Da wir spät kamen, stehen wir auch spät auf und sind die letzten. Alle anderen sind schon weg. Wir halten uns aber auch nicht lange auf und fahren noch vor dem Frühstück zur Wanderung, die wir uns ausgesucht haben. Denn Müsli, Mara und Kurven verträgt sich nicht.
Hungrig kommen wir am Parkplatz vom Valle de Chaudefour an. Wir mussten doch noch knapp 35 Minuten fahren, denn die Auvergne ist schön und auch schön kurvig. Aber jetzt haben wir den zweitletzten Parkplatz ergattert und frühstücken, während ums uns herum die Wanderer aufbrechen.
Eher die Spaziergänger, denn so weit und anstrengend wird es nicht. Wir waren bereits in der Auvergne unterwegs, aber erst als wir auf dem Parkplatz ankamen, merkten wir, dass wir die Wanderung bereits gemacht haben. Na egal, wenn wir uns eh nicht mehr erinnern, dann können wir es ja auch noch mal machen. Dabei ist das erst drei Jahre her und an andere Wanderungen im Führer konnte ich mich durchaus noch erinnern…
Wir laufen denn auch irgendwann mal los, das Wetter ist übrigens sonnig, wenn auch ein recht kühles Lüftchen weht. Der Weg ist klar und nicht zu verfehlen, erst durch dunklen Wald zur eisenhaltigen St. Anne Quelle. Dann durch lichten und wunderschönen Laubwald hoch zu einer Almwiese zwischen den Vulkanformen. Die Auvergne ist ja ein vulkanisch geprägtes Gebiet, und so kann man an allen Ecken die Zeugnisse davon entdecken. So auch hier, rechts von uns ragt eine Schlotfüllung als Zacken in den Himmel, links die Hügel alter Stratovulkane. Dazu das grün der Wiesen und Wälder.
Am Wegweiser biegen wir links ab Richtung Cascade de la Biche. Den hatten wir damals ausgelassen, wir wissen nicht mehr warum. Jetzt gehen wir hin, zuerst steil den Wald hoch, dann recht flach. Immer den blauen Markierungen nach und nach einem kurzen steilen Stück stehen wir am Fuß des Falls. Der ist hoch und sprüht schön über die Kante, liegt aber leider im Schatten. So schauen wir nur kurz und kehren zurück zur Wiese im Tal. Dort lässt sich am Bach wunderbar picknicken. Tochter entdeckt sogar eine natürlich Wippe und so ist jeder zufrieden. Heute gibt es die letzten 6 der 50 kleinen Würstchen, die wir auf dem Markt in Mont Louis gekauft haben. So schließt sich wieder ein Kreis, denn wie die Würstchen ist jetzt auch leider unser Urlaub zu Ende.
Das war aber noch nicht das Schlusswort, denn auf dem Weg zur Autobahn machen wir noch einen Stopp in Champeix. Der Ort hat so einen schönen kostenlosen Stellplatz angelegt, da wollen wir ihm doch eine Chance geben. Es empfängt uns ein halbkreisförmiger Platz, auf dem wir heute am Sonntag sogar noch einen Parkplatz finden. Leider ist hier nicht viel los, Sabines Kaffee fällt damit aus, denn außer einer extrem hässlichen Sportbar ist alles verriegelt und verlassen. Wir wenden uns nach links über den kleinen Fluss, denn Tochter wünscht sich das Prinzessinnen Schloss zu sehen, dass sie oben auf dem Hügel entdeckt hat. Oh je zum einen ist es schon nach 6, das hat bestimmt nicht mehr auf und zudem ist mittendrauf eine Glocke, also eher eine Kirche? Dann hat sie vielleicht doch auf. An der Hauswand ist sogar ein Schild: ‚Chateau’. Also gut, folgen wir dem mal. Durch enge Gassen schlängeln wir uns nun nach oben, dann zeigt ein Schild nach rechts und eins nach links. Wir entscheiden uns für links und erreichen die ersten Mauern. Sieht doch burgmässig aus, finden wir alle. Bald wieder rechts oder links. Diesmal gehen wir rechts und finden ganz enge Stufen zu einem Kräutergarten zwischen den Mauern. Aber es geht nicht weiter, also doch links… um es kurz zu machen, dass Spiel geht noch einige Male bis wir uns ganz nach oben gekämpft haben. Geschafft, aber Mara will jetzt unbedingt die Prinzessinnenzimmer sehen. Vorne steht sogar eine Tür offen, wir gehen durch und landen in einer Kapelle. Nunja, mehr Informationen habe ich auch nicht, außerdem gibt es nichts, aber rein gar nichts zu sehen. Ich erkläre, dass ist die Kapelle der Prinzessin, reicht natürlich nicht. Weiter hinten ist allerdings noch eine Tür. Entre Libre (Freier Eintritt) steht daran, und Öffnungszeiten, die längst vorbei sind. Wir laufen schnell hin und gehen auch da rein. Was soll ich sagen, viel zu viel Text für das, was es da zu sehen gibt nämlich noch weniger! Leere Räume, eine unspektakuläre Terrasse und noch leere hässliche Kellerräume dazu. Aber eine Dame die drauf aufpasst. Wenigstens ist Tochter zufrieden, weil sie denkt, nun die Prinzessinnenräume gefunden zu haben. An den Wändern hängen Seile zum Bilder aufhängen, vielleicht sind hier manchmal Ausstellungen, aber heute ist hier nur moderne Kunst des Nichts.
Wir steigen also wieder ab, hinter uns wird dann auch abgeschlossen. Jetzt biegen wir mal anders ab und finden einen anderen Weg, als auf dem Hinweg. Durch enge, sogar ganz enge, verwinkelte Gassen steigen wir nun nach unten, treten durch einen niedrigen Torbogen und landen auf einem kleinen Platz mit Brunnen.
So, das wars, viel Text für wenig Sehenswürdigkeit, aber der Ort hat Charme. Wenig touristisiert, und wer lieber zerfallend mag als übersaniert, dem macht es Spaß die kleinen Gässchen zu erkunden. Die Burg/Kapelle kann eigentlich gar nichts, aber die hundert Wege dorthin und die schöne Aussicht haben aber auch wieder etwas. Also ein schöner Abschluss eines schönen Urlaubs.
Auf dem Rückweg probieren wir eine neue Route aus, da wir gehen etwas früher ankommen und mit Rücksicht auf den Nachwuchs nicht ganz so viele Kreisverkehre fahren wollen. Für alle die in die Richtung fahren wollen und als Gedankenstütze liste ich die Route nochmal auf, denn sie ist hervorragend um mit wenig Autobahngebühren und schnell in die Auvergne zu kommen: Beschreibung rückwarts, so wie wir gefahren sind. Von Clermont Ferrand die A71nach Norden bis Ausfahrt 11, hier auf die N79 und 149km (rekordverdächtig) ohne Kreisverkehr, Ortsdurchfahrt oder ähnliches, oft sogar zweispurig bis zu N80. Diese bis Chalon s Saone und jetzt auf die D673 bis Dole und bei Ausfahrt 2 auf die A36. Da ganze kostet knapp 30€ Gebühren, und Fahrzeit deutsche Grenze-Clermont ca. 5,5h.