Wir haben gut geschlafen. So gut, ich wage es gar nicht zu sagen, dass wir fast nicht mehr unseren Stellplatz (3€) bei der Post bezahlen können. Die macht nämlich um 11Uhr zu. Doch fünf vor 11 sind wir da! Danach machen wir eine kleine Runde durch den Ort. Der ist überraschend schön und überraschend schön herausgeputzt. Kleine Gassen, gesäumt von alten Steinhäusern, schöne Ausblicke über die wolkenverhangene Landschaft. Eine kleine verwinkelte Kirche, leider geschlossen. Noch mehr kleine Gassen und schließlich enden wir auf dem Dorfplatz mit Kneipe. Es ist nur etwas früh, um was zu trinken, so belassen wir es beim schauen.
Die Damen erfreuen sich noch beim Spielplatz, ich tanke Wasser, dann fahren wir weiter. Die Strasse ist natürlich genauso kurvig wie gestern. Die Landschaft genauso schön und mit Tempo 30 schleiche ich durchs Grün. Weitere pittoreske Dörfchen passieren wir und endlich kommt die Abzweigung nach links. Doch jetzt kommen noch serpentinenartige Kurven hinzu und Verkehr gibt’s plötzlich auch noch. Klar wir nähern uns einer Sehenswürdigkeit. Dort angekommen ist sogar ein Parkplatz frei!
Nach ausgiebigem Mittagessen sind wir bereit für den kurzen Ausflug zur Bildhauerkunst. Zum Glück nach dem Mittagessen, denn so kurz wie wir dachten wird er gar nicht. Kurz ist immerhin der kleine Anstieg zur Klosterkirche. Ich checke die Toiletten, dazu muss man durch den Kräutergarten, dann nach unten, dann in ein kleines Bruchsteingebäude rein und schließlich einige engen Stufen nach unten. Dafür landet man in einem Bruchsteinkeller mit eingebauten Facilities. Das fängt schon mal gut an.
Wieder oben zurück in der Zivilisation sind meine beiden Damen verschwunden. Ein Miracoli-Pfeifen wird beantwortet. Die beiden haben einen Wanderweg gefunden und befinden sich weit oben in der Maccia. Ich ächze hinterher und gemeinsam steigen wir weiter bergan. Die Vegetation erinnert wirklich an korsische Maccia, es duftet und es öffnen sich immer wieder Ausblicke zurück zum Kloster. Leider stand unten nur Sentier des Crete, keine Zeit oder sonstiges. Wir überlegen, wann wir umkehren sollen, da entdeckt Sabine oben eine Aussicht. Das ist doch mal ein schöner Wendepunkt. Auf der einen Seite schaut tief unten auf das Kloster aus dem Grün, auf der anderen Seite wir weit in die Landschaft zu den Kalkrippen von Gestern.
Wieder unten erkunden wir den Kräutergarten. Schön angelegt, wenn auch einiges etwas vertrocknet ist. Verschiedenste Salbeiarten, Thymian, Lavendel und tausend weitere Kräuter. Ausserdem entdecken wir Kakteen, größer als unsere Tochter. So langsam wird es etwas spät, wenn wir so weiter machen, macht das Ding noch zu. Also finden wir doch noch den Eingang nur um dann festzustellen, dass man vier Euro sparen kann, wenn man den Pass Patrimoine hat. Den haben wir bei Byrrh bekommen, aber der liegt natürlich im Womo. Wir sparen ja gerne, also hechte ich zurück zum Auto und hole das blöde Ding.
Endlich gehen wir also rein. Wir bekommen wieder ein Infoblatt ohne wirkliche Infos. Schade. Dafür findet innen gerade eine Führung statt mit gefühlt 100 Leuten in der kleinen Kirche. Wieder Schade, wir erkunden erstmal den kleinen Säulengang aussen. Leider kommt immer noch niemand raus und so quetschen wir uns dann doch noch dazu in den Innenraum. Das tolle an dieser Kirche sind ja die vierzehn marmornen Säulen der Empore. Diese stammen wohl aus dem 11. Jahrhundert und sind reichhaltig ornamental verziert. Wir machen viele Fotos, die Reliefs sind wirklich hervorragend, eine Beschreibung würde aber diese Seite hier sprengen, Wikipedia ist da aber sehr erschöpfend, stelle ich im nachhinein fest.
Obwohl wir uns nur alte Steine angucken, ist Tochter aber sehr geduldig, jetzt sind immerhin die hundert geführten Leute weg und man kann sich wieder bewegen. Dafür macht die Stätte jetzt auch zu und so bewegen wir uns wieder, und zwar zum Ausgang. Tolle Kirche in toller Landschaft, auch wenn der Weg Kurbelei am Lenkrad erfordert, lohnt sich der Umweg.
Genau diese Kurbelei haben wir jetzt noch knapp 10km. Die Landschaft entschädigt aber, es wird jetzt felsiger und mit dem rechten Rad immer knapp am Abgrund kurbeln wir durch schluchtartiges Gelände. Doch irgendwann öffnet sich das Tal, wir quetschen uns durch einen kleinen Ort und erreichen die RN 116. Endlich mal wieder geradeaus fahren! Wir reihen uns in den Verkehrsstrom ein und fahren nach dem Vorgeplänkel jetzt endlich Richtung Pyrenäen.
Doch weit kommen wir nicht. Nach ein paar Kilometern kommt ein Schild Parkplatz Villefranche de Conflent. Wir wissen nicht mehr wann genau wir hier schon mal waren, aber erinnern uns an mittelalterliche Gassen. Also kurzentschlossen rechts abgebogen. So was wird auch ab und an belohnt, denn wir kommen am Bahnhof raus, nach links zeigt ein Schild zum Parkplatz für Wohnmobile. Schnell geparkt und die Gebühren gescheckt. Nur 3€ für 24 Stunden, und zwar wirklich 24 Stunden und nicht so ein Blödsinn wie in der Schweiz (link).
Wir fahren nicht weiter zum Wanderparkplatz bei Thues sondern bleiben gleich hier. Dann können wir einen Abendspaziergang zur Stadt unternehmen. Genau dies machen wir auch nach dem Abendessen. Sogar der (kurze) Weg dorthin lohnt sich. An der Bahnlinie entlang, zweimal über alte Brücken und schon betritt man die Festungsstadt durch eine imposante Toranlage. Ja hier sieht es wirklich schön mittelalterlich aus. Wir laufen einmal durch zum Haupttor, dann zum dritten Tor und wieder zurück. Zwischenzeitlich wird es dunkel, die Laterne gehen an, und tauchen alles in romantisches orangenes Licht. Wir findens toll, nur Mara ist überhaupt nicht begeistert, weil alle Läden außer einem inzwischen geschlossen haben.
Stellplatz: Bahnhof Villefranche de Conflent, 3€ für 24h, eben, kurzer Fussweg zum UNESCO Kulturerbe, Blick auf den gelben Zug +