Das Frühstück ist – mit Verlaub – Scheisse. Zu unserem echt teuren Zimmer (70 Dollar, Bed & Breakfast) gehört besagtes Frühstück. Laut abgegriffener Zettelkopie (=gleich Speisekarte, es ist natürlich die einzige) gehören dazu Mixed Fresh Fruits, Ei nach Wunsch und Tea or Coffee. Wir bestellen Omelett und Spiegelei und gegen Extrakosten Chapatti. Sabine gießt das Teewasser ein. Es ist gelb, dabei ist noch gar kein Teebeutel drin. Ich hab eh schlechte Laune wegen dem ganzen Ambiente und hänge meinen Schwarzteebeutel trotzdem rein. Das Wasser hat immerhin gekocht, also wird es nicht mehr leben. Sabine ist auch mutig und schüttet das Kaffeepulver rein. Sic, wir sind im Land des Kaffees, aber oft gibt’s nur dieses Pulver, was wie Karokaffee riecht.
Ich greife mal vor, ich überlebe den Tee ohne Probleme, Sabine findet es mit ihrem Kaffee nicht heraus, denn das Getränk in ihrer Tasse sieht bestimmt nicht wie Kaffee aus. Es bildet sogar Fettaugen, hat man sowas schon gesehen?
Und, Achtung: Die Eier brauchen eine geschlagene Dreiviertelstunde! Unser Guide und unser Fahrer sind inzwischen eingetroffen und wir warten immer noch. Es kommt dann doch noch und dazu die Mixed Fruits of the Day. Jeder bekommt eine halbe Avocado! Wahnsinn, wir entscheiden uns, drüber zu lachen…
Los geht’s nun, wir fahren Richtung Mkuzu Wasserfall. Als erste Prio hatten wir angegeben Chamäleons sehen zu wollen. Kein Problem für Agrey unseren Guide, wir fahren noch keine fünf Minuten da lässt er schon anhalten! An der Hauptstraße hat er ein Cham gesichtet.
Wir steigen aus und suchen. Natürlich ist er es, der es findet. Super, ein Zweihornchamäleon mittlerer Größe klettert gerade den Erdwall an der Straße hoch. Schnell ist es im Grün oben verschwunden, da entdeckt er schon ein zweites. War das erste noch grün, so ist das hier ganz grau.
Na, das geht ja gut los! Weiter fahren wir und nun endet doch glatt die schöne Teerstraße. Wir lassen den Weiler hinter uns und nun lässt Agrey wieder anhalten. Wir sollen nun ein Stündchen laufen, um besser Affen und Chams sehen zu können.
Nun denn, nun laufen wir die staubige Straße entlang. Ab und an überholt uns eines der selbstmörderischen Mopedtaxis, man kann ganz nett ins grün blicken. Sonst ist nichts Aufregendes zu sehen.
Wir befürchten schon, die beiden eben, das war die Ausbeute für heute. Doch da zeigt Agrey ins Gebüsch. Wir sehen immer noch nichts. Er muss uns förmlich mit der Nase draufstoßen, und da sehen wir es. Ein schönes Zweihorn sitzt hier im Schatten. Ein Meister der Tarnung. Es macht sich ganz dünn und versucht immer den Ast zwischen sich und uns zu halten. Zudem zittert es beim bewegen wir ein Blatt im Wind. Das wissen wir alles, gesehen haben wir es trotzdem nicht. Ich bemerke noch, etwas schlecht fürs Bild, da es im Schatten sitzt.
Das hat sich Agrey wohl zu Herzen genommen, denn das nächste, welches er findet, sitzt in der Sonne. Toll, toll, toll. Diese wunderbaren Tiere mitten in freier Wildbahn. Wir sind alle begeistert, sogar Tochter.
Das nächste entdecke immerhin ich! Ist aber gar nicht sooo schwer, denn es überquert gerade die Straße. Krass, es kann ganz schön schnell sein. Aber wohl nicht immer schnell genug, wir haben schon zwei plattgefahrene passiert. Der nächste Mopedfahrer naht schon und so nimmt Agrey es auf einen Stock auf und wir tragen es rüber. Sabine nimmt es auf die Hand und ist begeistert. Fühlt sich wohl an, wie früher unser Jemenchamäleon, das schon an der Scheibe kratzte und raus wollte, wenn sie ins Zimmer kam. Dieses hier bleibt natürlich nicht sitzen, sondern will schnell runter und wir setzen es in den Busch auf der anderen Straßenseite
Wir sehen noch mehr, und wieder eines am Wegesrand was Mara auf die Hand nimmt. Dort fühlt es sich anscheinend wohl, es bekommt noch nicht mal Stressfärbung. Und weg will es auch nicht.
Mara ist aber hin und weg, und wirklich vorsichtig. Und natürlich machen wir das nicht lange sondern setzen es bald in einen Busch.
Eine tolle Sache, dieser eigentlich langweilige Weg! So viele Chamäleons haben wir in freier Wildbahn gesehen, Wahnsinn. Jetzt fahren wir wieder ein Stück zum Mkuzu Wasserfall.
Der kostet Eintritt. 10 Dollar pro Person, nunja mal sehen. Wir laufen einen schmalen Pfad durch den Regenwald. Allerdings ist es gar nicht regnerisch, wir sind nämlich über den Wolken. Wir genießen das schöne Wetter und die Aussichten. Bald schon sind wir am Wasserfall. Nunja, den Eintritt sehen wir mal als Entwicklungshilfe an, man könnte ihn als etwas höheren Katarakt eines größeren Baches bezeichnen. Aber die Landschaft ist wunderbar, das dunkle Grün der Bäume, das helle Grün der eingestreuten Subsistenzlandbaus und das leuchtendrot der Erde.
Hier kann man schön im Schatten sitzen bei rauschendem Wasser und Mittagspäuschen machen. Das Highlight kommt aber noch!
Auf dem Rückweg bleibt unser Guide wieder stehen: Chamäleon! Nur dass er jetzt selber ein Smartphone zückt. Auf dem Ast über uns sitzt ein wirklich kleines Cham! Es ist ein Usambara spiny pygmy chameleon. Eine sehr kleine endemische (nur hier vorkommend) Art. Es ist vielleicht 5cm lang, und sehr Süß mit seiner spitzen Schnauze. Und macht sich hinter seinem dünnen Ästchen sehr dünn. Agrey hat es trotzdem gefunden, und meint das er hat bis jetzt nur einmal gesehen, vor über fünf Jahren, bei einer Nachsichtung.
Scheint zu stimmen, denn er macht selber wie wir Foto und Foto von dem winzigen Geschöpf. Das merkt wohl langsam, das seine Tarnung aufgeflogen ist und versteckt sich behende zwischen den nächsten Blättern.
Das unser Guide das entdeckt hat! Hochachtung, es ist wirklich düster hier, das Cham hoch über uns, sehr klein und auch noch super getarnt.
Das ist nun wirklich der Höhepunkt, wir bleiben solange, biss es wirklich nichts mehr zu sehen gibt. Schnell latschen wir nun zurück zum Auto. Dort ist eine kleine Furt, die inzwischen zum Autowaschplatz mutiert ist. Schade um die Umwelt, aber die Jungs haben mitbekommen, dass sich Mara sehr über Chams freut und einer schleppt nun einen Ast an. Drauf sitzt natürlich ein … Chamäleon.
Trotz der vielen Tiersichtungen ist es noch früh am Tag. Wir beschließen noch heute zum View Point zu fahren und morgen dafür länger zu wandern. Also ruckeln wir über die Piste zurück nach Lushoto und dann wieder aufwärts. Schöne Ausblicke auf die – zersiedelte – Landschaft bieten sich. Am Gipfel steht eine riesige, runde Lodge. Sieht gar nicht schlecht aus. Aber Achtung, ‚Eintritt‘ für das Gebäude 50 Cent! Und innen könnte Steve wohl locker ein Horror LARP aufziehen, so skurril ist das leere und dunkle Rund innen. Schnell auf Toilette, wenn wir schon mal bezahlt haben und am anderen Ende wieder raus. Hier wartet der zweite Eintritt, diesmal für den View Point. Der lohnt aber, denn nach kurzem Anstieg treten wir auf eine Felsplattform hinaus.
Grandios der Ausblick von hier! Nach vorne öffnet sich die Ebene. Nach links und rechts Klippen. Die haben wir schon unten auf der Anfahrtsstraße bewundert. Wir können uns gar nicht sattsehen. Zudem weht ein netter Wind. Sehr angenehm also und wir verweilen ein bisschen.
Doch irgendwann wird es Tochter langweilig und wir steigen wieder runter. So gruselig es drinnen ist, so schön ist die Aussicht draußen. Also setzen wir uns unter einen Reetschirm und relaxen ein wenig. Bei der Aussicht kein Problem.
Und machen die Planung für Morgen. In der Irente Farm soll das Essen gut sein. So planen wir morgen früh von unserer Schrottlodge dort hin zuwandern. Dann dort Mittagessen und Nachmittags laufen wir dann noch hoch zum nächsten Gipfel der Klippen. Da müssen wir jetzt noch kurz dort vorbeifahren um das klarzumachen.
Gesagt, getan, und schon stehen wir im super Ambiente mit super Aussicht und überhaupt. Das mit unserer Buchung ist auch nicht so ganz klar und so stehen wir alsbald vor Ute der Managerin. Wir richten die verschiedenen Grüße aus und jetzt ist alles klar, wer wir sind.
Was es morgen gibt weiß sie noch nicht, aber heute gibt’s Pizza. Aus dem Holzbackofen! Das Feuer haben wir eben schon gesehen. Schnell ist es entschieden, hier würden wir gerne Abendessen. Barraka, unser Fahrer meint no Problem. Na denn. Wir lassen uns ins Avocado runterkutschieren. Duschen, umziehen und dann wieder über den sagenhaft engen, steilen und offroadigen Shortcut wieder hoch. Dabei genießen wie auch noch einen wunderbaren Sonnenuntergang.
Nun sitzen wir bei super netten Gastgebern und superleckerer Pizza. Ein Orangenwasser und tolle Aussicht vor uns. Wir essen super, unterhalten uns nett, was will man mehr!
Ein perfekter Tag! Nachdem das gestern so verhalten angefangen hat, hier in den Bergen, hat sich das heute doch um viele Größenordnungen gesteigert, Toll!