Nachts hats schwer geschüttet. Das Wetter hier in Wales ist wirklich bedeutend schlechter als in Schottland. Wir hängen morgens einfach solange rum, bis es aufhört. Tut es aber nicht.
Okay der klügere gibt nach, gehen wir halt in Regenmontur zum Mittelalterdorf. 13,5 Pfund später halten wir drei Audioguides in der Hand. Angeblich sogar in deutsch, auch wenn die Dame an der Rezeption nicht genau wusste wie mans umstellt.
Wir schaffens nach einigem rumdrücken und nun laufen wir mit guter deutscher Erklärung durch die verschiedenen Häuser. Uns macht Englisch nichts aus, aber für Tochter ist das natürlich wunderbar.
Hier wurde an originaler Stelle ein kleines Dorf aus dem Jahr 1350 nachgebaut. Mit Vogthaus, Leibeigenenhäusern, Bäcker, Taverne und so weiter.
Schön gemacht, da macht uns der Regen nichts aus. Das größte und stabilste Haus ist natürlich das Zehnthaus, in dem ein Ordensritter sitzt, der genau Buch führt, dass den Dorfleuten das maximale abgepresst wird. Wieder denken wir, dass wir es besser haben als damals, wenigstens ein bisschen.
Die Häuser sind schön bis ins Detail gestaltet, auch mit Gags. So wird dem Metzger das Fleisch von Ratten geklaut. Und der Audio Guide dazu ist wirklich sehr gut.
Schön gemacht, genau das richtige bei dem Wetter. Wandern verschieben wir mal wieder auf irgendwann. Als nächstes fahren wir zum Margam Stones Museum. In Wales finden sich ähnlich wie in Schottland auch diese wunderschön gestalteten Feldsteine und -kreuze. Wie auch dort sind einige in einem kleinen Museum gesammelt. Und auch hier ist niemand. Das Museum ist einfach offen, das Licht geht automatisch an und an wen man den Eintritt zahlen soll bleibt schleierhaft.
Die Steine die hier rumstehen sind nett. Aber auch nicht mehr. Kein Vergleich zum Kildalton Cross zum Beispiel LINK.
So fahren wir bald wieder. Denn irgendwie fühlt man sich hier wie am Ende aller Dinge. Niemand ist hier, das Restaurant gegenüber ist geschlossen und die nahe Abtei ebenfalls, obwohl Free Admission dran steht…
Wir bleiben weiter dem Mittelalter treu. Im Zeichen dessen scheint heute der ganze Tag zu stehen. Merthyr Mawr heißt der kleine Ort, zu dem wir wollen. Die Straße ist mal wieder verschärft eng. Die Spiegel schlagen rechts und links in die Büsche, unglaublich.
Zum Glück kommt keiner entgegen und schon rollen wir durch den Ort und nach etwas Suchen auf den Parkplatz am kleinen Fluss. Mann, ist das idyllisch hier. Umgeben von grün, vor uns der lauschige Fluß, nebenan eine alte pittoreske Hängebrücke und in der Ferne die stumpfen Zähne von Ogmore Castle. Der Prototyp eines landschaftlichen schönen freien Stellplatzes!
Hier bleiben wir! Immerhin gibt es einiges zu sehen in der Umgebung. Fangen wir gleich mit dem Ort an. Reetgedeckte, kleine Häuschen hinter Rosenhecken. Wie im Museum, aber ein echtes, belebtes Dorf. Aus dem Haus vor uns springt auch gleich eine Dame, die jedem ihre erste gelungene Torte zeigt… na denn.
Dummerweise regnet es wieder, was uns aber nicht davon abhält jedes Haus einzeln anzuschauen. Dauert aber gar nicht lange, denn so viele sind es gar nicht.
An der Kirche vorbei laufen wir nun zum nahen Waldparkplatz. Denn das eigentliche Highlight liegt etwas außerhalb des Ortes. Hier soll es nämlich die zweitgrößte Düne Europas geben!
Zunächst laufen wir allerdings wenig spektakulär der Teerstraße nach. Und leider ist recht viel Verkehr. Also für single Road Verhältnisse, ab und an kommt halt ein Auto.
Dafür wird das Wetter besser, es ist nun trocken und mit viel guten Willen kann man die Sonne durch die Wolken erkennen. Dann erreichen wir endlich den Parkplatz und gleich darauf die Düne.
Spektakülär türmt sich eine Sandwand vor uns auf. Der Wanderweg führt eigentlich im Bogen herauf, aber Tochter will natürlich direkt grade drauf laufen. Also machen wir das und erklimmen sie Direttissima.
Oben ist es leider gar nicht mehr so spektakulär. Denn auf der Rückseite – der Seeseite – ist die Düne und die vorgelagerten kleineren komplett bewachsen und als solche gar nicht zu erkennen.
Wir laufen vor bis zum Aussichtspunkt. Hier kann man weit über die – grünen – Dünen und die Küste schauen. Wirklich schön, aber eine zweite Dune de Pyla sollte man nicht erwarten.
Richtung Küste steigen wir nun ab . Zwar nicht offiziell, aber ein deutlicher Weg führt hier nach unten. Unten findet sich eine wunderbare Landschaft aus bewachsenen Sanddünen mit kleinen Pfaden zwischendrin. Zudem ist inzwischen die Sonne herausgekommen. Mit blauem Himmel und im Licht sieht die Landschaft doch gleich nochmal deutlich besser aus.
Wir laufen vor bis zum Strand. Ein Riesenstrand, und wir haben ihn ganz für uns allein. Ein Stück gehen wir ihn nun entlang und suchen nach Muscheln. Die Ausbeute ist nicht so groß wie zum Beispiel auf Islay.
Auf dem gelben Pfad gehts nun zurück. Also gelb ist die Markierung, aber auf den Sand trifft das natürlich auch zu. Er kontrastiert schön mit dem grünen Bewuchs und dem blauweißen Himmel.
Zurück auf unserem wirklich idyllischen Stellplatz kochen wir uns erstmal was gutes. Das liegt aber schwer im Magen und so entschließen wir uns noch zu einem Verdauungsspaziergang. Das Ogmore Castle dahinten wäre doch genau richtig.
Dazu benutzen wir die hübsche Hängebrücke mit ihren zwei Toren, die so laut zukrachen, dass Tochter vor Schreck einen Satz macht. An der Pferdeweide vorbei landen wir vorm nächsten Fluss. Doch hier gibt es gar keine Brücke sondern ein Steinreihe durch den doch recht breiten Fluß.
Das findet Tochter schön abenteuerlich. Da müssen wir also rüber. Ein paar der Steine sind allerdings überflutet und die Damen haben keine wasserdichten Schuhe an. Tochter kann ich rüberheben. Sabine tritt allerdings dann Dochmal rein und hat nun einen nassen Fuß…
Das Castle liegt aber gleich oberhalb. Es ist kein Castle mehr, sondern nur noch ein paar Mauern im Gras. Mit Schafen davor und Schafkötteln garniert.
Dafür immerhin umsonst und daher frei zugänglich. Wir erkunden ein wenig die Mauern. Doch der Wind zieht kalt und höllisch spannend ist es auch nicht gerade.
Also wieder zurück über die Steppping Stones. Diesmal fällt niemand ins Wasser und wohlbehalten erreichen wir kurz vorm Dunkelwerden unser Womo.
Stellplatz: Parkplatz an der Hängebrücke von Merthyr Mawr