Draußen ist es kalt und regnerisch. Das hatte die Wettervorhersage genau so angekündigt. Trotzdem sind wir überrascht, hatten wir doch seit Monaten nicht mehr so ein Wetter.

Entsprechend gemütlich gehen wir es an, ohne Sonne hat sowieso keiner mehr Lust ins Örtchen zu gehen. Um zu den Loire Schlössern zu fahren ist es nun zu spät, aber in der Nähe gibt es ja auch schöne Sachen. Mit den Rädern waren wir vorgestern schon ganz nah, aber keine hatte Lust auf einen Abstecher. Dann fahren wir heute halt mit dem Auto hin. Zur Abtei von Fontenay, immerhin UNESCO Weltkulturerbe. Doch quasi auf dem Weg liegt die Statue vom Gallierfürst Vercingetorix. Dazu muss unser armer Kasten allerdings einen wirklich steilen Berg hinaufschnaufen. Oben ist es kalt und zugig und der wenig siegreiche Fürst schaut in die grauen Wolken. Wir allerdings auch. Eigentlich sind wir nämlich nicht wegen ihm, sondern der ‚überwältigenden Fernsicht‘ (Zitat Reiseführer) hergekommen. Nun, ich weiß nicht, wann die Autoren zuletzt hier oben waren, die Fernsicht ist 2018 auf jeden Fall fast kompletto zugewachsenen.
Es steht sogar so ein Bezahlfernglas herum, mit dem man wahlweise auf Wolken oder Bäume gucken kann, oder auf den Rauschebart des Feldherrn. Jedenfalls nicht in die Ferne, haha.
Wir unterlassen notgedrungen das und rauschen wieder ab, im ersten Gang mit Motorbremse und dann durch die schmalen Dorfgassen. Zum Glück ist unser Kasten so schön klein, bei unseren Zielen…

Flavigny sur Ozerain

Endlich kommen wir nun am Ziel des Tages an. Ein großer Parkplatz hat auch noch Platz für uns und so speisen wir dort erstmal zu Mittag um dann ins Kloster einzutreten. Allerdings nur weltlich, aber genügend Eintritt wird uns schon noch abgeknöpft.

hübscher Innenhof

Doch die Anlage ist optisch wirklich ein Highlight. Um einen grünen, parkähnlichen Platz gruppieren sich die hübschen Gebäude der Mönche.
Schön erklärt von einem sogar in Deutsch erhältlichen Flyer. Hauptattraktion ist der Gebäudekomplex zur Linken.

hübsche ‚Kapelle‘

Die Abteikirche ist ein romanischer Bau aus dem 11. Jahrhundert. Schlicht und trotzdem beidruckend. Allerdings recht leer, aber im vorderen Teil kann man zum Beispiel noch Fliesen aus dem 13 Jhr. bestaunen. Recht hübsche übrigens.

wirklich toller

Oder ein Grab von ‚Mello‘. Der sieht allerdings eher wie ein Alien aus, ob er von Däkinen erwähnt wurde?

Kreuzgang

An die Kirche schließt sich der Schlafsaal der Mönche an. Hier schliefen sie alle in einem Raum, wie es der Hl. Benedikt vorschrieb. Auf dünnen Strohmatratzen auf dem Boden, ohne Heizung – Halleluja. Dafür ist die tonnenförmige immerhin 500 Jahre alte Eichendecke wirklich beeindruckend.

vom Hof aus

Optisch aber noch schöner ist der unterhalb liegende Kreuzgang. Keine Säule ist wie die andere. Man kann sich wirklich wandelende Mönche hier vorstellen. Überall gehen Türen ab, zum Beispiel in die Wärmehalle, den einzigen beheizten Raum des Klosters.

Tochter gefällts

Wieder ins Freie tretend finden wir uns in einem kleinen Garten mit kleiner Kaskade.

doch schon sind wir draussen im kleinen Park

Das angrenzende Krankenhaus der Abtei lässt sich leider nicht besichtigen und so betreten wir die Schmiede. Die Äbte hatten eigene Erzminen – dazu später mehr – deren Ausbeute gleich hier zu Werkzeugen uä verarbeitet wurde. Das ist ganz schön dargestellt, inklusive einem Schaumodell, das die Funktionsweise des Wasserradbetrieben Hammers erklärt.

hübsche Werkstätten

Ein schönes Ensemble, ohne Frage, für das dürftige Gebotene war mir aber der Eintritt etwas hoch und auch das Weltkulturerbe, naja, fast alle Räumewaren leer…

auf zum Geocache

Ich wäre gerne noch zum Eisenwerk von Buffon (nein, nicht der Torhüter) weitergefahren, aber die Damen möchten lieber geocachen. Gut, machen wir das. Gleich vor dem Kloster findet sich der erste, der zweite ist etwas weiter weg am Berg, erst laufen wir falsch, also wieder zurück und nicht den Wanderweg, sondern den Trampelpfad genommen. Der führt auf den Bergrücken genau zu den Minen der Abtei.

historische Minen

Vom 11. bis 13. Jahrhundert wurde diese ausgebeutet. Einige senkrechte Löcher, aber auch Schächte, die dann durch Stollen verbunden waren, gibt es zu entdecken. Sie sind mit wackeligen Drahtgittern abgedeckt. Nunja, immerhin gehts es hier 10m und mehr in die Tiefe.

GPS in der Hand – da unten ist angeblich was

Hier soll der zweite Cache versteckt sein. Ich machs kurz, wir finden ihn nicht! Trotz aller Hinweise und Fotos. Vielleicht denken wir zu kompliziert oder sind zu blind. Bestimmt 1,5 Sunden suchen wir herum. Wobei der Ort einen ganz eigenen Reiz ausstrahlt, die Sonne wieder scheint und es also sehr schön hier oben ist. Zudem ernten wir einiges an zwar kleinen, aber umso leckeren Brombeeren.

schön hier – aber finden tun wir nichts

Aber den Cache finden wir nicht und ziehen unverrichteter Dinge wieder ab. Wer hier vorbeikommen sollte und ihn findet, bitte schreibt uns, wo das sch**** Ding ist…
Eigentlich wollten wir ja zu den Loireschlössern. Doch das Navi (extra ein Womonavi, bloß nicht kaufen, es ist das Geld nicht wert) führt uns über Land unter einer viel zu kleinen Brücke durch. Also Umweg. Dann ist die Ortsdurchfahrt wegen Baustelle gesperrt. Die Deviation besteht aus einem Schild, dann kommt keins mehr. Offenbar erwartet man hier auf dem Land, dass man sich auskennt. Ich fahre jemand hinterher, aber das kanns nicht sein, laut Navi müsste man über einen Acker fahren, um zur Autobahn zu gelangen. Also kehre ich um und versuche es auf der anderen Straße. Aber die führt in die komplett falsche Richtung. Also wieder umgedreht und tatsächlich, es geht direkt über den Acker hinweg ins Industriegebiet und dann auf die Autobahn. Rumpel, Rumpel, zum Glück ist es trocken …
Nach den ganzen Widrigkeiten würden wir viel zu spät an der Loire ankommen. Also machen wir nördlich von Auxerre in Gurgy Zwischenstopp für die Nacht. Jetzt können wir endlich mal am Kanal stehen!

Stellplatz am Kanal

Das klappt auch hervorragend, denn es ist noch Platz. Und an der Einfahrt stehen wo ein paar Büdchen mit lokalen Produkten. Eins ist noch offen.
Da gehen wir mal schnell gucken, was es so gibt. Tochter hat keine Lust und bleibt ihm Womo. Zum Glück ist sie gut beschäftigt, denn aus kurz wird über eine Stunde. Wir werden nämlich jetzt mit Käse versorgt und mit Wein abgefüllt.
Der nette Mann ist gar nicht zu stoppen und so bekommen wir bestimmt 6 verschiedene Käse aus seiner Produktion serviert. Plus 3 Weine von seiner Schwester.

Eigentlich wollten wir nur Käse kaufen – jetzt verringen wir den Abend hier

Und weil wir uns so schön unterhalten noch ein Eau de Vie obendrauf. Was das ist konnten wir dank Sprachbarriere nicht herausfinden. Ein Schnaps/Likör/Fruchtsaftgemisch. Zum Glück wollten wir eh Käse kaufen. Das machen wir noch schnell bevor das Zeug anfängt zu wirken.