Heute soll es losgehen. Nachdem wir jetzt ein paar Tage Kunst und Kultur in Dijon gemacht haben, gehts endlich in die Natur. Am Canal de Bourgogne soll es ideale Radstrecken geben. Fast keine Höhenmeter und ganz viel Natur. Schauen wir mal wie das so wird.
Für unseren Masterplan Womo auf nem Campingplatz stehen lassen haben wir uns den nächsten westlich von Dijon ausgesucht. Doch als wir da ankommen (um halb Zwölf) ist allerdings die Reception (aka Holzhüttchen) unbesetzt. Erst um 16 Uhr soll wieder jemand kommen. Das ist uns jetzt so blöd und so kommt Plan B zum Einsatz. Kurz vorher im Dorf Ste Marie sur Ouche haben wir einen zentralen, nicht zu abgelegenen Parkplatz erspäht. Da fahren wir nun hin. Sieht gut aus, kosten tut er auch nichts.

Es geht los: Radtour in der Bourgogne

Also parken wir nun hier und ich sattele die Räder. Das geht recht zügig und um 13 Uhr brechen wir endlich zur Radtour am Kanal entlang auf. Fühlt sich gut an, mal wieder mit Gepäck unterwegs zu sein, Haben wir zuletzt vor ein Paar Jahren gemacht auf dem Neckarradweg.
Wie lange wir fahren wollen, ist nicht klar, wohl so lange Mara oder wir Lust haben. Allerdings sind wir auf unseren Schrotträdern unterwegs, aber was solls, wenigsten Tochter ist mit leuchtend weiss/grünem Mountainbike entsprechend gut gerüstet.
Ein Mountainbike braucht man allerdings nicht wirklich. Die alte Brücke über den Fluss wird für die nächsten Stunden die mächtigste Steigung sein.

Die nächsten drei Tage: Immer am Kanal lang

Unzählige Schleusen werden wir die nächste Zeit passieren. Und die meisten scheinen bewohnt und die Bewohner haben oftmals wahre Kunstwerke aus den kleinen Häuschen gemacht. So auch nach wenigen Kilometern. Ein Ambiente Gesamtkunstwerk wie aus dem Impressionen Katalog zeigt sich Linkerhand. Und es ist auch noch ein Cafe! Da müssen wir halten, wir sind ja immerhin schon genau 12 Minuten geradelt, haha…

Doch nach wenigen Minuten

Also machen wir da eine vorgezogene Teatime. Wunderschön sitzen wir am lauschigen Kanal. Liebliche Landschaften um uns herum und das Design der Lokalität ist ausnehmend hübsch. Soll ich noch das Wetter erwähnen? 30 Grad, keine Wolke am Himmel wie schon seit Monaten.
Da sitzen wir nun, schlürfen Kaffe und Cola, als sich eins der Kanalschiffe heranschiebt. Es liegen hier auch welche vor Anker aber dieses ist besonders hübsch – und groß!

Pause!

An der Schleuse bricht Aktivität aus. Drei Leute bedienen nun die Tore. Von Hand übrigens. Das macht schon was her. Das Boot kommt immer näher – das soll hier rein passen? Ich zweifele wirklich, aber der Skipper schiebt es zentimetergenau rein. Und es sind wirklich nur noch 5cm Platz seitlich und auch nicht viel mehr nach vorne, unglaublich.

Ein Riesen Dampfer schiebt sich durch die Schleuse

Ich bleibe faul sitzen aber Tochter schaut sich das Spektakel von nahem an. Das Schiff fährt nun in der Schleuse abwärts, so dass sie irgendwann von oben drauf gucken kann. Aufgeregt kommt sie bald angelaufen. Das da Liegestühle und Sitzggruppen draufstehen, sah man ja schon von weitem. Aber Mara hat Kunstrasen vorne entdeckt und einen Swimmingpool!
Nunja aber wollte ich das Riesending durch die 100 Schleusen am Kanal kutschieren? Da bräuchte ich wahrscheinlich wirklich einen Pool um den Angstschweiß wieder abzukriegen.

Das Cafe könnte direkt aus dem Ambiente Katalog stammen

So schön es hier auch ist – selbst das Klo ist ein Highlight – irgendwann sollten wir weiter, wir müssen ja noch heute einen Camping erreichen.

weiter gehts

Also weiter am Kanal lang. Der Weg ist wirklich 1a. Glatter Asphalt, keine Schlaglöcher, keine Wurzelhöcker, gar nichts. Tolle Sache, da kann man einfach dahingleiten, nur unterbrochen von den vielen Schleusen, bei denen es kurz hochgeht.
So radeln wir am stillen Wasser dahin, zwei Schiffe gleiten an uns vorbei, dann sind wir wieder fast alleine. Wirklich sehr kontemplativ diese Reise am Kanal entlang. Doch nach einer Stunde stellen wir fest, das wir an den ganzen schicken Sehenswürdigkeiten, die auf der Radkarte verzeichnet sind, vorbei gebraust sind.
Nunja, da hätte man vorher drauf kommen können. Historisch gesehen ist der Kanal (gebaut bis 1830) ja noch sehr jung. Und so liegen die Dörfer halt irgendwo oder am Fluss. Jedenfalls aber nicht am Kanal.

Sehenswürdigkeiten sehen wir leider nur von weitem

Bei der nächsten Sehenswürdigkeit biegen wir also entschlossen ab und fahren ein paar Meter aufwärts. Nur um vor einem verschlossenen Tor zu stehen. Die Zisterzienser Abtei ist inzwischen leider eine Nobelherberge und für verschwitzte Radfahrer nicht zu besichtigen.
Also wieder zurück zum Kanal und weiter. Die nächsten 20 Kilometer passieren wir Schleusenhäuschen um Schleusenhäuschen. Manche kurz vorm Verfall, andere ganz normal und einige hübsch hergerichtet. Ein Cafe kommt übrigens nicht mehr, gut dass wir gleich eingekehrt waren.

schön sind immer wieder die alten Schleuserhäuschen

Chateauneuf sind noch schön aus. Doch einen Abstecher sparen wir uns gleich, denn wir entdecken das Festungsdorf auf einem Berg. Etwas irreführend von unserem Radführer, viele der schicken Abbildungen sind von tollen Sachen die gar nicht am Kanal liegen.
Langsam möchte Tochter auch da sein, ein paar Kilometer noch, dann sind wir da. In Vandenesse en Auxois. Allerdings ist der Campingplatz nicht dort, wie eingezeichnet, sondern noch 4 Kilometer ins Landesinnere.
Hinter den sieben Bergen, das findet Tochter gar nicht lustig. Zum Glück sind es nicht sieben und auch nur kleine Hügel und mit letzter Kraft kommt sie an. Tolle Sache, 35 km Rad gefahren heute am halben Tag, sogar mit Gegenwind.
Der Camping liebt hübsch am See, entpuppt sich aber leider als Parzellenanlage mit Animation und Remmidemmi. Eine Wahl haben wir eh nicht, also richten wir uns auf einer riesigen Parzelle mit ganz wenig Gras ein und checken noch den See.

Das Zelt steht!

Der hat einen richtigen Strand und ist passabel temperiert. Also springen wir gleich rein und schwimmen ein paar Runden. Das tut gut nach dem heißen Tag!
Doch irgendwann wird es Tochter langweilig. Sie möchte gerne die Hüpfburg, das Trampolin und den Pool besuchen. Das gibts hier nämlich auch noch. Also darf sie das…
Nun sitzen wir nicht im Bus, sondern vorm Zelt. Etwas unbequem und vor allem windig. Also sitzen wir bald im Zelt. Aber das bietet ja riesig Platz und Tochter findet es so richtig schön gemütlich.

Gute Nacht: Doch der Schein trügt, nebenan tobt die Animation

Wäre es auch, wenn nicht draußen ein Krach wie auf dem Jahrmarkt wäre, noch übertönt vom Animationsbingo. Nun gut irgendwann, manche früher, manche sehr viel später sind alle eingeschlafen.