Vielleicht sollten wir doch lieber alleine stehen. Tochter ist auf Krawall gebürstet und das nicht zu knapp. Unsere armen Nachbarn. Wir setzen dem ein Ende, indem wir nach Port Grimaud aufbrechen. Mit den Rädern, was eine entspannte Sache ist, denn auch hier gibt’s Fahrradwege.
Port Grimaud ist eine Ferienhaussiedlung aus den 60ern. Beides ist aber nicht die ganze Wahrheit, denn es ist alles andere als man von 60er Jahre Architektur erwartet und bestimmt keine Siedlung sondern eher eine Ferienhausstadt. Wie beschreibt man dieses Gebilde jetzt? Also man stelle sich eine Mischung aus Venedig (die Kanäle), Provence oder Toskana (die Häuser) und einem Yachthafen vor (die Boote). Und das ganze bitte schön recht weitläufig, dann hat man vielleicht eine Vorstellung.
Wir radeln über kleine Brückchen, an hübschen Reihenhäuschen vorbei, an unzähligen Yachten, Segelbooten und Motorbooten, landen wieder in einer Sackgasse, drehen um und fahren wieder über kleine Brückchen, an Ferienhäusern die auf altes provenzalisches Dorf getrimmt sind und natürlich an Booten vorbei. Schließlich landen wir sogar im ‚Zentrum‘ mit Kirche, Geschäften, Bars, Cafes und Restaurants.
Da hat der Schweizer Architekt Spoery was wirklich Schönes in die Landschaft gezaubert, wenn man so an andere ’normale‘ Ferienanlagen denkt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das in den 60ern war! 8 km Kai soll es hier geben, müsste man mal die Zahl der Boote hochrechnen, denn zu jedem Haus gehört hier wohl ein Anlegeplatz direkt vor der Haustür. Zum Spaß schauen wir mal beim Agence Immobiler ins Schaufenster, ah ja bei 842000 geht’s los für 63m² mit nicht sehr schönem Blick, die meisten liegen im siebenstelligen. Nungut, bleiben wir weiter im Bus wohnen…
Zur Feier des Tages kehren wir aber in ein Cafe ein. Panini mit Bier Pression und Eis danach und Blick auf die Rialto Brücke, das hat was.
Aber die Hauspreise kann man sicherlich noch locker steigern, da wo wir jetzt hinfahren. Nach St. Tropez, einst verschlafenes Fischernest, seit Brigitte Bardot mondänes JetSet Örtchen. Der Radweg führt sogar fast bis hinein, wir kurven etwas durch den Hafen und parken direkt im Zentrum der Reichen und Schönen.
Die Häuserzeile am Hafen wäre richtig hübsch, wäre sie nicht im Erdgeschoss mit riesigen roten oder weißen oder gelben Plastiküberbauungen mit entsprechendem Plastikmobiliar darunter verschandelt.
Ob man jetzt die riesigen Yachten davor finden soll oder nicht, können wir nicht entscheiden, sie sehen auf jeden Fall nach viel Geld aus, und das sollen sie ja bestimmt auch. Immerhin gibt es eine hübsche im Stil eines Nildampfers darunter und auch ein paar schöne Segelboote.
Die Gassen hinter dieser Fassade sind aber richtig schön, wir schlendern durch einige durch, immer leicht nach oben steigend. So kommen wir dann am oberen Ende von St. Tropez auf dem Weg zum Fort an. Dort steigen wir auch noch hoch, schenken uns aber die Schiffsmodellausstellung im Obergeschoss sondern umrunden die Befestigungsmauern.
Tolle Aussicht von hier oben. Der Blick schweift von St. Tropez aufs Meer, unseren Campingplatz gegenüber und schließlich auf St. Maxime, wo wir vor 10 Jahren schon mal waren. Wir steigen nun nach Osten ab, wenden uns zum Strand und wandern über den Cimetiere Maritim wieder zurück.
Nun entdecken wir noch unzählige weitere Gässchen im Ortskern, soviele, dass Sabine sogar aufhört sie zu fotografieren. Wir kommen in ein Viertel mit vielen Mini-Boutiquen, mit wenigen, aber ganz bestimmt sehr kostspieligen Dingen im Angebot. Aha das Angebot für die Bootsbesatzungen. Leider können wir keine ausmachen, nur ganz normale Touristen wie uns.