Es ist Morgen. Und es regnet immer noch. Im Nassen baue ich das Zelt ab. Im Nassen fahre ich ab. Ich wollte eigentlich über den Grand Ballon fahren. Doch der hängt in Wolken. Rein aus Trotz und weil er eh auf dem Weg liegt fahre ich trotzdem drüber. Ich lasse mir doch von so bisschen schlechtem Wetter den Tag nicht vermiesen. Erwartungsgemäß stehe ich oben im Nebel und sehe nicht mal 50 m weit. Da brauch ich gar nicht erst anzuhalten und fahre auf der anderen Seite gleich wieder runter.

durchs Elsass

Durch die recht liebliche Landschaft der burgundischen Pforte nähere ich mich nun dem Jura. Das Wetter wird schöner! Es stürmt zwar nun, aber die Sonne scheint.

auf kleinen Straßen

So kämpfe ich mich gegen den Wind weiter gen Westen. Und eigentlich auch gen Süden. Doch das will mir nicht gelingen. Die erste Straße zum Genfer See hinunter endet in einem gewaltigen Stau. Anscheinend ein Unfall, nichts geht mehr.

durchs Jura

Ich denke ich wende ganz schlau und nehme einfach die nächste Straße runter zum See. Eine Stunde umsonst gefahren. Doch die nächste Straße ist wiederum gesperrt. Warum erfahre ich erst ne Woche später. Die Straße führt nämlich nach Nyon und da wird gerade der Ort irgendeiner blöden Fußballmeisterschaft bekanntgegeben. Noch ne Dreiviertelstunde vergurkt. Nächster Versuch, irgendein Volksfest versperrt den Weg. Das ist doch unglaublich … Dann fahre ich halt einen riesigen Bogen um Genf herum. Adventourous Routing sei dank geht das sogar ganz gut.

Wenigstens einen Blick auf den Genfer See

Doch es wird nun langsam dunkel. Ich lasse einen Camping im Süden Genfs aus dem Navi und lasse mich dahin routen. Hoffentlich hat er noch offen. Doch die Frage stellt sich nicht, denn an dem Punkt finden sich drei Häuser, aber weit und breit kein Camping. Also den nächsten weiter südlich. Ganz schön weit und nun ist es dunkel. Ich stehe nun vor einem dunklen Campingplatz. Nichts, kein Licht, gar nichts. Man soll sich an die Herberge wenden, wenn keiner da ist. Es ist keiner da, doch auch da ist alles dunkel, ich drücke mal die Klingel. Nichts passiert.

Im Jura, das Wetter wird besser, doch die Sonne geht unter

So eine Scheiße, es ist nun kurz nach acht, dunkel, ich bin müde von 10h Landstraße fahren und Hunger habe ich auch. Und es nieselt natürlich wieder. Meine Stimmung ist am Tiefpunkt, doch es soll noch schlimmer kommen. Der nächste Platz ist erst südlich von Annecy. Jetzt auch egal, Camping Ferme irgendwas, da wird doch bestimmt noch der Farmer da sein hoffe ich und fahre los.
Nasse Straße im Dunkeln mit der Funzel einer Royal Enfield, das macht wirklich keinen Spaß. Ich biege auf die Stadtautobahn von Annecy ein, als über mir ein fetter Blitz quer über den Himmel zuckt. Das hat noch gefehlt. Im selben Moment fahre ich im Wasserfall. Es schüttet von oben wie nur was. Auf der Hochstraße schwimme ich im Verkehr mit und hab keine Chance mich irgendwo unterzustellen, oder auch nur meine Klamotten zu richten. Schnell hab ich nun beide Füße nass und in die Handschuhe läufts auch rein. Ich fluche lauthals in meinen Helm rein. Was mache ich hier eigentlich?
Ich komme am Camping an und auch hier ist alles dunkel. Alles? Nein über den Sanitaiers brennt eine kleine Funzel. Doch die Accueil ist natürlich geschlossen. Oft steht ja dann da, man soll sich einfach einen Platz suchen. Hier natürlich nicht. Dafür steht da, man soll anrufen, wenn keiner da ist. Es ist kurz nach neun, ich tropfe und will und kann keinen Meter mehr fahren. Ich fummele mit feuchten, kalten Fingern mein Handy aus der wasserdichten Hülle und rufe da an.
Mit dem Ergebnis, dass gleich vor mir ein Telefon klingelt. Hinter der Scheibe. Na super, ganz toll… Ich mache noch etwas mit dem Smartphone rum um beim nächsten Platz anzurufen, da kommt aber doch tatsächlich eine Taschenlampe um die Ecke. Hinter der Taschenlampe eine alte Dame die mal gucken will, was ich da so mache. Sie gehört zum Camping, wer sagts denn…

Morgens – Camping a la Ferme

Ich sitze im Zelt, draußen regnets, meine nassen Klamotten dünsten in der Ecke vor sich, ich fahre nächstes Mal wieder mit dem Womo weg!