By fair means – zurück mit eigener Kraft

Der Plan ist gefasst. Wir fahren wieder zurück. Das Wetter ist wieder sonnig (und heiß!), die Strecke ja eigentlich schön und bis zum zweitnächsten Camping sind es knapp 60km (nach Neckarsulm möchte ich bestimmt nicht wieder). Also Gepäck gepackt, gemütlich mit den Steffs gefrühstückt (Danke für die Gastfreundschaft an dieser Stelle) und auf geht’s.

Wir fahren allerdings etwas anders. Von Asperg geht es nun nach Bietigheim-Bissingen an die Enz. Wir finden sogar hin, obwohl wir keine Karte haben und mein Handy einfach aufgibt. Jetzt sausen wir ein kurzes Stück die Enz hinunter und landen in Besigheim schon wieder am Neckar. Weiter vorbei an schönen Weinhängen. Es wird immer heißer. Bloß nicht anhalten, dann trifft einen die Hitze wie eine Wand. 32° sind es gegen zwei Uhr.

Das Tal öffnet sich und schon bald fahren wir wieder an den kilometerlangen Industrieanlagen vor Heilbronn und Neckarsulm vorbei. Entweder sind wir deutlich fitter oder das kleine Gefälle macht sich doch bemerkbar. Wir sind nämlich verdammt schnell unterwegs.

Um kurz nach drei erreichen wir schon den Camping in Gundelsheim. Der Zeltplatz entpuppt sich als, na ja, sehr basic. Dafür ist der Preis mit 10 Euronen weniger als auf meinem Lieblingsplatz in der Stadt der kostenlosen Parkplätze in Ordnung.

Jetzt haben wir ja noch Zeit den Ort zu erkunden. Überragt wird dieser von Schloss Hornberg. Um das zu besichtigen, sind wir aber zu spät, und ehrlicherweise interessiert uns das Museum der Siebenbürgener Sachsen darin auch nicht sooo wahnsinnig.

Da laufen wir lieber durch den Fachwerkort. Ganz nett, aber irgendwie ist hier der Hund begraben. Es ist kurz vor fünf und die paar Kneipen die es hier gibt, haben zu. Wir hatten Mara für die lange Fahrzeit heute ein Eis versprochen, ein richtiges mit Kugel und Hörnchen und so. Ich sehe Probleme auf uns zu kommen, denn die Eisdiele gibt es nicht mehr! Die ist vom ‚Braustüble’ verdrängt worden – welches natürlich auch zu hat.

Aber in der Schokomanufaktur soll es Eis geben. Also dorthin, die hat als einzige sogar offen. Und Eis! Zwar nur acht Sorten, aber aus eigener Herstellung und auch Schoko. Wir meinen wir essen erstmal ein Eis und dann einen der leckeren Kuchen aus der Auslage. Da meint die Dame doch glatt: Letzte Bestellung, sie machen in 10 Minuten zu! Freitags um fünf!

In den zehn Minuten schaffen wir drei immerhin 2 Kugeln Eis, drei Stück Kuchen (eher Torten) einen Milchkaffee und ein Weizen. Ich verrate jetzt aber nicht, wer was gegessen hat…

Die Terrasse wird um kurz vor fünf sogar noch voll, aber Feierabend ist Feierabend.

Dann laufen wir eben noch bis zum Schloss hoch. Davor wird gerade geheiratet, Tochter freut sich über die Braut, schon die zweite des Urlaubs, gestern in Ludwigsburg sah sie auch schon eine. Die Aussicht ist ganz nett von hier oben. Träge fließt der Neckar entlang der Weinhänge und gegenüber thront die Burg Guttenberg.

Auf unserem Camping ist heute – ja was? bunter Abend? Ein Alleinunterhalter hat aufgebaut, ein Spanferkel dreht sich und auf der Wiese stehen ein paar Bierbänke als Biergarten. Alkoholfreies Bier gibt es hier nicht, das trinkt hier in der Provinz wohl keiner. Mara will auch unbedingt Spanferkel und so essen wir beide je eine Portion Spanferkel und Sabine unseren Kartoffelsalat.

Der Aushilfselvis dudelt vor sich hin und wir haben Zeit, die ‚Gäste’ zu betrachten. Schon spannend, wo wir hier gelandet sind. Das Spanferkel ist immerhin sehr gut gemacht, auch Tochter schmeckts. Als der ‚Unterhalter’ nun zu deutschem Schlager in Überzimmerlautstärke übergeht ziehen wir uns doch lieber zum Zelt zurück.

Leute die im Zelt übernachten, gibt es ja anscheinend kaum noch. Jetzt spät am Abend treffen immerhin noch zwei weitere Radreisende ein und eine Familie mit Zelt, Auto und drei Kids. Mara freundet sich gleich mit dem Mädchen an, und so kann sie noch ein bisschen spielen bis Bettgehzeit ist.

Ja, Bettgezeit! Es ist um 24 Uhr noch mindestens 30 Grad im Zelt. Draußen wird man aber aufgefressen. Tochter schläft friedlich und wir wälzen uns hin und her. Mann, bis nach drei liege ich wach, denn irgendwie tobt die Party nun um unser Zelt.