Statt Kurven fahre ich heute mal ne Stunde geradeaus. Ganz ungewohnt und ziemlich langweilig, obwohl die Landschaft rechts und links durchaus ihre Reize hat. Aber die Insel setzt die Messlatte eben hoch an.

okay, nicht nur geradeaus

Ich fahre zurück nach Arbatax. Dort, bzw im nahen Tortoli sitzt ein allseits gelobter Reifenhändler, dem ich gerne ein paar Reifen abkaufen würde. Brauchte ich gestern durch die Berge einen ganzen Tag, so sinds auf der Schnellstraße weniger als ne Stunde. Hätte ich mir aber sparen können, denn entgegen anderslautender Gerüchte hat er meine Reifengröße nicht da. Ist ein 21“ Vorderrad so besonders?
Unverrichteter Dinge fahre ich wieder zurück. Immerhin nicht die ganze Strecke, denn vorher biege ich natürlich ab, in die Berge. Hier erwartet mich eine kleine Schlucht, durch die ich höher schlängele. Die ganze Hin- und herfahrerei hat Zeit gekostet und so wird es schon wieder Zeit mittag zu machen. Da kommt ein Hinweisschild zu einer Picknickarea genau richtig.
Doch ich finde sie nicht, immer höher und höher schlängelt sich das Sträßchen. Dafür ist die Aussicht traumhaft, und die Straße auch. Nach kilometerlangem Geschlängel durch schönste Macchie führt sie auf der anderen Seite des Berges wieder herunter.

Abstecher

Sie ist genau auf das Mass eines 4×4 Pandas zugewachsen mit blühenden und Duftenden Büschen. Ein Traum hier herunter zu fahren.
Der Traum endet aber abrupt, denn nun erreiche ich Cagliari. Viel Bebauung, viel Verkehr, hässlicher Stadtrand halt. Ich kämpfe mich mit knurrendem Magen – das auch noch, aber Picknickplatz war ja nicht – daran vorbei und dann durch die hässlichen Industrieagglomerate südlich davon.

schöner Rastplatz

Erst bei Chia gefällt mir der Strand wieder, sodass ich endlich Mittag machen kann. Dafür jetzt richtig schön mit Sand, Strand, Meer, Felsen und Genueserturm im Hintergrund.

noch schönere Landschaft in den Bergen

Der nächste Abstecher führt mich nun wieder mal ins Hinterland. Eine aussichtsreiche Schotterstrecke mitten durch hübsche Hügel. Das macht Laune, allerdings ist es der Typ von lieblicher Landschaft, der sich nicht auf Fotos transportieren lässt.

und einsam ist es auch hier

Nächster Stopp: Der Hafen von Teulada. Natürlich wieder mit Turm und blauem Meer. Und ein paar Booten die im großen Hafen herumdümpeln. Interessant, wo sind die ganzen Boote für so einen großen Hafen, an Land?

ich stosse wieder ans Meer – Porto Teulada

Ich könnte doch heute mal früher Feierabend machen. In der Nähe gibts einen offenen Camping sagt Archie. Ein guter Plan, allerdings weiss ich da noch nicht, was ich heute noch veranstalte…

mit Sarazenenturm

Zuerst baue ich aber schnell mein Zelt auf, wieder mal mit Meerblick, das wird ja zur Gewohnheit hier. Dummerweise ist das Ristorante noch geschlossen. Und mein Magen knurrt schon wieder. Also muss ich nochmal los.

Das Zelt steht – Aussicht passt

oder?

Aus irgendeinem Grund dachte ich, Teulada liegt südlich am Meer. Liegt es nicht, sondern nur ein paar Häuser – und schon gar kein Supermarkt. Dafür ist die Küstenstraße hier aber fantastisch! Steile Klippen, grellweiße Strände, türkises Meer und Sarazenentürme darüber.

wunderschöne Küstenstraße

Ich fahre weiter und weiter, der Magen knurrt, aber egal. Fast hätte ich diese geniale Küstenstraße verpasst!

hätte ich fast verpasst

Dann lande ich wieder in Chia, da war ich doch heute schonmal, bevor ich in die Berge abgebogen bin. Dummerweise finde ich hier aber auch keinen Supermarkt. Gucke ich doch mal im Navi wo dieses Teulada eigentlich ist. Ah, ich hätte ganz am Anfang links gemusst und wäre in ein paar Minuten da gewesen. Jetzt sinds laut Navi 18 Minuten. Durchs Landesinnere.

der Weg zum Supermarkt 😉

Also los, bevor der Laden noch zu macht. Und das führt nun zum letzten Abstecher des Tages. Denn schon bald verabschiedet sich die Teerdecke. Und wenig später dann die glattgewalzte Beschaffenheit der Erdpiste. Das Navi sagt aber immer noch, ich komme im Ort an. Dann gehts steil bergauf und die Piste besteht nur noch aus Auswaschungen, Rinnen und losen Steinen.
Gas, Gas, Gas, und das mit knurrendem Magen. Aber ich bleibe nicht hängen und stehe irgendwann auf einem einsamen Pass. Hier sind auch wieder Reifenspuren zu sehen, eben gab es nämlich keine. Da fahre ich so eine spektakuläre Küstenstraße und dann die härteste Piste … und wo ist die blöde Helmkamera? Natürlich im Zelt! Wollte ja nur kurz einkaufen gehen.
Bergab ists nun noch sehr felsig, aber harmlos gegen eben. Und dann hab ich wieder Teer unter den Reifen. Erstmal tanken, der Sprit geht nämlich, dank lauter Abstechern auch langsam zur Neige.
Den Tankwart frage ich gleich nach nem Supermarkt.
Nach der Brücke sagt er. Ich fahre über die Brücke… und fahre und fahre und bin aus dem Ort raus. Also wieder zurück – verdammt, so langsam verdaue ich mich selbst.

der ist gut getarnt

Bis zur Brücke fahre ich, und was ist genau gegenüber? Ein Supermarkt – Augen auf beim Essenskauf. Allerdings ist er aber von aussen extrem unaffällig. Innen aber größer als gedacht und ich bekommen Pecorino und sogar noch Brot.

Abendstimmung

So kann ich dann endlich zum Sonnenuntergang mein Abendessen einnehmen, mit Blick aufs Inselchen gegenüber und der Meeresbrandung im Ohr.
Und danach habe ich auch wieder Energie, um mir ein wenig am Strand die Füße zu vertreten.

Sundowner Spaziergang – wird zur Tradition hier