Was ein Wetter heute! Keine Wolke am Himmel und windstill! Es wird schon so warm im Auto, dass wir zum ersten Mal keine Heizung anmachen müssen, sondern das Fenster auf.
Überpünktlich stehen wir in der Schlange und dürfen ganz vorne drauf. Pünktlich legen wir ab und man kann es im Shirt auf Deck aushalten. Toll! Ich hab hier zur selben Jahreszeit schon in Winterjacke und Mütze gestanden und es trotzdem nicht lange ausgehalten. Das Meer ist auch noch spiegelglatt, was für eine ruhige Überfahrt!
Einziger Wermutstropfen, die Tür zwischen Observationdeck und draußen ist gesperrt, sodass man jedes Mal ein Treppe innen runter muss, um die außen wieder rauf zu müssen. Und das machen wir ziemlich oft, da Tochter natürlich nicht raus will und wir uns abwechseln dürfen.
Noch ein Novum: wir fahren tatsächlich nach Port Ellen. Das ist die jetzt vierte fahrt nach Islay und wir hatten auch schon extra die Fähre dorthin gebucht, aber dann wurde sie kurzfristig doch noch umgeleitet. Weil das Barley-Ship dort angelegt hatte. Whisky hat hier eben Vorrang!
Aber heute fahren wir wirklich dahin. Und das bei der Sicht! Denn wir fahren jetzt an den drei großen Brennereien der Südküste vorbei. Leuchtend weiß liegen sie am Ufer, wenn auch weit weg. Die Kameras klicken und die Vorfreude steigt…
Kurz nach zwölf sind wir da. Erster Zwischenstopp ist der kleine Coop im Ort. Ich warte ewig, bis Sabine mit einem Baguette wiederauftaucht. Sie ist ziemlich aufgebracht, waren doch nur zwei Kunden vor ihr und die Schlange hinter ihr reicht nun durch den halben Laden. Hier auf der Insel ticken die Uhren halt anders, warum beeilen, nur weil grade Feis Ile ist?
Wir kommen trotzdem weit vor der Zeit bei Laphroiag an und auf dem neuen – nicht sonderlich großen – Besucherparkplatz ist sogar noch genau ein Platz für uns frei.
Dann schauen wir mal, Laphroaig besuchen wir jedes Jahr, aber wir waren noch nicht am Open Day hier.
Ja es geht was. Die Kiln raucht, eine Liveband spielt und jede Menge Leute mit Whiskygläsern stehen herum. Ja Gläser, denn jeder bekommt eins am Eingang, zusammen mit einem Gutschein für drei Drams plus ner Flasche Wasser. Toll, oder?
Wir orientieren uns erstmal. Barbecue gibt’s, einen Seafood Stand, Ice-Cream, den Open-Air Whiskyausschank und einige Local-Crafts Stände. Da zieht uns Mara natürlich sofort hin. Whiskyuhren aus platten Flaschen und ähnliches interessieren sie natürlich null. Eher kleine Mäuschen aus Muscheln oder Häschen aus Islay Wolle.
Irgendwann bekommen wir sie losgeeist und nun teilen wir uns auf. Wir haben drei Tastings gebucht, Sabine macht zwei, und ich eins, denn Laphi ist ja ihr Lieblingswhisky. Mara hat beschlossen, die Muschelsouvenirs selber zu basteln und so gehen wir zum kleinen Strand vor dem Gebäude. Und tatsächlich finden wir hier jede Menge silberglitzernder Muscheln.
Dann darf ich tasten. Ich habe das ‘Way to maturation’ ticket. Wohl nicht die beliebteste Sache, wenn man zum selben Geld auch einen 25 jährigen oder drei Cardeas Abfüllungen kriegt. Aber interessant, denn wo hat man sonst schon Gelegenheit, einen dreijährigen und einen sechsjährigen Laphi zu trinken.
Die Nachbarräume mit der erwähnten Konkurrenz sind brechend voll, wir nur zu dritt. Na, denn private tasting, das mag ich ja.
Wir bekommen einiges erzählt über den Einfluss von Fass und Lagerung. Der Meinung bin ich ja auch, dass gerade die Güte (und Art, und Alter, und 1st/2th Fill) usw. des Fasses den stärksten Einfluss auf Geschmack und Qualität des späteren Whiskys haben. Klar kann man mit dem besten Sherryfass keinem deutschen Rothaus-Obstler (hier kann der Leser seinen Lieblingsantiwhisky eintragen) echten Whiskyatem einhauchen, aber der Brennereicharakter ist viel schwächer als der Fasseinfluss, meine Meinung.
Also wir bekommen einiges dazu erzählt und dürfen natürlich probieren. New Make, 3 und 6 Jahre. Der Newmake haut einem natürlich auf die Nase bei fast 70 Prozent Alkohol. Aber er ist trinkbar durchaus, auch wenn Hefenote, Malz und sonst nicht viel drin ist außer dem Alkoholhammer. Der dreijährige hat aber auch nicht viel mehr Rauch, erstaunlich. Wieder was gelernt, gar nicht je jünger desto rauch. Der scharfe, junge Alkohol überdeckt dies, lernen wir. Später wird mir Mara diesen mit dem 6er und reichlich Wasser vatten, und dann wird der Rauch plötzlich da sein.
Der 3er hat dafür aber schon die Eiche der Bourbonfässer. Und der 6 noch etwas mehr plus jetzt einsetzenden Rauch. Die typische Süße des 10er fehlt aber beiden noch. Ich will das hier nicht länger auswalzen, war auf jeden Fall interessant, grade verglichen mit einer so Einschlaf-Standart Führung wie bei Lochnagar. Wobei die jetzt nichts dafür kann, man sollte sie halt nicht machen, sondern lieber was spezielles.
Dafür sind wir ja hier und nun ist Sabine wieder dran mit 3 verschiedenen Cardeas Abfüllungen. Mara und ich sitzen im Gras in der Sonne und genießen die Liveband, die von zuvor Folk jetzt von einer Coverband abgelöst wurde, die so Sachen wie Whisky in the jar spielt. Sabine kommt glücklich wieder und auch Mara gefällt das hier alles sehr, wer hätte das gedacht.
Wir shoppen noch kräftig Cardeas Flaschen, die wir allen möglichen Leuten mitbringen sollen und machen es uns dann in der Sonne gemütlich. Das Event löst sich auf, und irgendwann sind wir die letzten. Na sowas, dann gehen wir denn auch mal und machen den Standard Spaziergang.
Der schöne Weg durch die Heide nahebei ist schön gemäht wie eh und je. Hatte ich schon das Wetter erwähnt? So schön wie jetzt sind wir hier nämlich noch nicht gewandert. Im leichten Pulli, es immerhin schon sechs, statt in Regenjacke und Hose LINK.
Tochter sammelt Blümchen und freut sich, Sabine sammelt Bilder. Nach gediegenem Abendessen verlagern wir unseren Standort noch an die Küste. Denn Mara hat morgen mal wieder in Schottland Geburtstag, und da muss Strand schon sein. Und ich habs nah zum Event, denn wir parken direkt vor den Port Ellen Maltings, wo morgen meine Tour startet. Ja nur meine und nicht unsere, denn ihr wisst schon: Diageo: NOFKF
Stellplatz: Picknickplatz am Strand vor den Port Ellen Maltings 0