Um 6.40 stehe ich auf. Autsch, ich als leidenschaftlicher Frühaufsteher. Aber was tut man nicht alles für einen Whisky. Pünktlich um kurz nach sieben fahren wir auf die Fähre, hier stehen auch die Mädels mal auf. Schnell alles gepackt und rauf in die Fähre.

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MV Hebridean Isles – Auf nach Islay

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Scottish Full Breakfast – morgens um kurz nach 7

Ah, hier gibt es Frühstück. Scottish Full Breakfast. Das nehmen wir mit, ich schaufele mir egg, bacon, sausage, beans, potato scone, hash browns und natürlich Toast aufs Tablett. Mmh und das morgens vor Acht. Aber man soll ja sein Reiseland  kennen lernen…

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Frühstück verdauen

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Nicht gebraucht

 

Endlich rollen wir auf Islay. Legendäre Insel des rauchigen Whiskies und jetzt sind wir endlich hier.  Zuhause haben wir 4 von 6 Fachböden der Bar mit Islay Spirituosen gefüllt. Also die Insel der Verheißung. Im Vorfeld hatte ich mir ja schon viel Vorplanungsmühe gemacht. Ich hatte nicht nur die Fähren alles gebucht, sondern dies auch mit den speziellen Touren abgestimmt, die wir hier machen wollen. Was gar nicht so einfach war, da manche nur einmal die Woche angeboten werden. Aber ich hab von allen eine Bestätigung ausser von Laphroiag, weil ich da noch mal anrufen musste, um die Woche zu verschieben. Hoffentlich klappt das alles…
Doch zunächst rollen wir nach Westen nach Bridgend. Hier kaufen wir dann auch die ersten der typischen Pappbrötchen, die uns noch die weitere Reise begleiten sollen. Weiter geht’s nach Süden über Port Ellen nach Laphroiag.

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Laphroaig Destillery

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Wunderschöne Lage an der Buch („schöne Senke an der breiten Bucht“ aus dem Gälischen

Hier habe ich für Sabine die Water to Whisky Experience Tour gebucht: Leider dürfen bei den meisten Destillerietouren keine Kinder mit und so müssen wir uns abwechseln. Da Laphroiag Sabines Lieblingswhisky ist und auch alles damit anfing, darf sie hier mit. Gleich geht’s auch schon schief, ich Honk hab wohl das falsche Datum gebucht. Aber irgendwie wird sie noch dazu gebucht und alles ist gut. Ich erfahre, dass auf der Standard Tour Kinder erlaubt sind, wie schön dann buche ich für Tochter und mich gleich diese.

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Islay besteht hauptsächlich aus Moor – Im Hintergund die Quelle von Laphroaig

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Hier wird Torf gestochen

 

Für Sabine geht’s erst zur Wasserquelle, wo das gute torfige Wasser herkommt, hier gibt es neben diversen Drams auch ein Mittagessen. Danach wird Torf gestochen, bei L. Tatsächlich noch von Hand. Die Bollen werden dann aufgestellt und müssen monatelang trocknen.

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Whisky to Water Experience

Unterdessen halten Mara und ich ein Mittagsschläfen. Ich wollte eigentlich etwas arbeiten, aber der Laptop ist im Safe, und der ist abgeschlossen und der Schlüssel dazu ist jetzt mit Sabine Torfstechen. Dumm gelaufen, so hänge ich ab und wecke sie irgendwann, damit wir noch was sinnvolles machen können.
Und zwar die Tour. Es stellt sich heraus, dass nur wir beide sowie ein Vater mit seinen beiden älteren Söhnen dabei sind. Und desweiteren kennt man uns schon, da irgendwie alle begeistert sind, dass ich Sabine den Vortritt bei der tollen, teuren Tour gelassen habe.

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Was ist das?

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Keimende Gerste!

Jetzt geht erst mal die Tour los, ich werd mal grob die Whiskyherstellung anhand der Führung beschreiben. Wir werden erst natürlich durch die Mälzböden geführt. Laphi mälzt ca 10% seines Gerste noch traditionell selbst. Die Gerste wird mit Wasser vermischt und dann zum Keimen auf diesen Böden ausgebreitet. Dabei wird sie alle paar Stunden gewendet um die Keimgeschwindigkeit  zu kontrollieren. Einige Tage bleibt die Gerste hier liegen bis durch den Keimvorgang die wasserunlösliche Stärke zu wasserlöslicher umgewandelt wird.

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Torffeuer zum Trocknen der Keimlinge

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Das Torffeuer – traditioneller Brennstoff auf den baumarmen Inseln

Es geht weiter zur Kiln. Hier wird die Gerste getrocknet. Über Torfrauch trocknet die Gerste über viele Stunden und hier erhält der spätere Whisky auch sein Raucharoma. Danach wird die getrocknete Gerste zu Malzschrot gemahlen. Dieser Malzschrot wird dann in Maischbottische zusammen mit warmen Wasser gefüllt. Dies aktiviert Enzyme, die die Stärke in Zucker umwandeln.
Nun wird in den washbacks (dt?) Hefe zugeführt. In Bio aufgepasst? Genau die alkoholische Gärung setzt ein. Das Gebräu gärt jetzt 2 Tage schön vor sich bis zu einem Alkoholgehalt von ca. 8%. Das Ergebnis dürfen wir probieren, es schmeckt wie ein stark angebranntes, schales Bier mit Torf, bääh. Aber es soll ja auch kein Bier werden, sondern Whisky.

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Stillroom – das Herz jeder Brennerei, und jede hat andere Formen, ihr werdet sehen!

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Der Spirit Safe – hier laufen die Destillate durch

Deshalb geht’s weiter in den Brennraum. Zuerst wird in der Wash Still (die größere) ein erster Brand mit circa 20% Alc erzeugt. Diese ‚Low Vines‘ destilliert man nun ein zweites Mal in der ‚Spirit Still‘. Es werden drei Läufe unterschieden, der foreshot, der middle cut und der faints.
Der Middle cut mit knapp 70% ist dann der Teil, der in der Füllanlage dann in die Eichenfässer gefüllt wird. Man verwendet hauptsächlich Ex-Bourbon Fässer aus den USA, aber auch andere.

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Laphroaig Warehouse – direkt am Meer

Diese Fässer landen dann im Warehouse, also im Lagerhaus. Gezeigt wird natürlich das schönste, direkt am Meer. Hier treffen wir auch Sabine, die gerade ein eigenes Sample selbst abgefüllt hat, Neid;)
Sie ist auch schön bedient mit mindestens sieben großzügigen Drams in den letzten Stunden. Ihre Tour ist zuende, und Tochter freut sich mit ihr m

itgehen zu dürfen. Ich freue mich dass unsere Tour noch zur Bar führt. Hier bekommen wir noch den klassischen 10jährigen ausgeschenkt, bevor sich unsere Guide verabschiedet.
Während ich da so sitze hänge ich so bisschen meine Gedanken nach. Denn natürlich sieht die Wahrheit bisschen anders aus. Das Großteil des Malzes kommt aus der industriellen Großmälzerei Port Ellen, hier muss man nur bei der Bestellung angeben, welchen ppm gehalt an Rauch man haben will. Der Großteil der Fässer lagert natürlich auch nicht unten am Meeresspiegel, sondern oben an der Strasse in den hässlichen gr

ünen Wellblechgebäuden. Aber das soll jetzt nicht zu negativ klingen, Whisky (ich spreche jetzt aber nur von schottischem Single Malt, nicht von indischen Molasseprodukte zB) ist immer noch ein mehr oder weniger handgemachtes Getränk mit viel Story und viel Individualität dahinter. Es ist schon erstaunlich wie viele verschiedene Geschmacksrichtungen aus den wenigen Zutaten herausholt. Keiner gleicht dem anderen!

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Warten auf den Einsatz

Dann taucht der gemütliche Typ vom Morgen auf und erkennt mich auch gleich wieder. Wir smalltalken noch ein bisschen. Eine Frau kommt hinzu, das war wohl Sabines Tourguide. Sie erzählt ihm dann auch gleich, wir wir zum Whiskytrinken kamen (durch Laphroiag) und das wir ne tolle Bar im Keller stehen haben. Argl, man weiss schon alles über mich, obwohl ich noch gar nix selbst erzählt habe. Ich finde noch einige Bilder vom Bau der Bar auf dem Handy und bekomme währenddessen einen Whisky nach dem anderen ausgeschenkt. Nach dem dritten bin ich immerhin so schlau nachzufragen, ob wir mit unserem Camper auf ihrem Besucherparkplatz übernachten dürfen. Kein Problem. Na denn, ich bekommen noch den Double Wood, den Quarter Cask, den Cask strength special select und den 18, während wir uns über Whisky und ich weiss gar nicht mehr was unterhalten. Um 5 macht das Besucherzentrum zu und ich verabschiede mich und will gerade herauswanken, als die Dame meint ich soll mein Glas nochmal herstellen, sie gibt mir noch nen 18 für den Weg, dann giesst er noch nen 18 hinterher für Sabine, dann sie nochmal für die sweet daughter. Bevor ich groß was sagen kann ist mein Glas randvoll, also so voll dass ich es oben mit der Hand abdecken muss, damit es nicht überschwappt. Auch ich bin randvoll und am Bus angekommen stelle ich fest, dass es Sabine nicht anders geht. Wir nippen noch bisschen an meinem Mitbringsel, aber irgendwann haben wir das Gefühl wir rauchen aus Nase, Mund und Ohren. Also füllen wir den 18jährigen in eine leere kleine PET Wasserflasche um, was für ein Sakrileg, ich muss gleich an eine (Fake)Story im Whiskyforum denken, wo einer seinen 30jährigen in eine Plasteflasche umfüllt und alle sich aufregen.

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Ostküste Islay

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Eine Aussicht wie gemalt

Zum Ausnüchtern wollen wir noch etwas herumspazieren. Wir laufen nochmal übers Gelände der Destille, hier liegt jetzt alles verlassen, nur die Kiln raucht immer noch. Wir laufen nach rechts an ein paar Häusern vorbei und entdecken ganz unverhofft einen Wanderweg.

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Abendwanderung I

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Abendwanderung II

Die Abendstimmung kurz nach dem Regen ist gigantisch, der Weg toll angelegt, die Landschaft wunderbar und wir sowieso mit alkoholischer Droge vollgepumpt. Es ist aber tatsächlich so schön, das wir den Weg, der eigentlich sogar ein Rundweg ist, hin und wieder zurücklaufen.

Stellplatz Besucherparkplatz Laphroiag:

Wir hätten auch keinen Meter fahren können, trotzdem ein netter Platz: Parkplatz ist eben und man hat eine schöne Sicht auf die Brennereigebäude. Schöner Spaziergang in der Nähe (hinter den Wohnhäusern)

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