Neuer Tag, neue Kurven. Müssig darüber zu schreiben. Tolle Strecke nun rauf in die Berge Richtung Ulassai – und Ussassai, was für coole Namen. Jede Menge Nuraghen könnte man hier anschauen. Nun, viele habe ich schon gesehen und ohne Family macht das eh keinen Spaß, also heize ich dran vorbei. Nach 178 Kurven bekomme ich schon wieder Hunger. Da kommt ein vierfaches braunes (=touristisches) Hinweisschild gerade recht: Quelle, Archeologica, Kapelle und Picknickplatz.
Kurve ich gleich mal hoch. Die Quelle ist unterhalb, brauche ich aber nicht, hab eben schon bei einer anderen alles aufgefüllt.
Oben auf dem Gipfel steht die Kapelle umgeben von Picknickbänken. Wirklich idyllisch – würden sich nicht die Bäume im Wind biegen. Erwähnte ich heute schon den eisigen Wind?
Ein kleiner Pfad führt abseits abwärts. Unterhalb tut sich in einer kleinen Felswand ein noch kleineres Loch auf. Aha eine Kammer, das ist wohl die Archäologiestätte. Leider mal wieder kein Hinweisschild, was etwas Aufschluss geben könnte. Aber dafür gibts hier etwas Windschatten, damit ich endlich Picknick machen kann.
Danach streife ich noch durch die Anlage und entdecke noch mehr Löcher. Mehrere Kammern liegen hier hintereinander, aber winzig klein. Wie alt die wohl sind und wer hier mal wohnte?
Ich werde es nicht erfahren und fahre weiter. Ein Stück hinter Ballao biege ich wieder offroad ab. Hier warten noch weitere Löcher im Fels – eine alte Mine. Durch schönste Landschaft und schöne Feldwege kurve ich nun.
Dauernd muss man hier anhalten, um die Aussicht zu fotografieren. Gut, dass Tochter nicht dabei ist, die würde sich nur beschweren… Papa und die Aussicht.
Schade dass sie nicht dabei ist, denn das Nächste würde ihr sicher gefallen. Ich habe die alte Mine erreicht.
Als Erstes halte ich am Hauptgebäude. Alles verriegelt und verrammelt. Schade, vielleicht ist drinnen ein schönes Museum?
Öffnungszeiten stehen leider nicht dran und niemand öffnet mir. Aber das Gelände kann man einfach so durchstreifen.
Das mache ich natürlich. Das schicke Hauptgebäude war wohl die Direktion. Weiter oben im Wald finden sich weitere Gebäude in unterschiedlichem Verfallsstadien.
Eine tolle Stimmung, Läden klappern im Wind (erwähnte ich schon den Wind?), irgendwo klappert etwas metallisch und als Background zwitschern die Vögel.
Noch weiter oberhalb finden sich ganz alte Minenschächte. Noch nicht mal abgesperrt. Ich bin allerdings eh zu groß, um da rein kriechen zu können. Tief unten im grünen Tal stehen die alten Verhüttungsgebäude.
Da kurve ich selbstverständlich auch noch herunter. Wirklich eine tolle Lost Place Atmosphäre hier. Riesige Kessel rosten im Grünen vor sich hin. Im Gerippe der alten Hallendächer pfeift der Wind. Und überall mitten drin blüht es!
Eigentlich könnte ich hier den Tag verbringen. Uneigentlich möchte ich natürlich weiter. Also reiße ich mich los und fahre wieder rauf. Off- und Onroad geht es nun wieder zur Küste. Selbstredend durch schönste Landschaft – Sardinien ist einfach der Hammer.
Genug für heute, der Wind macht mich fertig, soviele Kurven auch. Die Costa del Rei soll mein Ziel für heute sein. Da muss ich noch etwas durch die langweilige Ebene fahren. Aber alles schön grün hier, scheint im Winter gut geregnet zu haben. Obwohl vielleicht doch nicht, die Stauseen die ich bisher sah, sahen eher leer als voll aus.
An der Costa del Rei gibt es einen Campingplatz. Direkt am kilometerlangen Sandstrand. Den nehme ich natürlich und ergattere noch ein Platz mit Meerblick. In zweiter Reihe und natürlich muss ich zwischen den Womos durchlugen, aber immerhin.
Heute abend gibts zur Abwechslung mal wieder Pizza. Schmeckt, aber kein Vergleich zu gestern. Um den Pizzakonsum wieder abzutrainieren, mache ich noch einen Sonnenuntergangsspaziergang am Strand entlang.
Sehr schön, fast menschenleer, der Wind hat nachgelassen und über den Bergen geht die Sonne unter. Danach taucht alles in ein unwirkliches Licht. Quasi blaue Stunde am Meer.
So laufe ich immer weiter. Oberhalb entdecke ich einen Weg, der mich zum nächsten Strand bringt. Und zu einem weiteren Redentore. Der blickt salbungsvoll aufs Meer hinaus und sieht deutlich würdevoller aus als der von Gestern.