Gut das wir gestern nicht noch weiter hochgefahren sind. Denn auf dem Weg nach oben taucht schon bald ein Schild auf: Parking reglemente, ½ h Gratuite. Was soll denn das jetzt bedeuten? Naja wir fahren weiter um es herauszufinden. Bald sehen wir schon einen Stausee rechts unter uns – und fahren dummerweise geradeaus. War falsch, sagt dann auch das Navi. Blödes Gerät, es hätte ja gleich rechts abbiegen sagen können, statt gar nichts. Die nächste Möglichkeit zum wenden ist nämlich erst nach 2,5km. Das ist uns irgendwann zu blöd und wir wenden als die Strasse mal etwas breiter wird. Wenden in 6 Zügen, aber zum Glück ist kein Verkehr. Also jetzt links ab und schon parken die ersten am Straßenrand. Mmh wir fahren mal weiter, denn wir sollen eigentlich noch 8km fahren. Doch dann kommen eine Schranke und eine Preisinfo, oha, schön hohe Parkgebühren am Ende der Welt. Ich dachte die wären nur in den beiden Nationalparks, die wir aus dem Grund umgangen haben.

Das Stauseenetz des Nationalparks - interessant, ich dachte jeder hätte seinen eigenen Generator

Das Stauseenetz des Nationalparks – interessant, ich dachte jeder hätte seinen eigenen Generator

Da wir nun schon mal hier oben sind, machen wir das eben mit. Zurückfahren zum wilden Parken oben an der Strasse, ist auch keine Option, denn dann müssten wir den ganzen Weg zurücklaufen, und wir haben noch nicht mal gefrühstückt. 5 Euro für 6-8 Stunden, da werden wir wohl landen kostet der Spaß, Dafür gibt’s einen riesigen, ebenen Parkplatz direkt am See. Also frühstücken wir in Ruhe und fahren dann mit dem Shuttlebus zum Ausgang der Wanderung (Nr. 31) am Lac d’Aubert. Leider müssen wir ziemlich lange auf das Shuttle warten. Hin und zurück kostets 5 € pro Person. Dafür werden wir 10 Minuten weitere 300 Höhenmeter nach oben chauffiert. Nunja, teuer aber es sollte sich lohnen. Das Wetter passt übrigens, auch wenn im Osten Lentis erscheinen und aus Westen dunkle Cumuli heranziehen. An dem oberen Parkplatz, auf dem übrigens Autos stehen (wer darf da eigentlich warum hin?), gehen wir los, der Weg ist wiederum nicht zu verfehlen, Richtung Hourquette d’Aubert. Es scheint auch wieder ähnlich viel los zu sein wie die anderen Male, aber der Eindruck täuscht. Denn nach wenigen Metern sind wir allein, da einige zum Col Madamete abbiegen, einige schneller und einige langsamer sind als wir.

Auf gehts!

Auf gehts!

Abgestorbene Kiefern harmonieren mit der herben Bergkulisse

Abgestorbene Kiefern harmonieren mit der herben Bergkulisse

Der Weg ist zur Abwechslung kein Forst- oder sonstiger Weg sondern ein richtiger Wanderpfad. Es macht uns auch Spaß mal wieder über Stock und Stein zu steigen. Und diese Stöcke und Steine sind zudem besonders schön. Uralte Kiefern stehen hier, viele knorrige abgestorbene darunter, die wegen des trockenen Höhenklimas aber im stehen verwittern und nicht wie normal schnell zu Biomasse werden. Und der Granit bildet einen schönen Kontrast dazu. Nicht zu vergessen die Blümchen zwischendrin, der Rhododendron und die Heidelbeeren, von denen wir naschen. Und das Beste ist natürlich die Sicht zurück. An der Staumauer des Lac d’Aubert wird gearbeitet, deshalb ist dieser leider recht leer, aber links liegt gleich der Lac d’Aumar und dieser ist für mich eines der schönsten Bergseen überhaupt. Gefärbt in hübsche Blautöne, umstanden von besagten knorrigen Kiefern, eingebettet in wunderschöne grüne und graue Hänge und als Hintergrund ein schroffes Felsmassiv, besser geht nicht.

In Bildmitte zieht unser Weg nach oben - Die Scharte ist unser Ziel

In Bildmitte zieht unser Weg nach oben – Die Scharte ist unser Ziel

Zurück zu den Tatsachen. Bei 2168m üNN sind wir gestartet und auf 2498m wollen wir. Und von Anfang an sieht man unser Ziel vor Augen, die Scharte im Nordwesten, besagte Hourquette d’Aubert. Wir kommen aus der Waldzone heraus und nun führt der Weg schräg am Hang hinauf, direkt bis zu Scharte. Mara will nicht mehr so recht, aber ich verspreche ihr, dass es schnell geht und so kommt sie in die Trage und hechte im Laufschritt den Hang hoch. So außer Atem war ich schon lang nicht mehr und habe als Erinnerung die nächste Stunde einen trockenen Husten. Mit 40 sollte man so einen Quatsch eben nicht mehr machen.

Die Sicht ist wirklich unglaublich - und unglaublich schön

Die Sicht ist wirklich unglaublich – und unglaublich schön

Immerhin ist der Nachwuchs zufrieden und gemeinsam suchen wir einen Picknickplatz. Die Aussicht ist hervorragend, zurück auf die besagten Seen und voraus auf ein paar kleinere Bergseen und den Pic du Midi mit seinen Installationen. Auf diesem waren wir vor Jahren schon einmal drauf, so schließt sich wieder der Kreis.

Picknick auf 2500 -

Picknick auf 2500 –

Aussicht in alle Richtungen Top - Wetter übrigens auch

Aussicht in alle Richtungen Top – Wetter übrigens auch

Wir genießen die Aussicht, essen leckere Wurst und Käse und ich muss sogar sagen, das Wetter hält immer noch! Doch alles hat ein Ende und so wandern wir auf gleichem, schönem Weg wieder zurück. Wieder fantastische Sicht auf See, Wald und weiteres, ich muss es wohl nicht extra erwähnen. Diese Wanderung ist die kürzeste aber auch die eindrucksvollste bisher. Knapp vier Stunden brauchen wir, der Wanderführer gibt 2h an, aber wir haben oben auch ausgiebig pausiert und Tochter ist ein drittel hoch und den ganzen Weg runter gelaufen.

Auf selbem Weg wieder zurück - macht aber nichts in dieser Umgebung

Auf selbem Weg wieder zurück – macht aber nichts in dieser Umgebung

Der Shuttlebus steht sogar schon bereit und nach nur wenigen Minuten fährt er auch schon ab. Wir überholen einige Wanderer die an der Strasse entlang laufen. Naja das würde ich nicht empfehlen, der Wanderweg vom unteren Parkplatz zu oberen fängt zwar nett im Wald an, landet dann aber bald auf der Fahrstrasse auf der im Moment auch noch zusätzlich Baustellenverkehr herrscht. Lieber hochfahren (lassen) und dann von da losgehen.

Lac d'Aumar

Lac d’Aumar

Ein See wie aus dem Bilderbuch - Lac d'Aumar

Ein See wie aus dem Bilderbuch – Lac d’Aumar

Tolle Wanderung also und der Neouvielle-Naturpark, in dem wir uns seit gestern befinden ist wirklich schön mit seinen vielen Seen. Es gibt natürlich noch viel mehr Seen zu entdecken, aber uns zieht es wieder zurück in die Zivilisation und so werden wir jetzt den Pyrenäenhauptkamm überqueren. Genauer gesagt unterqueren, denn die zentrale Grat wird von einem Tunnel durchlöchert. Dieser wird interessanter Weise einspurig befahren, obwohl er zwei Spuren hat. Erschließt sich mir nicht, aber man steht länger vor einer roten Ampel. Zum Glück ist nicht viel Verkehr. Danach folgen noch ein paar Serpentinen und dann kann man einfach rollen lassen. Schnell ändert sich auch die Landschaft. Waren wir in den letzten Tagen im kristallinen Grundgestein unterwegs, wird es nun schnell kalkig. Die Strasse führt durch eine malerische Schlucht und bald erscheint rechts ein dolomitenartiger riesiger Kalkberg. Ich will dauernd anhalten, um mal ein Foto zu machen, schaffe es aber irgendwie nicht.

Und dann sind wir auch schon am Ziel: Ainsa. Hier soll es einen schönen Stellplatz geben, das Navi lotst uns erstmal um die Stadt rum, einen schmalen Weg hoch vor eine Hütte. Da springt einer raus und will 5€ für un dia. Okay, das machen wir. biegen dann nach links und finden einen überwältigend großen Parkplatz mit Baumreihen vor. Er ist so groß dass wir etwas unschlüssig umherkurven, wo denn die schöne Sicht ist. Von der Stadt sieht man nur einen Kirchturm, aber der erwähnte Kalkberg steht schön fotogen im Hintergrund. Wir finden einen Platz, steigen aus und uns trifft eine Hitzewand. Uih, ich glaube wir sind in Spanien. Hier auf nur noch 600m sind es abends um 7 noch über 30°, nach dem eher kühlen Urlaub bis jetzt trifft uns das etwas überraschend.

Angekommen in Ainsa

Angekommen in Ainsa

Wir schmeißen Tisch und Stühle raus, bei uns eher wenig genützte Items, schmeißen uns unter die Dusche und essen die Lammkoteletts des Dorfmetzgers aus Arreau.

Die Stadtbesfestigung mit Dolomit - und das im Abendlicht, fast wie im Urlaub

Die Stadtbesfestigung mit Dolomit – und das im Abendlicht, fast wie im Urlaub

Denn wir wollen noch in die Stadt! Pünktlich zum Sonnenuntergang gehen wir los. Und nächster Pluspunkt des Platzes: wir gehen über eine kleine Brücke (die eigentlich schon zur Befestigung gehört) und sind schon da. Als erstes erreicht man eine vorgelagerte Ringmauer, dann einen kleinen Parkplatz und schon ist man im Zentrum. Der Plaza Major ist umgeben von kleinen Tribünen. Wir entdecken ein Plakat, hier finden Mittelalter Festspiele statt! Toll, aber leider zb gestern oder morgen, aber nicht heute, schade.

Ainsa - die Oberstadt

Ainsa – die Oberstadt

Auf dem Plaza Major

Auf dem Plaza Major

Aber auch so ist die Altstadt ein Gesamtkunstwerk. Topsaniert im mittelalterlichen Stadtbild, aber so ganz anders als zB Villefranche. Laut Reiseführer war die Stadt vor tausend Jahren mal Hauptstadt eines Königreiches. SO groß wird das nicht gewesen sein, denn es sieht hier doch eher Provinziell aus, aber mit viel Flair. Wir schlendern hindurch, jeder bekommt ein Eis und bald gehen die Lampen an.

Es wird dunkel

Es wird dunkel

aber die Stadt ist wunderbar

aber die Stadt ist wunderbar

beleuchtet

beleuchtet

Es findet ein  Mittelalterspektakel statt - nur leider nicht heute, aber ein paar Darsteller sind wohl trotzdem unterwegs

Es findet ein Mittelalterspektakel statt – nur leider nicht heute, aber ein paar Darsteller sind wohl trotzdem unterwegs

Natürlich einige Nippesläden, aber schön gemacht!

Natürlich einige Nippesläden, aber schön gemacht!

In Portugal heissen die Azulejos

In Portugal heissen die Azulejos

Langsam wird es leerer

Langsam wird es leerer

Vor einer Stunde drängten sich hier noch die Menschen

Vor einer Stunde drängten sich hier noch die Menschen

Auf dem Platz ist aber noch was los - uns behagen die spanischen Aktivitätszeiten dann doch besser als die englischen, da ist ab 5 schon alles zu

Auf dem Platz ist aber noch was los – uns behagen die spanischen Aktivitätszeiten dann doch besser als die englischen, da ist ab 5 schon alles zu

In der Stadt natürlich, nicht bei uns. Nun wird die ganze Stadt in das typische orangene Licht getaucht, was in diesen Gassen richtig viel her macht. Es gibt nur den Platz und zwei Gassen.  So schlendern wir die eine hinunter und die andere wieder herauf, besuchen ein paar Läden und erfreuen uns an der schönen Stimmung. Dieses Kontrastprogramm hat sich gelohnt!

 

Stellplatz Ainsa

Stellplatz Ainsa

Stellplatz: Parkplatz von Ainsa, 5€ pro Nacht, keine Installationen, dafür supergroß, superblick und supernah an der historischen Altstadt ++