Endlich besuchen wir den Wasserfall, den wir schon ein paar Mal durch die Scheibe begutachtet haben. Nett, aber im Land der superschönen Fälle hat er starke Konkurrenz. Viel zu starke…
Also düsen wir wieder nach Osten. Und das bei Kaiserwetter! Sonnenschein und blauer Himmel soweit das Auge reicht.
Linker Hand tauchen bald wieder die weißen Finger des Vatnajökull auf. Heute sieht man aber bis zu den Gipfeln hinauf. Ein toller Anblick, man muss aufpassen, das man vor lauter Schauen nicht von der Straße abkommt. Die N1 führt hier übrigens wieder über riesige Sanderflächen.
Vorbei an Skaftafell, den Gletscher immer zur Linken und Rechts glitzert in der Ferne das Meer. Nicht zu vergessen die grünen Hänge mit der massiven Steilstufe darüber.
Dann biegen wir zum Fjällarlon ab. Da bin ich ja auf meiner Inselrunde dran vorbeigefahren vor fast zwei Wochen. Ein neugebautes Restaurant erwartet uns. Doch daran laufen wir schnell vorbei zur Gletscherlagune.
Da ist sie! Hunderte Eisberge aller Größen stauen sich an unserem Seeufer. Wahnsinnig schön sieht das aus. Dahinter lauert die riesige Gletscherzunge. Man kann heraufschauen bis auf Islands höchsten Gipfel. Was ein Wetter!
Wir genießen und schauen. Und Fotografieren. Und schauen.
Mit kleinen Schlauchbooten kann man hier zwischen den Eisbergen umherkurven. Das will Tochter machen. Also gut, das würde uns auch gefallen. Und tatsächlich, in wenigen Minuten fahren die nächsten Boote ab, und da fahren wir mit.
Wir werden mit Arktisjacken und Rettungswesten ausgestattet. In den Arktisjacken gehen wir nun auch ordentlich ein auf dem (kurzen) Weg zum See. Normalerweise is es hier auch nicht so warm wie heute.
Dann steigen wir in die Boote. Und kurven nun in Schleichfahrt durch das Eis. Ein tolles Erlebnis. Überall um uns herum leuchtet es in weiß, schwarz und blau. Bizarre Formen schwimmen hier im Zungenbeckensee herum. Wir fahren um den größten Eisblock herum. Schon recht groß, vor allem wenn man bedenkt, dass nur 10% aus dem Wasser ragen.
Wir bekommen von Einar einiges erklärt. Interessant, die Dimensionen den Gletschers kann man von hier unten gar nicht so wahrnehmen. 8 km ist die massive Gletscherzunge, die in den See mündet lang. Und sie hat diesen erst in den letzten 500 Jahren geschaffen. Doch nun schmilzt der Gletscher dank Klimaerwärmung ab. 100 Meter wird er jedes Jahr kürzer. Und so hat er in nur 8 Jahren diesen nicht kleinen See zurückgelassen.
Diesen durchqueren wir nun mit Speed Richtung Abbruchkante. 500 Jahre braucht das Eis übrigens vom Gipfel bis hier unten zum See. Und bricht ab und zu ab. Einen kleineren Abbruch bekommen wir zu sehen, als wir gerade wieder abgefahren sind.
Wir entfernen uns nun noch weiter und wollen schon wieder anlegen. Rund 45 Minuten dauert die Tour eigentlich. Doch dann donnert es gewaltig und ein riesiger Stück ist in der Ferne abgebrochen. Das verschafft uns nun gratis 20 Minuten extra.
Denn eine gewaltige Welle schiebt sich nun durch die Lagune, die die Eisberge ordentlich schaukeln lässt. Ein toller Anblick. Unser Bootsführer meint, er hätte schon einige Wellen erlebt, aber noch nie so eine große!
Also reiten wir das ab und schauen auf Eisberge in allen Farben um uns herum. Ab und an bricht mit Getöse durch das Schaukeln sogar ein Stück davon ab. Als sich alles wieder beruhigt hat, landen wir an.
Ein toller Ausflug, aber wir haben noch nicht genug Eis gesehen. Also auf zum Jokulsarlon! Dieser Gletschersee ist nochmal deutlich größer und hat einen großen Ausfluss zum Meer. Deshalb werden am Strand unterhalb immer wieder Eisblöcke angeschwemmt. Da war ich schon auf der Hinfahrt, aber die Mädels wollen das natürlich auch sehen.
Zuerst zum Strand. Es ist viel weniger los als letztes Mal. Aber es liegen Eisblöcke in allen Größen herum, und das bei wunderbarem Sonnenschein.
Das glitzernde Eis, der schwarze Sand und das tosende Meer, das die Blöcke immer weiter den Strand hinaufwirft, geben eine grandiose Kulisse ab. Wir fotografieren was das Zeug hält. Wer soll die Bilder denn später alle sortieren?
Vor allem sollte man sich auch mal umdrehen. Denn bei der gigantischen Sicht heute prangt hinter uns in aller Pracht und auf 160° Breite der Gletscher. Sogar die Gipfel verhüllen sich nicht.
Stunden verbringen wir hier am Strand. Wie schön, dass wir keine feste Zeitplanung haben, sondern von Tag zu Tag planen. Also sitzen wir im warmen Sand und schauen Tochter beim Spielen mit der Brandung zu.
Und können live miterleben wie das Eis zerkleinert wird. Denn bald sind gar keine großen Blöcke mehr da! Da hatten wir noch Glück, das wir die noch gesehen hatten. Doch jenseits der Straße wartet noch das Highlight des Tages auf uns. Die Jokulsarlon Lagune. Hier ist wieder einiges los.
Aber das ist auch gerechtfertigt, denn hier und heute trifft alles Positive zusammen: Sonnenschein zur frühen Abendstunde und Nordostwind, der das Eis direkt zum Besucherstrand treibt. Und für das Sahnehäubchen sorgen neben den allgegenwärtigen Seevögeln eine Gruppe Robben, die sich zwischen den Eisbrocken immer wieder zeigen.
Was ein Farbspiel und welche grotesken Formen! Die Speicherkarte glüht, irgendwann müssen wir uns zwingen die bildgebenden Geräte wegzustecken. So was tolles wie hier haben wir noch nicht gesehen. Jetzt brauch ich keinen Alpengletscher mehr anschauen im Leben. Island versaut es einem doch ein bisschen.
Auch hier kann man übrigens eine Bootstour machen. Eigentlich von der Szenerie noch schöner, aber dafür mit so ner Art Amphibienfahrzeug. Und sehr weit raus fahren sie nicht.
Schön hier, wir können uns lange nicht losreißen und so haben wir fast 8 als wir endlich losfahren. Doch wo hin zur späten Stunde? Zum nächsten Camping in Höfn. Natürlich durch spektakuläre Landschaft.
Die Berge glühen im sanften Abendlicht. Unsere Gesichter auch. Ohje, haben wir uns jetzt auf Island (!) einen Sonnenbrand geholt?
Stellplatz: Camping Höfn, teuer, gute Entsorgung, aber auf dem Hügel steht man mit Wahnsinnausblick auf die Küste