Am Morgen hat sich das Wetter leider nicht entscheidend gebessert. Dabei hat der Mai doch die meisten Sonnenstunden? Haben wir die alle gestern morgen schon aufgebraucht? Nunja, wir schlafen erstmal aus, frühstücken gemütlich und machen noch eine ausgedehne Strandwanderung. Wieder finden ein Haufen Muscheln zu uns, Maras Beet im Garten wird glaube ich bald sehr maritim aussehen.

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Einsame Strassen auf Islay

Aber wir reissen uns los, und wollen jetzt doch noch was anderes machen, egal wie das Wetter wird. Also fahren wir nach Norden Richtung Ardnave, da wollten wir gestern doch schon hin. Kaum stossen wir wieder an die Küste, steht schon ein Schild Woodland Trail. Sofort links auf den Parkplatz und losgestiefelt. 1 Mile ist der Woodland Trail lang, verrät später ein Flyer. Nicht viel, aber es gibt einiges zu sehen.

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Küüüüüken!

Wir wandern erst abwärts zum Taigh Deas, einem Vogelbeobachtungsposten. Schön gemachte Hütte, dummerweise sind wir keine besonderen Vogelfreunde und ausser Schwänen und Enten gibts auch nichts zu sehen. Wenigtens Tochter hat Spass, denn es gibt Entenküken!

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Blue Bells

Von dort geht es wieder zurück auf den Woodland Trail durch einen mächenhaften alten Wald. Bemooste Bäume, Baumstümpfe und umgefallene Reste, ein Teppich von Blue Bells, ergänzt durch Butterblumen und Osterglocken. Dazu unten in der Ebene noch leuchtend gelb blühender Ginster, war also doch gut mal im Mai zu fahren!

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Im Märchenwald des Woodland Trails

Wir fotographieren uns doll und dämlich, sodass uns sogar die Tochter weggläuft. Zwischendrin passieren wir noch eine zweite Vogelbeobachtungshütte, aber von hier aus sieht man zu Zeit nur Kühe. Bald erreichen wir wieder die Strasse, aber netterweise muss man auf dieser nicht zurück, sondern westlich schließt sich der Moorland Trail an, der 1,3 Meilen lang auf den nächsten Hügel zieht. Es geht durch ein bohlenbeplanktes, kleines Moor, dann durch Grasland und schliesslich über trockene Moorlandschaft bis zum besagten „Gipfel“.

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Wandern im Mai auf Islay

Der ist natürlich nicht besonders hoch, aber die Aussicht kann trotzdem was, quasi von Küste zu Küste. Das Wetter ist übrigens nicht gut, aber immerhin auch nicht schlecht, es nieselte vorhin mal kurz, ist sonst aber trocken und es gibt eine leichte Fernsicht. Vom Hügel runter wandert man durch herrlich blühenden Ginster und landet fast perfekt kurz vor dem Parkplatz wieder auf der Strasse.  Also nette Runde, die uns aber Hauptsächlich wegen der Vegetation gefallen hat. Vogelfreunde wissen sicherlich besser, wann sie hier aufkreuzen müssen, um irgendwas zu sehen.

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Ardnave

Es ist jetzt 16 Uhr, können wir zumindest nach Ardnave fahren, dort soll es Robben geben. Wir landen allerdings nicht in einem Ort, sondern Ardnave ist eine private Farm. Immerhin haben sie einen Parkplatz für Wanderer angelegt und es gibt sogar eine Tafel mit aufgemaltem Wanderweg. Leider lässt sich unser Nervmädel davon gar nicht beeindrucken, sondern verschwindet erstmal in den nahen Dünen. Nach einer Dreiviertelstunde kriegen wir sie wieder völlig eingesandet zurück. Es regnet inzwischen. Hmm was tun, Wanderung fällt aus, die soll zwei Stunden dauern, es ist jetzt halb sechs und regnen tuts auch. Wir sind ja spontan, also essen wir erstmal zu abend und schauen raus auf die Mütter mit ihren Lämmern, die um unser Auto herumtollen.

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Black Face Sheep

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Die Wanderung zum Ardnave Point – zumindest theoretisch

Nach dem Essen wird es draussen wieder hell. Es ist jetzt zwanzig nach sieben, zwei Sunden dauert die Wanderung, zwanzig nach neun geht die Sonne unter, wunderbar, können wir ja noch starten.

Also los, allerdings ist die Wegfindung nicht einfach, es gibt keine Markierungen. Wir folgen dem Weg und den Fusspuren darauf, aber der führt ins Innere der Landzunge, während die tolle Pastelltafel am Anfang eigentlich eine Wanderung an der Küste entlang versprach. Naja wir konsultieren das GPS, dies ist allerdings ein neues und ich hab wohl noch nicht die Trackauzeichnung aktiviert. Schnell gemacht und jetzt sehen wir immerhin wo wir sind. Wir finden jede Menge Schafe, Babyschafe, Kühe und Kälber nebst ihren Hinterlassenschaften, Sanddünen und schöne Aussichten und irgendwann finden wir sogar einen einsamen Wegweiser. Dieser sagt allerdings aucht nicht mehr als wir schon wissen, rechts gehts zum Viewpoint und geradeaus zum Ardnave Point. Ahja, wir schlagen uns einfach mit elektronischer Hilfe zum letzteren durch.

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Auf dem Weg zum…

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…Ardnave Point

Ein schöner Sandstrand am Ende der Welt wartet dort auf uns. Mara springt darauf herum, Sabine fotografiert die mikrokappadokischen Erosionsformen und ich lasse einfach die Stimmung auf mich wirken. Ein schöner Ort, vor allem im sanften Abendlicht. Seals sehen wir natürlich keine, wahscheinlich schlafen die schon längst irgendwo auf dem Meeresgrund. Natürlich nicht, wir sind einfach nur zu früh im Jahr.

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Am Ende von Islay – im Hintergrund Jura

Auf dem Rückweg versuchen wir uns wieder nach meinem Foto der schicken aber nicht sonderlich hilfreichen Pastelltafel zu halten. Aber nach Stapfen in Schlamm und Moor lassen wir das dann irgendwann und „kürzen“ quer über die Weiden wieder ab. Dies ist etwas abenteuerlich, da wir am Strand recht lange waren, es immer dunkler wird und wir versuchen einen Weg durch das Labyrinth der Weidezäune zu finden. An einer Viehverladestelle müssen wir tatsächlich quer durch diese auffällt, dass da Touris durchgelatscht sind. Aber wir ereichen vor Einbruch der Dunkelheit tatsäschlich unser Auto, wenn auch knapp. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, wir hatten das erwähnte GPS dabei UND zwei lichtstarke Stirnlampen, also zur Not hätten wir auch im Stockdunkeln zurückgefunden.

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Erosionsformen am Strand

Hier wollen wir allerdings nicht bleiben, denn das hier ist Privatland, und keiner von uns hat Lust im Dunkeln zum Gutshaus in der Ferne zu laufen und zu fragen und ausserdem wollen wir noch etwas näher an Kilchoman ran. Da wollen wir morgen nämlich hin, und damit das Frühstück länger in unser Tochter bleibt können wir nur ganz kurze Strecken direkt nach dem Essen fahren.

 

Stellplatz: Wanderparklatz Loch Gruinart, Schotter, blühender Ginster (Mai), Spaziergänge und Vogelbeobachtungshütten in der Nähe o