche, süsse Früchte und milden Rauch kann ich herausschmecken, der Abgang ist dann eher kurz und trocken. Ich tippe auf max 13 Jahre und ein Weinfinish, falsch, es ist der 25 Jährige, der Stolz des Hauses vermute ich, nachdem sie etwas enttäuscht ist, weil keiner der Runde auf mehr als 15 Jahre getippt hat.
Jetzt gibts die Feist Ilse 2013 Bottle (die man übrigens auch ohne Tour im Shop ausgeschenkt bekommt). Die ist lecker, ich kanns nicht anders sagen, komplexe Aromen durch die dreifach Maturation. Ich denke wenn man sich länger dran festhält, kann man da das halbe Geschmackspektrum von Whiskies überhaupt erriechen und erschmecken. Aber nicht übertrieben heftig, sondern alles recht dezent und mit sanftem Abgang. Kann mal mal sehen, was gutes Fassmanagement bewirken kann!
Zum Abschluss wird wieder ein Fass aufgemacht. 1988 steht drauf, gut 500l fasst es, der Kenner weiss schon, aha da könnte ne Sherrybombe rauskommen. Kommt auch, in der Nase Frucht, dunkle Beeren, Sherry und Eiche, im Mund dann dies alles zusammen und extrem ausgeprägt. Die meisten der Runde finden den furchtbar, ich find ihn super. Ich stehe ja auf intensive Sachen, und das hier ist ein alter Glendronach, dem man noch peat eingehaucht hat! Die europäische Eiche kommt natürlich heftig durch nach 26 Jahren first fill, aber das ist okay, passt zum extremen sherry.
Das Tasting ist vorbei, was nehme ich mit? Caol Ila wird auch danach nicht zu meiner Lieblingbrennerei, gerade der 25jährige, der z.B. Bei Highland Park (link ind die Zukunft) ein Überhammer ist, enttäuscht. Aber die Sherrybombe – die es leider nicht zu kaufen gibt – und der Feis Ile 2013 (dens für knapp 100 Pfund zu kaufen gibt) überzeugen mich, aber beide sind glaub ich keine typischen Caol Ila.
Im Shop unterhalte ich mich noch ein bisschen und bekomme noch den Moch ins Glas. NAS, ist ja die neue Mode in Zeiten hoher Nachfrage, aber nicht schlecht, wobei ich keine Notizen gemacht habe. Probiere ich vielleicht zuhause nochmal.
Genug des Whiskies für heute, wir wollen noch etwas wandern geht. Dumm nur, dass das schön sonnige Wetter natürlich genau jetzt in Regen umschlägt, als wir von indoor zu outdoor Aktivitäten wechseln wollen. So fahren wir nicht nach Ardnave sondern die Küstenstrasse um das Südwestliche Kap nach Portnahaven. Um es kurz zu machen, die Stimmung erreicht einen Tiefpunkt, denn das Wetter ist schlecht, die Strassen verdammt schmal und Sabine muss auch noch fahren. Wir umrunden den westlichen Finger ohne einmal auszusteigen und finden dann wieder bei Bruichladdich auf die Küste am Loch Indaal.
Immerhin finden wir doch noch was. Und zwar einen tollen Stellplatz direkt am Meer mit Blick auf Bowmore auf der anderen Seite des Lochs. Will heissen, man kann Bowmore erahnen, denn es ist neblig, nieselt und die Wolken hängen auf 100m üNN. Davon lassen wir uns aber nicht abschrecken, auch von orkanähnlichen Windgeschwindigkeiten nicht. Wir statten uns entsprechend aus und machen noch einen Strandspaziergang. Dieser lässt die Stimmung schnell wieder steigen, denn hier liegen tonnenweise Muscheln rum. Also wirklich, Tausend pro Quadratmeter und der Strand ist riesig! Wir sammeln bis es mir die Taschen sprengt, dann springen wir in den warmen Bus, essen Maultaschen und schauen raus. Das Meer schäumt, der Wind pfeift, Regen und Gischt klatschen gegen die Scheiben, innen ist es hell, warm und gemütlich, da macht schlechtes Wetter auch mal richtig Spass. Das ist eben Islay.
Stellplatz: Am Loch Indaal, nördlich von Bruichladdich am Strand, Schotter, super einsam, kilometerweise Kies und Sandstrand zum Muschelsammeln +