Unsere Tochter testet noch den Spielplatz, dann sind auch wir startklar. Ihre neue Freundin ist eh schon vor Stunden abgefahren und so klappt das immerhin entspannt. Wir fahren nun das Lötschental wieder abwärts, an alten Holzhäusern und der Autoverlade vorbei. 22 bzw. am Wochenende 27 Franken kostet das wohl für unsere Größe, vielleicht testen wir das mal in einem zukünftigen Urlaub.

Nun fahren wir im Wallis wieder ein Stück zurück nach Osten und schrauben uns dann den Berg nach Eggerberg hoch. Die Strasse ist eng, ziemlich steil und natürlich kommt uns der Postbus entgegen. Klappt aber zentimetergenau. Der Fahrer ist jau auch Profi. Das kann man von der nächsten Tussi mit Pferdehänger nicht behaupten, die fährt nämlich an ihrer Ausweichstelle einfach mal vorbei, sodass wir (und die zwei Autos hinter uns) ein ziemliches Stück zurück setzen müssen. Ich rege mich auch nur eine Sekunde auf, denn die Aussicht ist schön und wir sind im Urlaub.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0827

Eggen – der kleine Wanderparkplatz und dahinter das Baltschiedertal, unsere Wanderung heute

Höher und höher bringen uns die Serpentinen bis nach Eggen. Wir wollen ja zu einem auf dem Wanderkärtchen eingezeichneten Parkplatz. Hoffentlich kann der was, denn hier ist alles was abgeht so richtig eng und steil, das wird spannend. Aber schlussendlich kommen auf gut 1000m auf einem kleinen Parkplatz mit einigen leeren Parzellen an, auf die wir auch noch gut draufpassen. Wunderbar, wir parken, packen und um 12 geht’s los.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0828

Schmucke Häuschen in Eggen

Erst passieren wir ein paar schmucke alte Häuschen und tauchen dann in den Wald ein. Bald gluckert schon das erste Wasser und nach einem steilen Anstieg stossen wir auf die Wasserleitung. Deshalb sind wir ja hier. Die Wasserversorgung der Dörfer hier am Hang wurde nämlich früher über oberirdische Wasserleitungen sichergestellt. Ganz früher waren die wohl teilweise aus offenen Holzröhren und gingen in den Wintern entsprechend oft kaputt, sodass sie ab der Jahrhundertwende durch herausgesprengte und gemeißelte Kanäle ersetzt wurden. Und genau an einer solchen alten Leitung führt die Wanderung nun vorbei. Fast drei Kilometer werden wir jetzt dieser Wasserleitung folgen, was für eine unglaubliche Bauleistung.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0832

Die alte Wasserleitung – hier noch ganz entspannt

Wir wandern nun also sanft aufwärts, rechts von uns nun immer der gurgelnde Kanal mit dem eiskalten, grauen Gletscherwasser. Teilweise sehr ausgesetzt zieht der Weg nun durch die Wand ins Tal hoch. Immer wieder bieten sich Ausblicke nach hinten zu schneebedeckten Gipfeln (welchen?) und in die Wand gegenüber. Auch dort verläuft eine Wasserleitung, den schnurgeraden Verlauf kann man von hier aus durch den Hang verfolgen.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0941

genau in der Bildmitte zieht die Wasserleitung auf der anderen Talseite durch

Wie gesagt, recht ausgesetzt ist der Weg nun die meiste Zeit, denn der schmale Pfad wird rechts vom Kanal und der Felswand begrenzt und links geht’s 10 bis hunderte Meter nach unten.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0875

Irgendwie haben wir kein Bild hinbekommen, bei dem man sieht wie steil und ausgesetzt es wirklich ist

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0884

Hier siehts auch eher harmlos aus 😉

Aber nicht nur, dass es diesen kilometerlangen Kanal gibt, durch Felsnasen wurden auch Mannshohe (naja eher Frauhohe) Tunnel gebrochen, durch die wir nun steigen.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0846

Durch den Tunnel – hier sogar nur kindhoch

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0852

Im Tunnel, der eigentlich nur für das Wasser erbaut wurde

Die Funktion eines Klopfwerks bestehend aus einem Wasserrad das minütlich auf eine Kuhglocke schlägt bleibt uns aber verborgen. Soll das Kunst sein, oder hat das einen Zweck? Anmerkung: Inzwischen wurden wir aufgeklärt, es hatte tatschläch einen Zweck, denn so wurde früher überwacht das das Wasser noch fliesst. Hörts auf zu klopfen musste einer zum reparieren losrennen!

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0947

Die Glocke (im Schatten rechts neben Mara) schlägt alle Minute an

Das Wasser war die ganze Zeit klar und sauber, so dass ich schon ein schlechtes Gewissen hatte als Mara eben ein paar Blümchen reinggeworfen hat. Aber die nächste Viertel Stunde, treibt eine ganze Alpenwiese vorbei. Was ist denn da los? Bald wissen wir es, im oberen Teil wird gemäht! Die Wege hier an den Suonen werden von Freiwilligen betreut, die ihren Samstag hier opfern, damit Touris wie wir hier laufen können. Etwas später treffen wir auch auf ein Wegebauteam dass mit Spitzhacke und Schaufel die Wegentwässerung instandhält.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0860

Nachbau der ganz alten hölzernen Rinne – hier durfte man früher auch noch langgehen

Der spektakulärste Teil ist leider gesperrt! Hier wurde auf ein paar Metern ein Stück der ganz alten Wasserleitung die außen am Fels verlief, nachgebaut. Ich hatte mich schon auf einen schönen ausgesetzten Blick in die Vergangenheit eingestellt, aber daraus wird nun nichts. Wegen Absturzgefahr gesperrt, steht dran. Na toll, dass man da abstürzen kann, sollte wohl jedem bewusst sein. Aber ich bin ja nun treusorgender Familienvater uns so respektiere ich das Schild und wir nehmen die Alternativroute durch den Tunnel.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0882

Zwischendurch werden wir von einem wunderschönen Wasserfall etwas von oben gekühlt

 

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0881

Und da ich mich nicht entscheiden konnte, gibts das Telefoto noch gratis dazu

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0886

Blick zurück

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0890

nach vorn

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0891

und nach rechts

Nach 200 Höhenmetern erreichen wir das Wasserfassbecken und überqueren auf einer Brücke den Baltschiederbach. Nun keuchen wir mit der nun etwas lauffaulen Tochter in der Trage noch etwas weiter nach oben zur Alp Ze Steinu. Laut Wanderführer, soll diese bewirtschaftet sein. Naja wir sparen Geld, denn außer ein paar grillenden Jugendlichen ist niemand zu entdecken. Wir haben aber alles dabei, vor den verlassenen Alphütten steht noch eine rustikale Tisch/Bank Kombi und so können wir genauso rustikal picknicken.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0894

Rustikal picknicken

Man könnte auch von hier den Wanderweg an der anderen Wasserleitung (nach Ausserberg) nehmen, oder sogar durch den neuen Stollen der dort 1,5 km durch den Berg führt. Aber dann müssten wir mit dem Zug nach Eggerberg zurückfahren und nochmal 200 Höhenmeter nach Eggen raufstapfen. Dazu sind wir irgendwie nicht motiviert genug und so gehen wir auf selbem Weg wieder zurück.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0903

Falter Party

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0918

Der Weg zurück

Das macht aber gar nichts, denn man bekommt wieder völlig neue Eindrücke, da man nun ins Tal runterschaut und auch viele Details erst beim zweiten man vorbeilaufen wahr nimmt. So kommen wir an einer Gedenktafel für eine 32Jährige vorbei, die hier wohl abgestürzt ist.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0922

Tochter läuft die ganze Strecke brav an der Hand

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0923

Für das Wasser wurden damals keine Mühen gescheut

Auch der Wasserfall sieht nun etwas anders aus. Aber das besonders schöne ist, dass Tochter jetzt den gesamten Weg runter läuft. Die meiste Zeit muss sie aber zwingend an der Hand gehen, denn wenn sie hier stolpert oder abrutscht braucht sie auch eine Gedenktafel. Das wollen wir natürlich nicht. Aber wir können uns auf sie verlassen. Sie geht brav an der Hand, will auch immer innen am Kanal gehen, da sie verstanden hat, dass es rechts richtig runter geht. Und an den Wasserkanälen hat sie nun auch viel Spass, da wir nun wegen der Hitze immer mal wieder die Füsse reinhalten. Richtig, das Wetter ist heute wirklich wunderbar, Blauthermik, kein Wölkchen am Himmel und selbst hier auf 1200 m ist es sauheiß. Aber wir haben ja einen Kanal mit eiskaltem Wasser fast die ganze Wanderung neben uns.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0925

Eiskalte Erfrischung immer nebenan!

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0938

Rot auf blau

Wir kommen also fertig und verschwitzt unten an, Mara ist den ganzen Rückweg gelaufen, über 4km und knapp 2 Stunden, dass muss ich hier nochmal festhalten. Zur Belohnung kühlen wir uns erst mal am Brunnen ab und dann gehen wir noch ins Wirtshaus von Eggen. Dies liegt schön vorne an der Ecke sodass man sowohl ins Haupttal hinunterblicken also auch das Baltschiedertal, das wir heute erwandert haben, raufgucken kann. Wir wollen uns gar nicht setzen, da uns die rundumverglaste Terrasse etwas abtörnt. Aber schnell bemerken wird den Sinn, denn der mir noch als Gleitschirmflieger bekannte berüchtigte Walliser Talwind hat eingesetzt und bläst hier gewaltig um die Ecke. Da sitzen wir nun windgeschützt und und spendieren uns ein alkfreies Bier und Mara ein Raketeneis.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0930

Schön wars!

Ein tolle Abschlußwanderung für diesen Urlaub, und das bei Wahnsinnswetter. Im Womo wird uns dann auch entsprechend heiß, vor allem weil es auf dem Weg nach unten auch noch immer heißer wird. Aber was solls, wir fahren mit offenen Fenstern und geniessen die Aussicht. Im Haupttal ist diese nicht ganz so schön, eine riesige Chemie(?)fabrik holt uns wieder zurück, aber bald sind wir auch da vorbei und ab Fiesch wird das Tal enger und schöner.

Zum dritten Mal in diesem Urlaub fahren wir nun durch Gletsch, das nur aus ein paar riesigen heruntergekommen Häusern besteht. Aber immerhin erfahren wir noch etwas neues: 1850 reichte der Rhonegletscher bis hierhin! Unglaublich, muss man doch jetzt 500 Höhenmeter höher fahren, um noch die Reste davon zu sehen.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0950

Auf dem Furkapass

Da fahren wir denn auch hin, am Belvedere mit unserem Stellplatz von vor ein paar Tagen vorbei und landen schließlich am Furkapass auf 2439m. Hier ist es denn auch vorbei mit der Hitze aber wir können beim Abendessen die Alpen im Abendlicht beobachten.

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0953

Schönes Abendlicht zum Abendessen

Heute ist ja Fussballgucken, Diesmal weiss ich: RAI und dann gibt es Bild und Ton. Dummerweise ist hier der Empfang so gut, dass wir das ganze in HD Qualität bekommen und ich finde keine Möglichkeit dass runterzuregeln. Der Router zählt munter die MBs hoch. Wir sehen immerhin noch die ersten beide Toren, dann ist unser Kontigent von 500MB erschöpft. So ein Mist, nun sitzen wir jetzt vorm Liveticker und Sabine ist etwas sauer mit ihrem Technikchef…

Reisebericht_Wohnmobil_Schweiz2014_0951

Stellplatz Furkapass

Stellplatz: Furkapass, tolle Aussicht in beide Richtungen! ++