Gut geschlafen haben wir am See. So gut, dass wir mal wieder beinahe die Letzten sind. Doch zum nächsten Schloss ist es nur eine halbe Stunde.
In Schottland haben wir gelernt, dass ein Schloss – und damit der Schlossherr natürlich – umso wichtiger sind, je weiter das Außentor vom Gebäude entfernt sind. In Balmoral war es echt soweit, dass man gefahren wurde. Hier sind es immerhin 4 Kilometer.
Es gibt sogar einen Extra Parkplatz für Wohnmobile. Allerdings werden da 11 Euro für 24 h fällig. Was tut man nicht alles für etwas Kultur.
Ein paar Meter sind es zu Fuß zum Schloss. Ein wirklich großes Teil mit interessanter Architektur, das kann man schonmal sagen.
Nach reichlich Eintritt betreten wir diese Architektur. Wie wir gleich im interessanten Film links im Erdgeschoss erfahren, wird der Grundriss Leonardo da Vinci zugeschrieben. Und der ist wirklich spannend. Eine Doppeltreppe zentral und dann in jedem Viertel Räume, daran angedockt die Türme. Das soll vielleicht ein Mühlrad symbolisieren oder eine Maschine mit Drehachse. Ausgerichtet übrigens nach den Himmelsrichtungen.
Jedenfalls spannend, besonders die Treppe, die ja so auch schon in Leonardo da Vincis Aufzeichnungen vorkommt.
Die unteren Räume sind verschieden ausstaffiert. Zu Glück darf man fotografieren, da muss ich nicht so viel schreiben.
Natürlich schauen wir jeden Raum an und dann nutzen wir besagte Treppe. Man kann sich gegenseitig zuwinken, ohne das man sich begegnet.
Im 1. Stock finden sich weitere prachtvoll ausgestattete Räume wie das ‚Schlafzimmer der Königin‘, das Prunkgemach und so weiter. Das schauen wir uns natürlich genau an. Wie hundert andere übrigens auch.
Das zweite Geschoß zeigt hübsche Gewölbedecken mit Drachen und Franz I. Initialen. Dieser hatte als König von Frankreich das Bauwerk 1519 in Auftrag gegeben, seine Fertigstellung allerdings nicht mehr erlebt. Sein Sohn übrigens auch nicht, solange wurde daran gebaut.
Abgesehen von ein paar modernen Kunstwerken sind die Räume leider leer, so dass wir uns schnell zum 3. Stock aufmachen. Hier tritt man in luftiger Höhe ins Freie. Wir laufen einmal ums Gebäude herum und bewundern die fabelhaften Türmchen, Giebelchen und Dächelchen des Schlosses.
Auch die Aussicht nach unten ist beeindruckend. Die Gärten können zwar überhaupt nicht mit den schottischen mithalten, aber die strikte Eleganz der Anlage hat was.
Das schauen wir uns vom Nahen an. Also die Helix wieder herunter und schon stehen wir im Freien. Wir laufen bis nach vorne zum Kanal und drehen uns erst dann um. Was für eine beeindruckende Fassade!
Außer ein paar Blümchen bietet der Garten aber nicht sonderlich viel und so nutzen wie eine der sechs (ja sechs, für viele hundert Besucher) Banken für eine kleine Mittagsrast.
Durch die Besuchermassen bahnen wir uns zu guter Letzt noch unseren Weg durch den Shop und nach draußen.
An der kleinen Kirche vorbei – die wenig beeindruckt – sind wir schnell wieder am Womo und essen nun gemütlich ein spätes Mittagessen. Toll wenn man ein fahrendes Zuhause dabei hat, ich muss es ab und an mal erwähnen.
Wir wollen nochmal los. Ich befreie die Räder vom Heckträger und schon rollen wir dem Schloss entgegen. Wir radeln nun am kleinen Kanal entlang. Doch das klappt nur mäßig, denn überall rollen diese Golfkarts herum, die man hier mieten kann. Und damit sie sich auf keinen Fall verfahren können, sind die Wege überall abgesperrt. Dabei ist das ganze Gelände doch zig Quadratkilometer groß.
Bald haben wir den Kartweg abgefahren und landen wieder beim Schloss. Doch nach Norden führt noch ein Weg.
Volltreffer, es gibt sogar eine Karte dazu. Wir fahren nun einfach Wanderwege mit dem Rad. Das gelingt gut, denn ein einstiger Schlossherr hatte den ganzen Wald mit ebenen Jagdwegen erschlossen. Auf diesen radeln wir nun und schauen in den lichtdurchfluteten Wald.
Das macht Laune, und Mara brettert mit ihrem Mountainbike vorneweg. Es ist ein Rundweg und auf dem Rückweg suchen wir an einem Wildbeobachtungsplatz noch einen Geocache … und finden ihn immerhin!
Sehr schön, doch langsam geht die Sonne unter. Dabei wollte ich das Schloss doch noch in der Abendsonne fotografieren. Wir düsen durch den Wald und kommen genau in den richtigen 10 Minuten wieder zum Gebäude.
Natürlich verschießen wir zig Fotos, doch schnell ist die Sonne hinter dem Wald versunken und wir machen uns auf nach Hause – auf dem nahen Parkplatz.
Als es dunkel wird, gehe ich mal kurz schauen, ob das Schloss beleuchtet ist. Ist es leider nicht, aber dafür geht der Vollmond direkt dahinter auf. Toll, nur leider habe ich weder Stativ noch Tele dabei. Ein paar gute Aufnahmen gelingen mir trotzdem.