Wir schauen nichts an. Wir steigen noch nicht mal aus. Über uns geht ein Gewitter nieder und es schüttet aus Kübeln. Wir frühstücken und beobachten die paar Besucher. Die meisten sind nach wenigen Minuten wieder da, so toll kann es wohl nicht sein. Wir erfahren es nicht, denn trotz ausgiebigem Frühstücks wird das Wetter nicht besser. Also fahren wir einfach los, Richtung La Seu d’Urgell. Das Tal des Segre ist aber auch mit Regen sehr schön. Oben auf den Felsrücken sitzen wie Adlernester die kleinen Dörfer, der Nebel hängt in den Seitentälern und links blinkt immer mal wieder der kleine Fluss. Bald erreichen wir Seu und biegen hier Richtung Andorra ab. Wir waren hier schon mehrmals, eigentlich wollten wir gar nicht mehr in diesen Shoppingmoloch fahren, aber der Wanderführer lockt mit einer tollen Wanderung am Ende des Tals.
Also stehen wir mal wieder im Stau ins Prinzipat. Langsam schiebt sich die Blechlawine vorwärts. Wir richten schon unsere Ausweise, denn immerhin überschreiten wir gleich eine EU-Aussengrenze. Aber die Papiere will keiner sehen, der Stau setzt sich leider auch nach der Grenzstation fort.
Das Wetter sieht noch nicht nach Wandern aus, auch wenn sich kleine Wolkenlücken zeigen. Also biegen wir gleich zum Leqlerc ab. Wir brauchen ein paar Dinge und wo lässt sich billiger shoppen als im steuerbefreiten Zwergstaat? Wir laufen denn auch als erstes auf das Whiskyregal zu. Die Auswahl ist recht beachtlich, allerdings gibt es wenig spezielles. Zu den Preisen: der Laphroaig 10 findet zu 20 Euro zu uns (in D 30 im I-Net), der Laphi 18 für 55 (80) und ein special Duty Free Highland Park für meine Sammlung findet sich auch noch. Damit sind wir zwar leicht über der Freimenge, da der HP einen Liter hat, aber vielleicht zählt Mara ja als halbe Person…
Lebensmittel sind nicht billiger, wir kaufen, was wir akut brauchen, dann findet sich im Obergeschoss tatsächlich noch ein neues Akku für Sabines Handy. Den ganzen Urlaub schon kann sie nur mit dem an unseren 230V Konverter angeschlossenem Handy kommunizieren. Das ist etwas mühsam. Ich denke der Akku ist kaputt und so ist es auch. Ab nun sind der mobilen Kommunikation keine Grenzen mehr gesetzt!
Wir quetschen uns weiter durch die vollgestopften Strassen nach Norden. An der Margineda Brücke machen wir Mittagsrast. Was für ein Kleinod in diesem lauten, hektischen Tal. Wir essen ausgiebig und hoffen auf das Wetter. Statt besser wird es immer dunkler, die Wolken hängen inzwischen knapp über uns. Wir diskutieren lange hin und her, aber es macht keinen Sinn jetzt auf 2000m hochzukurven um mitten in den Wolken zu stehen und vielleicht morgen wandern zu können, vielleicht nämlich auch nicht. Also planen wir um, wir werden nicht über den Pass nach Frankreich fahren, sondern nach wieder nach Spanien Richtung Val d’Aran.
Wir kehren hier also um, nicht ohne noch einen Stopp im Sport Outlet einzulegen, denn Sabine braucht noch neue Schuhe. Wir werden auch fündig und auch Tochter läuft nun in adidas durch den Urlaub. Die Entscheidung mit nicht Wandern war wohl richtig, denn genau als wir den Laden verlassen, geht ein gewaltiges Gewitter über uns nieder. Schnell noch getankt und dann raus hier.
Andorra ist wirklich unglaublich. Ein enges abgelegenes Hochtal, kaum Platz für irgendwas, aber zugestopft mit Gebäuden, Läden, Tankstellen und Straßen. Und noch vollgestopfter mit Verkehr.
Wir tragen unseren Teil zum Stau wieder bei, indem wir jetzt nach unten fahren. Aber, was ein Glück, wir werden in der großen Zollhalle der Spanier nicht gefilzt. Nicht das wir jetzt so viel zu verzollendes dabei hätten, aber wer will schon ein ganzes Womo ausladen?
Jetzt geht’s nach Westen über den nächsten Pass. Hier ist das Unwetter wohl schon vorbeigezogen, überall tropft es und läuft das Wasser über die Straßen. Erst fahren wir unter der Wolke, dann leider in der Wolke. Knapp hinter dem Pass schöpfen wir aber wieder Hoffnung, denn wir sehen tatsächlich wieder blauen Himmel. Aber das währt nicht lang, hinter Sort zieht es wieder zu. Ich muss an Douglas Adams und diesen englischen Lkw-Fahrer denken, der nicht weiß, dass er ein Regengott ist…
Die Orte hier gefallen uns übrigens gar nicht mehr, riesige Betonbunker allenthalben, jede Menge los, aber wozu? Sind das Wintersportorte oder wozu braucht man diese Bettenburgen? Naja, aufwärts geht’s nun im Vall d’Aneau, es wird langsam auch wieder schöner. Die Landschaft ist es sowieso, es begleitet uns wieder der lilarote Stein, hohe Reliefenerergie und wenig Vegetation.
Wir nächtigen am Wanderparkplatz fürs Vall de Gerber. Da wollen wir morgen nämlich hin. Inschallah, wenns Wetter mitspielt. Danach siehts zurzeit leider nicht aus. Die Wolke hängt etwa 10m über uns, es sind 9° und es regnet immer mal wieder.
Stellplatz: Wanderparkplatz zum Vall de Gerber, kurz vor dem Port de la Bonaigua auf 1900m Höhe. Riesengroß, eben, Mülleimer, Wanderkarten, schöne Sicht (theoretisch zumindest) o