Es regnet. Na toll. Dabei warten wir auf den Bus, der uns in Hoc

hland bringen soll. Aber der Wetterbericht hat ein Schönwetterfenster für die nächsten 24 im Hochland versprochen. Und das soll erst um 15 Uhr beginnen. Also Geduld. Und eigentlich warten wir gar nicht mal auf den Bus. Der ist nämlich schon da. Nur der Fahrer nicht, der kommt nämlich mit einem kleineren aus Skaftafell. Der Bus sieht schonmal richtig Hochlandmässig aus. Ein Actros mit Höhenverstellung und Doppelachse, also 6×6.

Fahrzeugwechsel

Etwas zu spät kommt der Bus. Und mit einem dermaßen schlechtgelaunten Busfahrer, das hab ich auch noch nicht erlebt. Wir sitzen schon im richtigen, alle anderen müssen umsteigen. Und dann muss er auch noch tanken. Aber an der Tankstelle, wo wir stehen klappt das nicht. Also fahren wir ins nahe Depot. Aber lassen die anderen Fahrgäste an der Tanke stehen. Was die wohl denken, als der Bus einfach so abfährt?

Schlussendlich fahren wir dann doch mit allen Mitfahrern Richtung Hochland. Bald biegt der Bus auf die F208 ab. Alle Straßen mit F davor sind in Island Pisten die für 4×4 Fahrzeuge gedacht sind. Aber bis zu unserem ersten Stop in Hofgeldir ist es eine recht gute Schotterpiste. Aber dann beginnt das Wellblech und wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Es regnet übrigens immer noch.

Langsam wandelt sich die Landschaft aber nun vom grünen Hügelland in steiles Bergland. Und passend zeigen sich am Himmel erste helle Stellen!

über F-Pisten ins Hochland

Die Landschaft wird nun immer wilder. Die Piste übrigens auch. Steil und schwarz-vulkansandig rauf, in engen Kehren hinten wieder runter. Unser schlechtgelaunter Busfahrer muss ab und an sogar die Geländeuntersetzung einlegen.

Eldegja

Bemerkenswert wird nun die Landschaft. Steile Asche und Lavahänge in schwarz und braun. Und darauf neongrün leuchtendes Moos. Also wirklich neonhellgrün, ein unglaubliches Farbspiel. Leider hält ein linienbus nicht an, damit ich das fotografieren kann. Nach ein paar weiteren rüttelnden Kilometern erreichen wir unser Zwischenziel Eldegja. Eine Eruptionsspalte die vor über 1000 Jahren entstand. Und die nun eine atemberaubendes Tal bildet.

Lavahöhle

Just als wir aussteigen, lugt die Sonne zwischen den Wolken vor! Das ist mal Timing.

überirdisches Grün

Wir wandern nun am Flüsschen entlang das Tal hoch. Genau 1 Stunde und 10 Minuten Aufenthalt haben wir hier, das reicht für eine kleinen Spaziergang. Leuchtend grünes Moos auf leuchtend rotem Fels. Dazu tiefschwarze Ascheschichten und alle Farbtöne dazwischen.

im tiefen Schwarz

Wir schwelgen also in Farben und viel zu schnell müssen wir umkehren. Und hoppeln wieder über die Piste. Das findet besonders Tochter im folgenden toll. Nicht so, dass wir im Bus auf und nieder hüpfen, sondern die vielen Furten. Das Wasser spritzt und schäumt und langsam schiebt sich der Bus durch die Fluten.

Spannend, aber besonders tief sind sie nicht, es kommen auch SUVs ala Duster durch. Auch wenn einer es deutlich zu schnell angeht und die Flutwelle sich über seine Motorhaube ergießt. Aber der Motor saugt noch keine Luft an und die Elektronik hält es auch durch. Könnte sonst ein teurer Mietwagentrip werden.

Es rücken nun noch farbigere Berge ins Bild. Wir nähern uns Landmannalaugar. Und tatsächlich, in der Ferne kann man hunderte Autos parken sehen. Das muss es sein.

Der Bus spuckt seine Fahrgäste aus. Wir latschen gleich zur Info und mieten uns auf dem Camping ein. 33 Euro für ein Stück Matsch, da ist wohl gleich die Nationalparkgebühr enthalten, die wohl für die Zukunft in der Diskussion ist. Egal, nur wo bauen wir unser Zelt auf? Zur Wahl stehen Geröllplätze oder Matschplätze. Wir entscheiden uns für Matsch. Da stehen wir lauschig am kleinen Bach, der Zeltboden bleibt ganz und den Dreck hält die Unterlage ab.

jaaa – wir haben auch ien Zelt dabei

Das Wetter sieht eigentlich gut aus. Sonnig und windstill. Also mache ich aus dem Zeltaufbau ein Familienevent. Tochter darf beim Aufbau helfen, Gestänge einhängen, Innenzelt einklipsen usw. Gerade als wir uns so schön maximal ausgebreitet haben, fängts an zu schütten. Völlig unvermittelt, dafür schön kräftig. Schnell schmeiße ich die Plane übers Zelt, die Gepäckstücke hinterher und die Damen auch noch drunter.

just als wir soweit sind, fängt es an zu regnen

Den Rest mache ich nun rasch alleine und fluche auch etwas. Doch es klappt alles gut, obwohl ich das Zelt vorher erst einmal aufgebaut hatte. Außer mir ist übrigens nichts nass geworden. Jetzt richten wir uns innen schön gemütlich ein und warten den Schauer ab. Dann essen wir auch gleich zu Mittag und machen das beliebte isländische Spielchen nun mit dem Zelt. Das Spielchen ist normalerweise: Jacke auf, Jacke zu oder wahlweise Pulli an, Pulli aus. Nun ist es Zelt auf, Zelt zu.

Es wechselt also mal wieder minutenschnell Sonne mit Wolken und Regen. Doch dann hört das Trommeln auf der Zeltwand auf. Es ist 16 Uhr, können wir uns rauswagen?

auf zur Wanderung

Wir können, es zeugt sich ein blauweißer Himmel. Los, auf zur Wanderung! Eigentlich wollten wir auf den buntesten Berg. Aber ich verwechsle sie mit einer anderen (der Hinweg ist gleich) und so steigen wir auf den Blahnukur.

schön bunt hier

Aber die Verwechslung ist glücklich, das merken wir bald. Bei der anderen hätten wir so spät viel Schatten, hier laufen wir zwischen den beleuchteten bunten Hängen. Und wie bunt die sind. Das kann man mit Worten gar nicht fassen, durch welche Wunderwelten an Farben und Formen wir nun wandeln.

Sicht über den Camping

Steil geht der Weg nach oben. Tochter stapft klaglos Höhenmeter um Höhenmeter und um uns herum öffnet sich immer mehr Fern- und Einsichten. Wie gemalt sieht die Landschaft hier aus, hoffentlich kommt das auf den Fotos später überhaupt rüber.

Landmannalaugar

Hier ist übrigens gar nicht so viel los, wie der Trubel auf dem Campingplatz vermuten ließ. Die meisten folgen wohl der Hauptstraße, dem Laugavegur.

Nach 390 Höhenmetern erreichen wir den Gipfel. Tochter hatte sich zwischendurch mal beschwert, dass wir wir ja gar keine Wanderung machen, sondern eine Gipfelbesteigung. Aber ist durchmarschiert. Und bergauf schneller als ich.

Gipfelfoto

Auf dem Gipfel beglückwünschen wir uns. Und genießen die fantastische Aussicht in vollen Zügen. Was ein Panorama. Einfach fantastisch! Oder eher mehrfach fantastisch!

Die Fernsicht ist Atemberaubend

Das Wetter ist genauso fantastisch. Noch nicht mal ein kalter Wind weht, und die Wolken halten sich fern von uns.

Nach ausgiebiger Gipfelrast steigen wir nun auf der anderen Seite ab. Auch hier bieten sich wunderbare, farbige Aussichten aus dem gesamten Farbspektrum. Sogar Schneefelder treffen wir an. Wo kann man schon im August Schneeballschlacht mit Tochter machen?

nach langer Gipfelrast steigen wir auf der anderen Seite ab

Wir steigen nun ins Flusstal ab, wo sich ein kleines Problem auftut. Wir sind ja Trekkinghalbschuhwanderer, wenn wir ohne Gepäck unterwegs sind. Klappt auch hier super. Doch nun müssen wir den Brenninsteinsöldukvisl (was für ein geiler Name übrigens) queren. Und mit Halbschuhen ist die Querung eines kalten, isländischen Flusses natürlich etwas blöd. Nach längerem hin und herlaufen entdecken wir aber zwei Stellen und springend und balancierend sind wir endlich drüber.

mit Halbschuhen über den Fluß

Über eine winzige heiße Quelle stiegen wir nun hinweg und entern alsbald das Lavafeld, dass wir schon von oben entdeckt haben. Also entdecken muss man es nicht wirklich, denn es dominiert das Tal. Vom Gipfel sah man schön, wo die Lava herausquoll und sich dann im Tal verteilte. Und auch die Lava selbst ist ganz besonders. Es handelt sich um Obsidian. Also Vulkanglas, das mit glatten, verbogenen Flächen aufwartet, die teils nachtschwarz, aber auch dunkelviolett schimmern.

Schafe trifft man fast überall auf Island

Wir verlieren etwas den Hauptweg aus den Augen. Was aber nichts macht, denn auf Nebenpfaden kletter wir nun über den zerrissenen Strom. Was trotz vorgerückter Stunde – es ist inzwischen 8 Uhr – der Tochter einen Heidenspaß macht.

da müssen wir zum Schluss noch durch

Langsam, aber irgendwann doch erreichen wir den Zeltplatz. Und essen etwas verspätet aber verdient zu Abend. Findet Tochter ganz spannend. So mit Ultraleichtkocher und Tütennahrung. Die ihr allerdings nicht besonders gut schmeckt.

schön ist es hier

Nun wäre Bettgehzeit. Doch nicht weit vom Zelt befindet sich die heiße Quelle. Da möchte Tochter unbedingt noch rein. Also bewegen wir unsere faulen Hintern nochmal aus dem warmen Zelt ins kalte draußen. Und dann in die warme Quelle rein.

Abendessen im Zelt

Das hat sich mal gelohnt, danke liebe Tochter. Hier fließen warme und kalten Bäche zusammen. So kann sich jeder seine optimale Badetemperatur einstellen. Unter 32° wird mir auf jeden Fall zu kalt. Meine optimale Stelle hat dann 39°. Die Damen bevorzugen etwas kühler.

noch ein heisses Bad zum krönenden Abschluss

So verbringen wir mindestens eine Stunde im Bach. Herrlich, so eine heiße Quelle brauchen wir auch im Garten. Kurz vor 12 fallen wir dann auf die sehr bequemen Isomatten und in erholsamen Schlaf.

Camping Landmannarlaugar, groß, teuer, aber man zahlt für die Aussicht