Gut geschlafen stapfen wir beschwingt durch die Hitze Richtung Städtchen. Das empfängt uns gleich nach den mäßigen Außenbezirken mit einem hübschen, kleinen Stadttor. Und in diesem ist sogar die Touriinfo untergebracht. Wunderbar, brauchen wir diese nicht suchen. Und noch schöner, es gibt einen hübschen Stadtplan, sogar auf Deutsch, mit einem Vorschlag für einen Stadtrundgang.

Semur en Auxois

Diesem folgen wir nun. Hinter dem Stadttor erwartet uns eine Einkaufsgasse in mittelalterlichem Gewand. Auch ein paar Restaurants finden sich, aber wir sind ja grade erst vom Frühstück aufgestanden. Dafür hängt ein total schickes Kleid im Total Sale vor einem Modeladen. Ich schwätze solange, bis Sabine es anprobiert. Und da es so stark reduziert ist, sparen wir soviel, da müssen wir es doch gleich mitnehmen. Vor allem weil es wie angegossen passt.

mit hübschem Stadttor

Gegenüber findet sich noch ein Bolero für Tochter. In Städten, die uns einen so schönen kostenlosen Stellplatz bieten, da lassen wir doch gerne Geld da.

ist es kühl da drin?

Durch die pittoreske Gassen geht es nun weiter zur Kirche Notre Dame (natürlich, im Burgund scheinen alle Kirchen ‚notre dames‘ zu sein).

ja

Sie ist innen größer als außen und ganz eindrucksvoll. Besonders das Netz, das herabfallende Deckenteile aufhalten soll 😉 Dafür ist es innen schön kühl, das ist ganz angenehm, denn: Erwähnte ich schon das Wetter?

aber hübsch

Hinunter zum Fluss leitet uns nun der Weg, wo wir ein Waschboot bewundern können. Es sieht allerdings nachgebaut aus und ein Brückchen um hin zu gelangen, fehlt leider.

Tour durchs Örtchen

Dafür ist es am Fluss hier unten wunderschön. Es plätschert leicht, ist wunderbar grün und im Hintergrund flirrt die mittelalterlich befestigte Stadt in der Mittagshitze.

Am Waschhaus vorbei

Bis zu Pont Prad folgen wir nun dem Wasser um dann 142 Stufen hinaufzusteigen, in die Oberstadt. Hat zumindest Tochter gezählt, der Stadtplan spricht von nur 141, wer da wohl Recht hat?

entlang der stadtmauer

An mittelalterlichen Wehrtürmen vorbei gelangen wir nun zum alten Hopital. Es ist nicht mehr im Betrieb und steht augenscheinlich leer.

und am Fluss entlang

Ich muss an einschlägige Rollenspiele a la Vampire denken, hüte mich aber das zu erwähnen sonst muss ich gleich Tochter Rede und Antwort stehen, was das genau ist.

Welcher Berufsstand?

Ohne von irgendwas oder irgendwem aus dem Inneren angefallen zu werden erreichen wir wohlbehalten einen kleinen Park auf der Rückseite. Von hier kann man schön über die imposante Stadtmauer nach unten schauen. Sonst hat er allerdings nicht viel zu bieten und er markiert einen Wendepunkt, also spazieren wir nun wieder zurück in die Stadt.

Kunst im Ort

An vielen Wänden hängen hier comicartige großformatige Bilder, bisschen steampunkig. Wir wundern uns und betrachten sie genauer. Einige gefallen uns richtig gut, aber leider finden wir erstmal nichts weiter darüber heraus.
Weiter durch den mittelalterlichen Grundriss und in einem Bogen landen wir genau wieder in der Straße mit den Restaurants. Eine Creperie lacht uns an, da setzen wir uns davor. Umgeben von bröckelndem Fachwerk macht das eine gute Stimmung und die Flasche Cidre tut ihr übriges dazu. Wir scheinen bei einem echten Bretonen gelandet zu sein, zumindest sieht er genau so aus und so entscheiden wir uns alle drei für Gallettes und eben den Apfelwein.

lecker Galettes

Zum Nachtisch gönnen wir uns dann noch noch ein Crepe Sucre. Gesättigt und leicht belustigt wollen zum Abschluß noch das Museum besuchen. Immerhin sehen die Fotos auf dem Flyer eindrucksvoll aus.

Es ist im Stil eines Museums aus dem 19. Jahrhundert gehalten. Ob absichtlich oder ob es einfach schon so alt ist, erfahren wir nicht, auch wenn der Herr am Eingang uns beinah zutextet, was es hier alles zu sehen gibt. Leider ist es nicht umsonst wie die Museen in Dijon, aber 3€ pro Erwachsenem ist harmlos.

Das sind mal Ammoniten…

Die Abgusssammlung im Erdgeschoss haut uns nicht um, dafür aber die Kinderbespaßung. Ein echtes Kettenhemd darf man hier anziehen! Und das haut Mara wirklich fast um, es wiegt nämlich enorm viel.

Museum mit Mitmachteil

Ein Stockwerk höher findet sich die naturkundliche Ausstellung. In alten Vitrinen hunderte versteinerte Muscheln und kalkiges Meeresgetier und in der Mitte Ammoniten in allen Größen. Dabei auch richtig Große, sowas hätte ich gerne noch im Garten!

Örks…

Nach der Erdgeschichte kommt die Fauna. Ausgestopfte Vögel scheuen auf uns herab und an der Säule hängen Schlangen in Alkohol. Das ist wirklich Old Style und Tochter schaudert es, dass die Tiere alle sterben mussten um hier gezeigt zu werden. Wir versuchen zu erklären, dass das schon lange her ist und es damals keine Tierdokus gab um das Tierleben zu erklären.
Im obersten Stock hängen alte Schinken an der Wand, leider nicht zum Essen, sondern mit verstauben Persönlichkeiten drauf. Doch nebenan klärt sich immerhin das mit den Bildern in der Stadt auf. Es gibt hier nämlich eine Sonderausstellung des belgischen Künstlers Schuiten. Und hier hängen nun die Originale, die als Druck in der Stadt hängen.
Uns gefällt beiden der Stil, irgendwo zwischen mystischem Comic, Steampunk und Retro Future. Hier halten wir uns fast am längsten auf, obwohl es hier oben mollig warm ist, erwähnte ich schon das Wetter?
Nach einem ordentlichen Einkauf verlassen wir nun das schöne Städtchen. Es gewittert nun tatsächlich und der kurze Schauer sorgt nun für echtes Regenwaldklima, 32 Grad und 100% Luftfeuchte, Wahnsinn.

Flavigny sur Ozerain

Dafür haben wir schönste Regenbögen auf der Weiterfahrt. Das Örtchen Flavigny sur Ozerain ist unser Ziel, mal wieder so eines mit einem schier unaussprechlichen Namen. Unterhalb findet sich ein netter Parkplatz im Grünen. Wir stiefeln gleich los, anscheinend haben wir heute noch nicht genügend Gassen und alte Häuser gesehen.

Bonboniere

Doch wir kommen gar nicht weit, gleich am Ortseingang fängt uns die alte Anisbonbon Fabrik ab. Innen wunderbar eingerichtet dreht sich hier alles um Anisbonbons, die gleich in der Manufaktur nebenan hergestellt werden. Es gibt eine kleine Ausstellung dazu, ein Cafe und natürlich ein Shop.

hübsch gemacht

Und man darf alle Geschmacksrichtungen probieren, das sind einige! Mara probiert Rose und meint, das schmeckt, als hätte man Seife verschluckt.

Bonbonherstellung Anno

sieht doch lecker aus

man darf alle Sorten probieren

Meine Cassis und Menthe Drops schmecken aber wie erwartet.
Natürlich kaufen wir zwei kleine Dosen, die Zuckerkugeln sind einfach zu hübsch verpackt.

hier alles schön verpackt

Kaum treten wir vor, die Tür donnert es und erste große Regentropfen fallen auf uns herab. Mist, hat das Gewitter uns doch noch erwischt, wir dachten schon, wir seien ihm davongefahren. Wir laufen schnell zum Auto, weil wir keinerlei Regensachen dabei haben, ist ja auch nicht weit.

das Wetter erreicht uns doch

Doch kaum angekommen, hört es schon wieder auf. Nagut laufen wir eben wieder los und nehmen zur Sicherheit einen Regenschirm mit.
In Flavigny scheint wirklich die Zeit stehen geblieben. Kleine Gassen, alte Häuser, ganz viel Flair. Doch man will anscheinend den alten Mauern auch etwas Persönlichkeit einhauchen und so hängen hier an oder in den Häusern Fotos. Augenscheinlich von ganz normalen Dorfbewohnern.

im Örtchen

Wir erkunden nun jede Gasse. Und wenn ich das so schreibe, meine ich das auch so. Bei einer Kreuzung aus fünf Straßen sind wir dann irgendwann zum Beispiel in jede einmal hineingegangen oder herausgekommen.

Impressionen

Zwischendrin regnet es mal wieder da stellen wir uns einfach unter. Und als wir da so stehen fährt ein Auto vorbei, stoppt, setzt zurück und die Fahrerin fragt doch tatsächlich, ob sie uns runter zum Parkplatz mitnehmen (fahren?) soll.
Wir lehnen ab und als Wink des Schicksals hört es fast gleichzeitig auf zu schütten.
Eigentlich sind wir ja hier, weil der Film Chocolat genau hier gedreht wurde, das scheint hier aber kein großes Thema zu sein, zumindest finden wir keine Wegweiser oder Ähnliches dazu. Zugegeben, es ist schon etwas her und ein Blockbuster war es auch nicht.
Doch Sabine meint, eine Fassade zu erkennen. Doch wir laufen erstmal in der Ferne vorbei Richtung schönere Gassen. Aber irgendwann juckt sie es doch und sie schaut im Internet nach. Tatsächlich, es war das Haus von eben. Natürlich müssen wir es nun nochmal suchen und ein entsprechendes Foto machen.
Es ist allerdings wirklich bloß Fassade, also machen wir uns langsam auf den Rückweg, es wird sowieso demnächst dunkel.