Jetzt hatten wir den halben Tag Zeit aber irgendwie haben wirs vertrödelt. So schmeissen wir abends doch noch hektisch alles mögliche in den Bus. Und sollten natürlich wichtige Dinge vergessen, aber das wissen wir jetzt noch nicht. Um halb neun fällt mir ein, dass ich doch eigentlich noch eine neue Gasflasche holen wollte. Schnell gehe ich checken. Verdammt eine viertel volle und eine leere sind im Kasten. Noch schneller gehe ich die Optionen durch: Frieren in Schottland – keine Option, Baumarkt – gibts keinen der länger als acht auf hat. Campingplätze! Schnell rufe ich die zwei in der Umgebung an, keiner geht ran. Auf gut Glück fahre ich zum nächsten. Nee Gas haben sie nicht, gibts doch im Baumarkt. Sehr lustig weiss ich selber. Aber ich kenne hier doch noch einen Bewohner. Der ist zum Glück da, und hat auch noch ne dreiviertelvolle Flasche übrig. Glück gehabt, Danke Thomas, der Urlaub ist gerettet.

Es ist schon dunkel, als wir endlich loskommen. Das macht aber nichts, denn wir haben uns nicht viel vorgenommen. Heute fahren wir bis ins letzte Eck im Nordwesten Deutschlands, nach Emmerich am Rhein. Da sollten wir in Ruhe übernachten können, um das Stückchen in den Niederlanden dann tagsüber zu fahren.

Durch unseren späten Start vermeiden wir auch jeden „langen Wochenend“-Stau und kommen um halb zwei Nachts an den Koordinaten an, die ich aus dem Netz gefischt habe. Es stellt sich heraus, wir sind in Hoch-Elten, und gar nicht in Emmerich. Egal der Platz sieht nett aus, auf Rasen stehen wir unter Bäumen und legen uns aufs Ohr.

Stellplatz Hoch-Elten: Offizieller Stellplatz, Rasen unter hohen Bäumen, Picknickbank +

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In der letzten Ecke Deutschlands bei Sonnenschein am nächsten Morgen

Sonnenschein weckt uns, wunderbar. Bis wir allerdings in die Gänge kommen, ist der blaue Himmel von diesigem Wetter abgelöst. Aber es ist warm und immer noch sonnig, wenn auch ohne Fernsicht. Inzwischen habe ich bemerkt, dass ich Dödel den Wanderführer vergessen habe. Ausserdem habe ich auf Sabines neuem Tablet noch keine Kindle Bücher eingerichtet. Also nutze ich noch das deutsche Netz um einen digitalen Wanderführer zu besorgen, diverse Dinge zu installieren und was weiss ich. Dazu muss ich ein Wlan Netz aufspannen, fürs Tablet geht das aber irgendwie nicht, also noch mit dem anderen Smartphone ein Bluetoot Thethering. Jede Menge Elektronik und Kabel sind jetzt im Bus verteilt, aber irgendwann läd dann alles. Zwei Smartphones, Laptop, Tablet und Kindle schleppen wir inzwischen rum! Ach, unvorstellbar schön, als wir noch mit einem (1!) Papierreiseführer und nem zerfledderten Autoatlas mit allen Ländern drin verreist sind. Das muss damals zur Römerzeit gewesen sein…

Es ist inzwischen High Noon, 12 Uhr, Zeit die Umgebung zu erkunden: Wir sind also in Hoch-Elten, auch wenn wir eigentlich nach Emmerich wollten, da hab ich wohl die Koordinaten vom Nachbarplatz eingegeben. Macht aber nichts, der Platz ist schön und kostenlos, es gibt nebenan einen Minigolfplatz, ein Pfannkuchenhaus (beides nicht getestet) und einen Blick in die Rheinebene (getestet).

Da gehen wir nun hin. Dabei entdecken wir den Äbtissinnensitz (oder so ähnlich). Von dort kann man auf die andere Rheinseite blicken, nur heute nicht, wir sehen noch nicht mal 200m weit, so diesig ist es. Na was solls, wir laufen einfach weiter durch den Wald, viel Zeit haben wir eh nicht, die Fähre wartet nicht. Auf dem Rückweg entdecken wir noch den Drusenbrunnen. Ein uralter Brunnen, 37m tief. Für 1€ Eintritt darf man mal runtergucken und einen Eimer Wasser runterkippen. Es dauert wirklich lange, bis man es unten auftreffen hört.

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Der Drusenbrunnen – uralt und tief

Kurze Zeit später finden wir uns wieder auf der Autbahn gen Westen. Durch unser Rumgetrödel haben wir jetzt nur noch 1h Staufenster. Brauchen wir aber nicht, auch um Amsterdam läufts und überpünktlich erreichen wir Imuijden und den Fährhafen. Bald schon stehen wir in der Schlange, umzingelt von alten Defendern, die zur Land Rover Scotland Experience unterwegs sind und fröhlich Getriebeöl verlieren. Na denn..

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Ijmuiden Hafen

Schnell ist die Kabine gefunden, die ist wirklich nur ein Stock höher und einmal um die Ecke. Wir erinnern uns an halbstündiges herumirren in der Sardinienfähre, aber es kann ja auch mal was besser laufen. Eine Zeitlang tut es das jetzt auch noch, bevors es rapide abwärts geht. Also erstmal zum Positiven des Abends. Wir richten uns schnell ein, und dann ziehts Mara natürlich zur Kinderbespassung. Ich checke vorher noch den Duty Free Laden, mmh das was ich wollte gibts nicht mehr (Nectar d’Or), aber vielleicht wäre der Lasanta was. Das kann ich ja nachher mal probieren und dann ein, zwei Flaschen für den Urlaub shoppen. Naja dazu solls nicht kommen…

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Der Schmetterling!

Noch bin ich aber guter Dinge und suche erstmal den Rest der Family. Der findet sich natürlich bei Jack the Pirate. Einen halben Film haben sie schon geschaut, Tochter ist auch schon zwei Sekunden im Bällebad herumgehüpft, dann taucht die Animateurin auf. Mara darf sich einen Ballon wünschen und bekommt einen wunderschönen Schmetterling gefaltet. Die Jungs um sie herum bekommen natürlich Jungs-Ballons. Säbel, Flugzeuge und der größte, der deutlich zu alt für sowas ist, ein Maschinengewehr.

Dann ist Malwettbewerb!  Tochter war eh schon ganz heiss auf Malen. Nach kurzer Zeit hat sie aber schon keine Lust mehr. Aha, die Wachs-Stifte malen schlecht, aber mit Filz gehts dann doch deutlich besser. Sie schafft es sogar innerhalb der Linien zu bleiben, das ist neu. Und mit ein bisschen Motivation malt sie das ganze Bild aus. Währenddessen wird der Seegang immer rauher.

Ingesamt nur 6 Kinder, alles Mädchen, die Jungs kämpfen lieber im Bällebad (interessant, das muss wohl in den Genen liegen) haben Bilder abgegeben und werden jetzt zu Jack(eline?) gerufen. Erwartungsvoll sitzen sie da. Es gibt zwei Gewinner. Und eine davon ist Mara, ungaublich sie gewinnt ein Meerjungfrauenkostüm, mit Schwanzflosse und Gürtel und allem. Aber so richtig freuen kann die Arme sich nicht. Kurz später verliert sie denn auch was, und zwar ihr Abendessen. Verdammt, das Schiff schlingert und rollt auch wahnsinnig, auch uns war schon etwas blümerant. Sabine hats im hohen Bogen erwischt und so wischen wir Mara, sie und den Boden ab, wanken in unsere Kabine und nun ist uns allen schlecht. Wir liegen wie ein Häufchen Elend in den Betten, Mara wimmert, und wir haben noch 13 Stunden vor uns. Oh je.

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The Winner is…

Näher will ich gar nicht drauf eingehen, Mara opfert Neptun noch einige Male, wir dämmern vor uns hin, und verfluchen die Schiffreise. Sollten wir nochmal nach Schottland fahren, dann aber Tunnel und Motorway! Zum Duty Free komme ich natürlich auch nicht mehr.