Wir haben gut geschlafen, obwohl der Sturm das Auto hat wackeln lassen und es gefühlt die ganze Nacht geschüttet hat. Wir schlafen lange, um dann in minutenschnelle alles zusammenzupacken und ohne Frühstück Richtung Bruichladdich zu Brettern. Alles geht gut, Mara wird nur ganz zum Schluß leicht schlecht, aber da rollen wir schon in den Hof von Bruichladdich. Sabine springt schnell raus und macht die Tour klar. Dann können wir in Ruhe frühstücken, umgeben von einer arbeitenden Destillerie, es gibt schlechtere Aussichten.
Schließlich verschwindet Sabine zur Besichtigungs- und zur anschließenden Warehouse-Tour. Wir wechseln uns ja ab, also ist sie heute dran, und ich bastele und male mit unserer angehenden Künstlerin.
Sabine kommt glücklich nach zweieinhalb Stunden zurück. Über den Prozess hab ich ja schon früher geschrieben, das Werden des Whiskies bekommt man auch bei Bruichladdich ausgiebig erklärt, tollerweise darf man aber fotographieren und den worth und auch den new make probieren.
Beim anschließenden Tasting gabs einen Whisky der Wahl zum Probieren. Das Besondere bei Bruichladdich ist, dass hier noch gebottelt wird, man kann also die Abfüllanlagen besichtigen. Alle anderen (ausser Kilchoman) lassen das ja auf dem Festland machen.
Bei der Warehouse Tour gabs dann nochmal 3 verschiedene aus dem Fass. Also Sabine ist begeistert, ob das wohl auch an den großzügigen Portion liegt?
Die Tour dauerte länger als geplant, um 13:18 kommen wir erst aus Bruichladdich raus, um 13:30 hab ich die Managers Tour bei Kilchoman gebucht. Uh, ob wir das noch schaffen? Ich bemühe mich schnell aber magenschonend zu fahren, und zum Glück ist Islay ja klein und pünktlich stürme ich in die neueste Destillerie auf Islay.
Wunderbar, die Tour geht auch gleich los mit John McLellan, dem Destilleriemanager. Er erzählt viel, sehr viel, plaudert auch schön aus dem Nähkästchen, ich kann kaum alles wiedergeben. Auf jeden Fall ist er für die Unabhängigkeit Schottlands: Er meint Islay zahlt Milliarden Steuern, hat aber die schlechtesten Strassen ganz Schottlands. Das mit den Steuern weiss ich nicht, aber bei den Strassen könnte er recht haben.
Die Brennerei ist ja klein und auch ziemlich neu: 2005/6 errichtet. Sie belebt die Tradition der Farmdestillerien neu. Dies gelingt auch ganz gut, ist sie doch auf der Rockside Farm zwischen Schafweiden und Pferdeställen untergebracht. Die Produktionsräume sind übersichtlich, aber durchaus ansehnlich, anders als zB bei Abhain Dhearg. Gemälzt wird ein kleiner Teil selbst (mit ca 20-25 ppm Phenolen), daraus wird dann der 100% Islay. Der größte Teil kommt natürlich von der Port Ellen Mälzerei (50ppm).
4 Mashtuns gibts, eine Washtun, eine Wash- und eine Spirit-Still. Alles untergebracht in zwei kleinen Räumen. Die Produktion ist in vollem Gang, wir stehen dem Stillman im Weg, der gerade einen neuen Brennvorgang anwirft. Sehr schön, das hatte ich noch nicht gesehen, wir dürfen in die noch offene Spirit Still reingucken, die gerade mit den low vines gefüllt wird. Mhh was ein Geruch, es dampft und raucht.
Und sogar dabei darf man fotografieren, da würde die Chefetage von Diageo doch glatt nen Herzinfarkt kriegen. Und new make bekommen wir auch zum Probieren, ob der wohl verzollt ist? Naja John hat ihn direkt aus dem Spiritssafe abgefüllt und dieser steht eh offen, wir sind ja mit einem unterwegs der die Lizenz dazu hat, dem Manager.
Ein Warehouse gibt es leider nicht zu sehen, dafür wird auch hier noch vor Ort abgefüllt und zwar von Hand! Wow, ich komme ja aus ner Winzerfamilie, aber das man das heute noch macht… 4 Flaschen passen in die Abfüllanlage, der Typ meint 10 mal hat er ne Flasche in der Hand bis sie im Karton liegt. Wie schon gesagt, dazwischen erzählt John viel und durchaus interessant, das macht viel mehr Spass, als die 08/15 Texte der Studenten oder das Tobermory Video (sic). Hier dürfen wir noch ein Fass aufmachen, das gleich in die Abfüllung geht, ein 5 jähriger first fill sherry, logischerweise cask strenght, entsprechend kommt er auch rüber, dunkle Fruechte, junger Rauch und leider noch etwas metallisch.
Über zwei Stunden dauert die Tour durch das winzige Gebäude 😉 Das Tasting ist dann allerdings eher schnell erledigt, drei Whiskies gibts, den Machir Bay, den Loch Gorm und einen Small batch Release ähnlich dem ‘for Germany’ von 2013. Das sind ja Standards, da spar ich mir jetzt die Tastingsnotes.
Nach der Tour erholen wir uns vom Alkohol im schönen angegliederten Cafe bei Earl Grey und Scones und anschließend noch in der Machir Bay am Strand. Das Wetter taugt natürlich gar nix, es ist kalt, eine steife Brise weht. Tochter ist das herzlich egal, sie tollt über den Sand, springt ins zu tiefe Wasser, dass es oben in die Schuhe reinläuft und sammelt Muscheln und Steine.
Um 19 Uhr bin ich ausreichend ausgenüchtert und wir fahren noch weiter. Hier wäre ein toller Übernachtungsplatz, aber dann müssten wir morgen früh zu viele Kurven fahren. Also steuern wir Port Ellen an, da standen wir letztes Jahr schon. Ein deja-vue stellt sich ein, wie damals raucht die Mälzerei, es riecht nach Meer und Torfrauch, sogar die Sonne bricht für kurze Zeit aus den Wolken und taucht die Szenerie in ein unwirkliches Licht.
Stellplatz: Parkplatz am Strand von Port Ellen, Blick auf die Port Ellen Maltings, Meer und Port Ellen. ++