Jetzt muss ich nur noch nach Olbia fahren. Denn da geht die Fähre. Allerdings erst heute Abend, da habe ich noch mehr als genügend Zeit, um die Strecke schön auszugestalten. Ich nehme mir vor, einmal quer durch die Insel zu fahren.
Immer auf den kleinsten Sträßchen, die ich finden kann. Dies gelingt mir auch gut. Manchmal zu gut, denn die Straße endet dann schonmal vor einem Tor oder im hohen Gras.
Am Lago die Liscia endet der Weg an einer Staumauer – mal was anderes.
Doch kurz vorher war richtig Verkehrsaufkommen an der Straße. Ein Reisebus, mehrere Wohnmobile und etlich Pkws. Da halte ich doch auch dem Rückweg mal an und gehe gucken – muss ja was tolles sein.
Olivastri Millenari steht da und es kostet 2,50 Eintritt. Oh, eine Olivenmühle? Wollte ich immer schon mal besuchen…
Ist es natürlich nicht, meine Italienischkenntnisse sind zu bescheiden. Mille steht für tausend und nicht für Mühle. Denn nach ein paar Metern stehe ich vor einem uralten Olivenbaum. 3000-4000 Jahre soll der alt sein. Ob man das glauben kann?
Auf jeden Fall eine majestätische Erscheinung. Ein wirklich mächtiger, weitverzweigter Stamm und eine majestätische Krone. Was der wohl schon alles erlebt hat?
Leider darf man nicht sehr nahe ran. Ein paar Meter weiter gibt es aber seinen kleinen Bruder, einen 2000 Jahre alten. Da darf man nahe rantreten und auch unter die Krone. Er ist deutlich kleiner aber nicht weniger eindrucksvoll. Also hat sich gelohnt, auch wenns keine Mühle war.
Zum Mittagessen taucht am Rande eines Dorfes passenderweise einer der typisch sardischen wunderschön angelegten Picknickplätzen auf. Und hier ist richtig was geboten. Erst kann ich einer Dame beim Autowaschen zugucken. Als sie weg ist, biegt ein ehemals 20 Jahre in Deutschland wohnender Sarde mit Gesprächsbedarf ein. Als der gerade wieder weg ein Pick-up mit einem Blaulicht auf dem Dach (angeschaltet) und nem ziemlich kleinen Wassertank auf der Ladefläche auf.
Er macht ne ziemliche Weile rum und ich frage mich schon was eigentlich. Da kommt er zu mir gelaufen und überschüttet mich mit einem Wortschwall. Deutsch, English – leider nicht.
Er ist jedenfalls sehr aufgeregt und ich deute fuego, auqua, help… ich soll beim Feuerlöschen helfen?
Nicht ganz, aber er will am Hydranten Wasser tanken, aber sein Schlauch ist zu kurz und knickt immer wieder ab. Denn kann ich dann so um die Kurve halten, dass endlich Wasser fließt und seinen kleinen Tank füllt.
Soweit so voll. Dann testet er die Pumpe auf der Ladefläche. Die will aber nicht anspringen. Anscheinend hat sie sowas wie einen Choke, der sich aber nicht ziehen lässt. Wir sind beide ratlos, entweder gehts gar nicht an, oder säuft gleich wieder ab.
Mannomann wenn das hier wirklich irgendwo brennt, ist das inzwischen aber nen Flächenbrand, der macht mindestens schon 20 Minuten hier rum, alles in allem. Hoffentlich gibts noch mehr Brandhelfer. Unverrichteter Dinge fährt dieser hier nun ab.
Ich auch bald und tatsächlich fahre ich wenige Minuten später an einem Brand an der Straße vorbei. Zum Glück haben einige Helfer ihn schon einigermaßen unter Kontrolle. Der firemaster vom Brunnen ist allerdings nirgends zu sehen…
Nach dieser Anekdote passiert nichts Aufregendes mehr. Die Szenerie bleibt aber bis kurz vor Olbia wunderschön und so erreiche ich natürlich wieder zu frühe den Hafen und das Ende des Urlaubs.
Schön war das, auch allein fahren macht mir nichts. Aber es war irgendwie zu lange ohne meine Family und das Erkunden von Interessantem macht dann alleine nicht wirklich Spaß. So bin ich etwas zu viel gefahren, und hab etwas zu wenig Zeit mit anderem verbracht. Aber was man nächstes Mal ändern sollte, weiß ich nicht so genau. Allein am wunderschönen Strand sitzen ist nämlich auch nen bisschen doof.
Aber Sardinien ist landschaftlich so toll, wie ich es in Erinnerung hatte. Eigentlich noch schöner, denn mit dem Motorrad kann man wunderbar einsamste und kleinste Straßen und Wege erkunden. Auch die Offroadstrecken im Gebirge waren toll, wenn ich auch manchmal es nicht ganz so heftig nicht schlecht gefunden hätte. Also Fazit: Top Insel, tolle Straßen, egal ob Heizerträume auf der SS125 oder Enduroträume im Hinterland. Mal sehen, ob ich wiederkomme.