Dieses Jahr lassen wir es krachen. Der nächste Stop für gute Whiskies ist die kleine Farmdistille Kilchoman. Doch so klein ist sie gar nicht mehr. Eine neue Kiln steht auf dem Feld mit einem neuen Brennhaus gleich daneben.
Auch die Gebäude der Rockside Farm haben sich doch glatt verdoppelt. Aber geschickt angepasst, so das es kaum auffällt.
Natürlich ist einiges los. Den Jura Open Day machen wir dieses mal übrigens nicht mit. Das war zweimal sehr schön dort (2015 und 2016). Doch heute hört man von Eintritt, die coolen Tastings mit Mehrgang-Menues oder Beer and Whisky scheint es auch nicht mehr zu geben. Bevor wir uns also wieder aufregen, dass früher alles besser war, besuchen wir heute einfach Kilchoman.
Ich habe einiges gebucht, dann schauen wir mal. Los geht’s mit der Farm Tour. Da darf sogar Tochter mit, wir sind ja auch nicht bei Diageo hier. Doch wir latschen nicht einmal um die Farm rum, nein – wir werden in einen Traktoranhänger verladen!
Und rumpeln nun über das Farmland zu einer Torfstechstelle. Hier dürfen wir alle mal traditionell Torf stechen. Immerhin passt heute das Wetter besser zum Setting. E ist nämlich mal nicht sonnig ohne ein Wolke, sondern trüb und verhangen. Und kühl, also schon eher das wahre Islay Feeling.
Natürlich bleibt man auf Islay nicht trocken. Von oben diesen Urlaub zwar schon, dafür bekommen wir aber eingeschenkt. Zwei verschiedene New Makes und den Sanaig. Danach ist man schon mal eingestimmt.
Weiter rumpeln wir zum Barley Feld. Kilchoman ist ja eine Farm Destillerie. Oder soll es zumindest sein, also quasi Whisky Herstellung wie früher beim Bauern. Also wächst hier die Gerste für zumindest einen kleinen Teil der Produktion. Der 100% Islay Edition, um genauer zu sein. Immerhin hat sich auch die Anzahl der Felder in den letzten paar Jahren deutlich vermehrt. Entsprechend passend ist das flüssige, was hier nun ausgeschenkt wird. Dummerweise muss ich noch fahren, da man auf dem Gelände nicht im Womo übernachten darf. So viel hat sich verändert, doch das ist gleich geblieben. Also trinkt Sabine meinen Teil mit.
Weiter fahren wir nun zur alten Kirche. Hier hat wohl der namensgebende Mönch Kilchoman vor vielen hundert Jahren gewirkt. Jetzt fehlt allerdings das Dach und er könnte nur noch open air wirken. Wir halten aber gar nicht, sondern tuckern weiter zur Kante vorne. Der Hänger hüpft etwas, so das Sabines leckerer goldene Tropfen ebenso hüpft. Zum Glück bekommen wir ein Abfüllfläschchen vom Paar gegenüber.
An der Kante angekommen haben wir einen wunderbaren Blick über die Machir Bay. Laut unserem Guide, der übrigens der Manager von Kilchoman ist, der schönste Strand von Islay. Dem stimme ich zu, auch wenn Singing Sands LINK knapp dahinter kommt.
Passen zum Ausblick wird natürlich ein Machir Bay Dram gereicht, das ist ja mal ne Rundfahrt hier…
An der Destille angekommen, springt Sabine gleich zum nächsten Event: ‚Be a bottler‘. Und wer hätte es gedacht, hier darf man genau dies tun. Es es wohl etwas stressig und nur wenige Minuten später hat Ehefrau ihre eigene Flasche abgefüllt.
Währendessen waren Steffi und ich nicht untätig und haben unsere Womos umgeparkt. An der schönen Machirbay parken wir nun und müssen nun leider an der Straße zurücklaufen.
Steffi geht mit Mara schon mal vor. Und am staubigsten Stück bekommen sie einen Lift. Während ich Staub fressen darf – na toll.
Aber alles hat ein gute Seite, denn als ich endlich ankomme, stehen die Damen schon in der Schlange des Burgerstandes. Da stehen sie auch noch länger, während ich mit Tochter der Livemusik lauschen darf.
Es übrigens dieselbe Band wie bei Laphroaig. Also die beiden Damen mit Geige, Gitarre und nem Drummer dazu. Und die fand Tochter ja da schon so toll.
Burger ist auch lecker, dummerweise bleiben mir nur fünf Minuten dafür. Immer dieser Whisky-Stress.
Ich bin aber pünktlich zum Event mit dem sperrigen Titel ‚Kilchoman Club Member Master Class‘. Im neuen (noch kein Jahr alt!) Warehouse sind im hinteren Bereich Tische und Stühle aufgebaut. Schick mit Tartan und Tasting Tablet.
Vorne stehen die drei Söhne de Besitzers und erzählen einiges zu den nun folgenden sechs Whiskies. Keine Standarts, alles spezielle Abfüllungen bzw. Fassentnahmen. Und fast alle Caskstrength bzw. nah dran.
Der Reihe nach gibt es also nun fassstarke Whiskies, zu sehen auf dem Foto.
Fast noch interessanter sind jedoch die Plaudereien aus dem Nähkästchen. Dabei scheuen sie sich auch nicht, sich gegenseitig auf die Schippe zu nehmen. Sehr kurzweilig das Ganze. Zum Beispiel als der mittlere Sohn das alte Stillhouse abgefackelt hat, weil der lieber Fussballspielen war, als das Brennen zu überwachen. Es kochte über und bumm.
Etwas weniger dramatisch, dass der jüngste Sohn wohl nicht so ganz beim filling der Fässer aufpasste und die kostbare Flüssigkeit das Warehouse flutete.
Wir erfahren auch, dass die Destille bei weitem kein demokratischer Betrieb sei, sondern ein Dictatorship 😉
Und zudem wie die erste Abfüllung in die Flasche kam: Eine Abfüllanlage konnten sie sich noch nicht leisten. So durften die Brüder 8000 Flaschen per Teekanne füllen. Und sie meinen, sie haben einiges durchprobiert, aber die Kanne war das beste Tool.
Ein tolles Tasting, da rattert niemand Einstudiertes runter, sondern echte Stories von echten Typen. Und hervorragender Whisky noch oben drauf. Da kann Iain einpacken, wenn die das regelmäßig machen würden. Was sie aber nicht machen…
Bei den 6 Drams bleibt es aber nicht. Denn danach ist noch lockeres Plaudern und man bekommt noch den einen oder anderen leckern Tropfen ins Glas. Und der schwächste hat immerhin immer noch über 51%!
Entsprechend bedient wanke ich ins Freie. Die Band spielt immer noch, also hören wir da noch etwas zu. Immerhin schaffen wir es noch in renovierte Stillhouse. Stimmt, alles ziemlich neu hier, hatte ich gar nicht mitbekommen, aber ich bin Whiskyinfomäßig ja nicht mehr am Ball.
Ins ganz neue Stillhouse mit Kiln schaffen wir es allerdings nicht mehr, es hat nämlich schon zu. Klar wir sind in Schottland, da werden um halb fünf die Bürgersteige hochgeklappt.
Die Musik spielt aber noch und es regnet nicht. Setzen wir uns doch noch ein wenig auf die Strohballen, trinken noch ein paar Whiskies und ein Islay Ale wollte ich doch auch schon immer mal probieren.
Zurück müssen wir jetzt laufen. Wieder an der extrem staubigen Straße entlang. Doch nun haben wir Tochter dabei und der Kinderbonus scheint zu wirken. Gleich am Anfang hält ein Auto. Und sie fahren uns sogar noch runter zu Bucht, obwohl sie eigentlich dort gar nicht hinwollten.
Tochter und ich laufen nun noch zum nahen Strand. Eingepackt haben wir den Drachen, denn heute ist mal ordentlich Wind. Zu viel fürs SUP, ganz abgesehen von den Atlantikbrechern. Aber das Bodyboard haben wir nicht dabei, sollten wir vielleicht nächstes Mal…