Ich mache ein Auge auf. Es ist hell, SEHR hell. Dann mache ich doch noch ein Auge auf. Tatsächlich blauer Himmel, das gibt’s doch nicht. Aber das Thermometer zeigt 6,3°. Uh, drehen wir uns nochmal rum.
Aber auch eine halbe Stunde später ist es noch blau. Jetzt müssen wir doch mal aufstehen. Wunderbar, keine Wolke am Himmel. Fast keine, denn von hinten über den Pass drängt ein weißes Wölkchen herüber. Wir verfallen leicht in Hektik, wer weiß, wie lange das Wetter hält.
Nur 40 Minuten später sind wir schon auf dem Pfad zum Vall de Gerber. Wanderung 10 aus diesem Führer (link). Der Weg zieht am gegenüberliegenden Hang hoch. Die Sonne scheint, Lufttemperatur 10°, aber in der Sonne ist es angenehm. Die Wolke hängt immer noch hinter uns, wir haben es eilig, laufen wir doch lieber in der Sonne als in der Wolke. Tochter also in die Trage, und wir jagen den Hang hinauf. Schon nach 40 Minuten erreichen wir den ersten der drei Seen, die wir heute erwandern wollen.
Hier ist es schön, aber wir wollen weiter, noch das Wetter nutzen. Zwischendurch läuft Mara sogar motiviert über Stock und Stein bergan, besagte Wolke bleibt hinter uns im Tal zurück, wir laufen nun gemütlicher. Ein toller Weg mit toller Aussicht und schon erreichen wir den zweiten See. Von hier ist es nicht mehr weit und tatsächlich nach wenigen Minuten überschreiten wir eine kleine Scharte und vor uns liegt der größte See für heute, der Estany de Gerber.
Ähnlich wie auf dem Weg, ist hier schon einiges los, aber wir finden noch ein schönes Rastplätzchen unten am Ufer. Mara kann spielen, wir essen was und beobachten die Minifische. Die Sonne scheint übrigens immer noch und es ist fast im T-Shirt auszuhalten.
Auf selbem Weg geht’s zurück, es kommen uns weitere Heerscharen an Leuten entgegen, das scheint ja hier ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Am untersten See, den Estanyola de Gerber gibt es auch einen kleinen Strand. Hier ist ein richtiger Kinderauflauf. Wir setzen uns dazu, und Mara kann mit blossen Füssen im See herum laufen. Einige Kinder springen sogar nackt oder nur mit Badehose herum, soo warm ist es aber auch nicht. Ein kalter Wind kommt auf, Mara wird’s kalt, wir brechen auf. Leider ist sie so durchgefroren, dass sie die letzte halbe Stunde runter schlecht gelaunt ist und vor sich hin jammert.
Die berühmte Wolke hängt inzwischen fast über uns, und wir denken, jetzt sind wir bestimmt gleich in der Wolke, auf die wir schon seit 5 Stunden ‚warten‘. Sind wir aber nicht, denn plötzlich verzieht sie sich, wir sehen sogar wieder den Pass im Westen.
Als wir am Auto ankommen, ist dieses auch wieder in der Sonne, wunderbar so lässt sich arbeiten. Das mache ich nämlich die nächsten zwei Stunden, aber ich muss sagen, ich hab schon mit schlechterer Aussicht gearbeitet.
Der Newsletter ist verschickt, wir können weiterfahren. Wir überqueren nun den Port de la Bonaigua (das ist der Pass), sehen jede Menge Skilifte und Skiinstallationen in der ansonsten schönen Landschaft und rollen nun ins Val d’Aran. Bald erreichen wir auf guter Straße Baqueira. Ich wüsste mal gerne die Bettenkapazität des Ortes, hier steht ein fettes Hotel neben dem anderen. Viele aber architektonisch gut getarnt mit strukturierter Dachlandschaft und eher in einer Art Reihenhaussiedlung. Wir biegen hier rechts ab und schrauben uns nun den fast senkrechten Hang hoch, auch hier Hotels ohne Ende. Und natürlich Liftanlagen. Hier muss im Winter der Punk abgehen, doch jetzt liegt alles im Sommerschlaf.
Unser Ziel für heute ist Plan de Beret, ein riesiger Parkplatz mitten in der Bergwelt. Natürlich umgeben von Liften und Pisten. Der Parkplatz ist fast leer, ich nehme an, im Winter ist er voll ausgelastet. Wir stellen uns in die hintere rechte Ecke, da haben wir die schönste Aussicht.
Das Abendessen mundet mit Blick in die umliegenden Hänge und nun kommt was, was ich schon mehrfach beobachtet habe, das muss psychologisch bedingt sein. Ein Womo kommt und parkt vorne am Parkplatz. Da steht es 10 Minuten, dann fährt es los und parkt in ganzen nahem Abstand zu uns (wir sind das einzige Auto weit und breit). Eine halbe Stunde später kommt ein drittes. Der riesige Parkplatz ist komplett leer, das dritte stellt sich genau zwischen uns. Unglaublich, jetzt stehen wir zu dritt gleich nebeneinander an einer Seite auf einem hektargroßen Parkplatz. Hätte sich einer von den kuschelbedürftigen links von uns in die Aussicht gestellt, ich hätte noch mal umgeparkt. Ähnliches übrigens heute Nachmittag. Am Ausgangspunkt unserer Wanderung parkten wir mutterseelenallein auf dem oberen Parkplatz, der für bestimmt hundert Autos reichen würde. Als wir zurückkommen, stehen noch einige Autos verstreut und ein Womo genau neben uns Tür an Tür. Und warum ist das jetzt so? Ich weiss es nicht, ich würde das nie machen, ich stehe gerne mit Aussicht und einsam. Vielleicht fühlt man sich so sicherer? Oder kuschelt gerne?
Wie dem auch sei, nach dem Essen will Tochter nochmal raus. Die Sonne ist inzwischen untergegangen und es ist knapp 10°. Das ist ihr aber ganz egal, denn hier gibt es halbwilde Pferde. Da müssen wir nun hin und ich muss auf ihr Geheiß Photo um Photo schiessen, damit sie diese zuhause ausdrucken kann. Ich bin irgendwann eingefroren, sie springt immer noch herum, wir müssen über den nahen Bach balancieren, was mir immerhin Gelegenheit gibt, die Skiinstallationen aus der Nähe zu begutachten. Immerhin auch hier etwas besser in die Landschaft eingepasst als viele Betonburgen in den Alpen.
Stellplatz: Plan de Beret, riesiger Parkplatz auf 1850m mit schönster Aussicht und hervorragendem UMTS, sonst nix
PS: gerade kommt ein VW Bus und stellt sich … neben uns…