Pony Trekking war gebucht. Als wir gerade noch pünktlich den Pferdehof (Ellan House, Station Road, Car-Bridge) erreichen, stehen zwei riesige Pferde gesattelt davor. Öhem, sind das die für die Mädels?
Hier gilt das angeblich noch als Ponies. Die Damen werden ausgestattet und schon geht’s los. Passenderweise scheint sogar die Sonne, als die Cowgirls in den Sonnenaufgang reiten…
Nicht ganz, das war etwas literarisch überhöht. Sie reiten nun eine halbe Stunde durch den Wald, in dem wir heute Nacht gecampt haben. Angeblich hat das auch richtig viel Spaß gemacht.
Jedenfalls kommen sie wieder glücklich zurück, na also.
Plan ist eigentlich weiter Richtung Speyside zu fahren, doch ein Schild Steam Railway zwingt uns zum spontanen Abbiegen. Wir landen in Boat of Garten und zugleich in der Vergangenheit.
Man meint wirklich statt durch eine Unterführung durch einen Zeittunnel gefahren zu sein. Der Bahnhof ist mit unglaublich viel Liebe zum Detail der Dampflokära hergerichtet. Und man darf mitten drin parken!
Wir schauen alles ganz genau an, wunderschön. Im Warteraum ala 1900 fehlen nur noch die Damen mit Spitzenkleid, Schirm und ausladendem Hut. Im Ticketoffice liegen Original Koffer, alte Handkarren stehen herum, noch ältere Gepäckwagen und vieles mehr. Sogar die Werbung am Bahnsteig ist Retro. Das ganze wird wohl von einer privaten Liebhabertruppe betreut. Wir erkundigen uns nach dem nächsten Zug. In 50 Minuten können wir einen einstündigen hin und zurück Trip machen.
Klar das machen, mit einer richtigen Dampflok in dieser Umgebung, in solch einem tollen Bahnhof losfahren und wieder ankommen? Das sind doch 22,50 Pfund wert, oder?
Der Zug kommt überpünktlich 10 Minuten vorher. Er muss nämlich noch Wasser tanken. Wir steigen ein, es gibt viele Hänger und er ist so schwach besucht, dass wir einen ganzen Wagen allein für uns haben. Es gibt sogar einen Speisewagen, in dem englische Ladys und ihre Gentlemen an weißer Spitze sitzen. Barnaby lässt grüssen…
Ein Pfiff ertönt, eine Dampfwolke (wir sitzen direkt hinter der Lok) hüllt uns ein und langsam setzen wir uns in Bewegung. Ich erkläre warum es in dem Lied ‚Tuff, Tuff, Tuff die Eisenbahn‘ Tuff, Tuff, Tuff heißt. Heute hieße das ja eher ’sßsß, die S-Bahn. Es ruckelt und rumpelt und riecht nach Kohle. Langsam gleitet die Landschaft vorbei, vorne saftig grün, dahinter waldgrün und darüber schneebedeckte Gipfel. Und noch darüber weißblauer Himmel. Es gibt sogar einen Flyer, in dem jede Kleinigkeit, die man sieht, erklärt ist.
Die Strecke ist nicht sehr lang und schon bald erreichen wir unsere Endstation Broomhill. Und – fahren daran vorbei. Zum Glück kommt in dem Moment der Schaffner und erklärt das Prozedere. Die Lok wird abgekuppelt und an der anderen Seite wieder drangehängt. Er hat einen stark schottischen Akzent, und wir diskutieren noch, was er jetzt alles genau gesagt hat, da fährt die Lok schon an uns vorbei.
Kurz darauf ruckeln wir wieder an, und halten nun auch in Broomhill. Angeblich wurde hier (oder in der Umgebung) eine bekannte Fernsehserie gedreht. Wir kennen sie nicht, aber anscheinend einige ältere Herrschaften, die ganz begeistert ein langweiliges Ortsschild fotografieren. Wir tun das lieber mit der Lok. Netterweise dürfen wir sogar rein!
Mara wirds ziemlich mulmig mit den kohleverschmierten Männern im heißen Lokführerstand, dabei lässt der eine sie sogar die Sirene ziehen. Für ihre Jungsfreunde wäre das hier was gewesen, sie findet den Drachenbrunnen am Bahnsteig interessanter. Egal, ich versuche ihr noch die Funktionsweise einer Dampflok zu erklären, da müssen wir auch schon wieder los.
Jetzt fährt die Lok rückwärts und wir sitzen hinten im Zug. Und nach kurzer Fahrt sind wir schon wieder zurück im Jahrhundertwende-Bahnhof. Ein toller Ausflug, wenn man altes Zeug mag, selbst Tochter fand es gut.
Den Plan mit der Cooperage müssen wir nun natürlich fallen lassen, es ist nun schon 15 Uhr, bald hat ja schon wieder alles zu, schrieb ich das schon? Wir fahren weiter nach Dufftown. Auf der linken Flussseite, nicht auf der großen Strasse rechts des Spey.
Bald schon erreichen wir Grantown-on-Spey, ein nettes dunkelgraues Steinstädtchen. Nach der etwas verspäteten Mittagspause im Ortskern wollen wir das Leisure-Center ausprobieren. Wird wieder nix, denn es ist Schwimmkurs. Unglaublich, ins Hallenbad in Schottland zu gehen bedarf anscheinend genaues Wissen der wöchentlich wechselnden Belegungspläne.
Weiter am linken Ufer auf kleinsten Strassen. Immer wieder bieten sich schöne Blicke auf den Spey. Und das Wetter wechselt mal wieder zwischen Sonnenschein und Regen, man muss ständig den Scheibenwischer neu einstellen.
Wir passieren Aberlour und schauen schon mal, ob man auf dem Parkplatz nächtigen kann. Sieht super aus, also schnell weiter nach Dufftown.
Das hätten wir lieber bleiben lassen. Erst stehen wir ne Viertelstunde im Baustellenstau (dabei fährt man eigentlich nur 12 Minuten. Dann kommen wir an, fahren auf den Uhrenturm zu, und … es kommt die Erinnerung. Hier liefen wir doch schon mal wie bestellt und nicht abgeholt vor 6 Jahren rum. Wir steigen trotzdem aus und laufen wie bestellt und nicht abgeholt durch den tristen Ort. Es ist 17 Uhr und ratet mal. Genau, alles hat zu. Nein, nicht alles, ein kleines gallisches…, äh ein kleiner Whiskyladen hat noch auf. Also alle da rein. Sie haben echt einiges, aber spezielles ala Sonderabfüllung gibt’s nicht und die Preise sind natürlich höher in Pfund als bei uns in Euro (also 40% höher!). Mara stellt treffend fest, bäh blöder Laden hier gibt’s gar nichts für mich. Und da es für mich auch nichts gibt, gehen wir wieder raus. Noch zwei Strassen rauf und runter, alles zu, ein kalter Wind weht, der Ort hat uns damals schon nicht gefallen, wir hatten es nur vergessen.
Zurück in Aberlour wird es dann doch noch richtig schön. Hier ist es schon mal 5 Grad wärmer als im zugigen Dufftown. Mara gefällt der tolle Spielplatz mit Boulderwand, uns die alte Bahnstation daneben.
Am schnell fließenden Spey wandern wir noch etwas den gleichnamigen Trail herunter. Die Abendsonne glitzert über dem Wasser und es grünt frischgemäht. Sogar einen kleinen Sandstrand finden wir. Es ist sogar so warm hier, dass Tochter mit den Füssen ins Wasser darf.
Doch irgendwann um 8 geht die Sonne schlussendlich unter und wir machen uns auf den Rückweg. Nicht ohne die Hängebrücke oberhalb noch zu erkunden. Auch diese gefällt, wären wir doch gleich hier geblieben.
Stellplatz: Aberlour Parkplatz. Direkt am River Spey mit Spielplatz, Toiletten, Hängebrücke und schöner Aussicht. Die Destillerie ist auch in der Nähe. ++