Am nächsten Morgen wackelts immer noch, das gibts doch nicht, so rauh ist die See doch gar nicht, sind bei dem Seelenverkäufer die Stabilisatoren kaputt, oder was? Letztes Jahr sind wir 14 mal (!) Fähre gefahren, und keine Überfahrt war so grauenhaft wie diese. Wir verzichten aufs Frühstück und bleiben maximal lange liegen, selbst unser 1 Meter Ungeduld liegt flach. Irgendwann sind wir denn auch da und dürfen zu den Autos. Schnell alles rein und runter vom diesem Sch****pott.

Jetzt kann der Urlaub beginnen, es kann ja nur noch besser werden. Wird es auch. Als Ziel geben wir den Hadrians Wall ein. Bisschen Sightseeing in frischer Luft auf festem Untergrund, danach steht uns jetzt der Sinn.

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Tolle Sachen gibts in englischen Supermärkten!

Das Wetter passt, das Navi lotst korrekt, schnell finde ich aus Newcastle heraus. Nur einmal biege ich falsch ab, um sofort einen Supermarkt zu sehen, zu dem wir eh hinwollten. Also wunderbar  – es läuft endlich – und wir erreichen Chesters Ford. Hier wurde ein römisches Fort ausgegraben und liegt jetzt malerisch in (wörtlich zu nehmen) der Schafweide.

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So sah das wohl mal aus

Hadrians Wall wurde vom römischen Kaiser Hadrian erbaut und 128 AD fertigestellt. Sie war 117km lang und sollte das römische Reich von den Barbaren im Norden trennen. Dazu gehörten weitere Befestigungsanlagen wie eben dieses Fort.

Am Eingang werden wir direkt von einem verkaufstüchtigen (immerhin netten) Trust of Scotland Verkäufer abgefangen, der uns die Vorzüge der ganzen Sehenswürdikeiten des Trust in Schottland aufzählen will. Ich zeig ihm kurz auf seiner tollen Karte, wo wir schon überall waren, und das da wo wir jetzt hinfahren werden, gar keine Trust-Sehenswürdigkeiten liegen. Das lässt ihn schnell verstummen und wir können das Fort erstürmen.

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So sieht das jetzt aus

So lebten also die Römer! Das wussten wir zwar vorher schon, komme ich doch aus der Nähe von Trier (Augusta Treverorum) und war auch schon zB in Ephesus, aber ich habe schon lange keine römischen Ruinen mehr angeschaut. Ausserdem macht es Spass, das ganze Mara zu erklären.

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Soladatenbaracken schon mit Abwasserleitung!

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Details, die Töchter spannend finden

So gibt es ein römisches Bad mit Wellnessbereich, ein Kommandatenhaus mit Fußbodenheizung, jede Menge Mauern mit Toren und natürlich Reste von Hadrians großer Mauer. Das alles ist eingebettet in eine Schafweide in hügeliger Landschaft und von der Sonne beschienen. Zum Komplex gehört noch ein kleines Museum, nicht gewaltig sehenswert, aber es gibt viele kleine Details zu entdecken.

Schön, wir schwanken zwar noch etwas und sind auch noch angeschlagen, aber das wird schon. Etwas weiter die Strasse runter kommt gleich das nächste Fort, besser ausgegraben, aber ohne Badhaus (Housesteads Fort). Das schenken wir uns, und fahren lieber weiter zu Steel Rigg. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf die Steilkante mit Mauer. Wir wandern etwas herum und geniessen die Szenerie.

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Hadrians Wall – Steel Rigg

Allerdings nicht allzu lange, wir müssen noch Strecke machen, morgen früh geht schon unsere Islay Fähre, 400 km von hier entfernt. Also packen wir uns auf die Strasse, Tochter schläft noch und ich brettere nach Norden. Einmal quer durch die Lowlands, die von der M74 aus wirklich langweilig aussehen. Wir wissen natürlich, dass es auch schöne Ecken gibt, 2009 waren wir schonmal hier.

Jetzt düsen wir aber nur durch, queren auch problemlos Glasgow, da wir spät genug sind und landen irgendwann wieder am Pass mit dem schönen Namen „Rest and be thankful“ und  vergessen auch diesmal wieder ein Photo zu machen. Ab hier gehts nur noch abwärts und in der einbrechenden Dunkelheit landen wir in Kennacraig. Auf dem Parkplatz hinter dem Terminal (hochtrabender Begriff für eine Asphaltfläche und ein containergroßes Schaltergebäude) kann man mit Blick aufs Loch Tarbert schön stehen. Hier gibts dann das lang ersehnte Abendessen und zufrieden fallen wir ins Bett.

 

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Einzimmerwohnung mit Ausblick

Stellplatz: Kennacraig Hafen Parkplatz: in der Parkreihe, schöner Blick aufs Loch, sonst nichts o