Leider hatte Tochter heute Nacht Fieber und am Morgen noch erhöhte Temperatur. Wir werfen also unseren Plan um, der daraus bestand, dass wir alle drei zur Irente Farm wandern. Nachdem wir das bescheidene Frühstück hinter uns gebracht haben, werde ich wandern und Tochter und Mama fahren. Schade, aber wir hoffen, dass sie sich mit Ruhe schnell erholt.
Agrey und ich laufen also bergan, während die Damen fahren. Durch die Ausläufer von Lushoto geht es nun nach oben. Vorbei an verstreuten Häusern und überall kleinen Feldern mit Bananen, Mais und allerlei Gemüse.
75 der Bevölkerung leben hier vom Gemüseanbau, erzählt Agrey. Allerdings werden nur 15% zu anderen Märkten geliefert, der Rest ist Subsistenzwirtschaft oder wird lokal verkauft. Es gibt auch Wasserleitungen aus den Bergen. Und die Hälfte aller Häuser haben hier private Wasserhähne. Und viele monströse Satellitenschüsseln auf dem Dach.
Die Landschaft, die wir die nächsten Stunden erwandern ist schön wie gestern. Besagte hellgrüne Felder, mit dunkelgrünen Bäumen durchsetzt und aufgelockert durch die rote Erde und genauso rote Backsteinhäuser. Teils auf Feldwegen, teils auf kleinsten Pfaden laufen wir nun. Hier scheinen wenige Touristen vorbeizukommen. Viele Kinder laufen uns hinterher, ‚Jambo, Jambo‘ oder starren mich an.
Als wir an einer Schule vorbeikommen, werden wir gleich vom ‚Rektor‘ hereingebeten. Wir sitzen ein wenig herum. Ich verzichte allerdings auf eine Spende und so dürfen wir wieder gehen.
An weiteren Feldern vorbei natürlich. Das fruchtbare Land hier wird wirklich gut genutzt. Nun schieben sich langsam aus Richtung des Steilabbruchs Wolken ins Bild. Hoffentlich kein Wetterwechsel. Bis jetzt laufen wir perfekt in der Sonne mit einem kühlenden Wind.
Da wir ohne Kind unterwegs sind und ich ehrlich gesagt auch recht froh bin, mich mal wieder bewegen zu können, machen wir noch einen größeren Umweg. Zu einem Viewpoint an der Klippe.
Weiter aufwärts durch Eukalyptus und da wir rasch ausschreiten sind wir bald da. Und schauen in die Wolken! Nunja, Agrey meint, wir sollten ne Viertelstunde warten, es wird bald besser.
So sieht es gar nicht aus, aber ich setze mich mal in den Nebel und warte. Tatsächlich, es klart auf! Zuerst sind ein paar Felsen im Dunst auszumachen und dann reißt es auf. Wieder eine Wahnsinnsaussicht. Besonders schön mit den Wolkenfetzen in den Einschnitten. Rechts hinten sieht man einen vorgelagerten Felsen. Mein Guide erzählt, dass man den über hundert Meter hohe Leitern erreichen kann. Auf der einen Seite runter, auf der anderen wieder rauf. Natürlich kein Via Ferrata sondern selbstgebastelte, afrikanische Holzleitern. Da drauf hätte ich ja Lust!
Nun wandern wir aber erstmal wieder abwärts und im Bogen zur Farm. Und auf Farmland sehen wir das zweite Chamäleon des Tages. Sehr fotogen läuft es gerade auf dem Stacheldraht einer Kuhweide. Unglaublich, wie sich das bewegt…
Nun sind wir auch schon da, noch ne halbe Stunde vor dem Lunch, trotz Umweg.
Der Lunch ist dann auch ein Highlight. Viererlei selbstgemachter Käse, selbstgemachte Marmelade und Brot aus dem Holzbackofen. Das ist doch mal einne Brotzeit. Dazu bekommt jeder noch nen halben Liter frischpressten Saft.
Mara geht es leider nicht besser. Also werden die Damen heute Nachmittag eine ganz ruhigen machen. Ich ziehe mit Agrey nochmal los, hier gibt es sicherlich noch genügend Wege für uns. Gibt es auch, wir wandern wieder aufwärts. Auf kleinsten Pfaden durch die Felder und an verstreut liegenden kleinen Häusern vorbei. Aber es ist toll zu Fuß so einen unverfälschten Eindruck von Land und Leuten zu bekommen. ‚Only the german walk‘, bekomme ich mal wieder zu hören. 😉
Wir wollten eigentlich den Gipfel besteigen. Den zweithöchsten der Usambara Berge. Aber dort bilden sich gerade tiefdunkle Wolken aus. Regen will nun jetzt keiner, den haben wir zuhause genügend. Also drehen wir ab, Richtung Cliff. Aussicht kann man nie genug haben. Also zum nächsten Viewpoint. Agrey kennt sich hier wirklich gut aus. Die Wege werden immer schmaler, aber problemlos findet er einen Weg, der zum allein stehenden Felsen hinführt. Nein, nicht der mit den Leitern, das hat mir Sabine aus naheliegenden Gründen verboten.
Über einen passenden Brückenstein können wir den Felsen problemlos betreten und mal wieder die Aussicht genießen. Nix neues, aber besser als Regen!
Zurück nun an einer Kirche mit Gospelartigen Gesängen vorbei. Mitten durch Fußball spielende Kinder und schließlich in den Wald und schon sind wir wieder zurück.
Mara hat den ganzen Nachmittag geschlafen. Und nun wacht sie auf und wir haben eine schöne Überraschung! In der Margerite vor unsere Haustür sitzt ein kleines Chamäleon. Da wird sogar die kranke Tochter wieder munter.
Das Abendessen ist wieder ein Genuss und wir sitzen mit Ute und Richie noch etwas zusammen. Mara schafft es ganz viele Vitamine zu essen und jetzt schließt Ute extra nochmal den Shop auf um mit ihr die kleine Holzschildkröte zu holen, die Tochter und ich für viele Vitamine essen ausgedealt hatten.