Wir schlafen aus. Drinnen ist es nämlich gemütlich und draußen regnets. Bei wirklich ungemütlichen 5,4 Grad! Nach dem ausgedehnten Frühstück machen wir uns für eine Außenexpedition bereit. Alle legen mehrere Schichten an und dann öffnen wir die Luke in die lebensfeindliche Zone.
Ist natürlich etwas übertrieben, aber es sind nun 5,6 Grad und es nieselt waagerecht von vorne. Puffins sind keine zu sehen, also wandern wir entlang der Calders Geo, des Klippeneinschnitts um die Ecke. Wahnsinn wie tief das hier runtergeht. Und schwarzrot leuchtet das vulkanische Gestein über dem tiefblauen, rauen Meer.
Wir umrunden den Einschnitt und laufen nun hart an der Küste lang mit immer wieder wunderschönen Blicken auf Meer und Fels. Seevögel fliegen um uns herum und kreischen. Das Wetter passt zur Stimmung hier und auch Tochter läuft einigermaßen motiviert mit. Was wir ihr hoch anrechnen.
Wir lassen die Lochs of Dridgeo rechts liegen und erreichen die Holes of Scraada. Also eigentlich entdecken wir nur ein Hole, aber das reicht auch schon, denn einige hundert Meter im Landesinnern öffnet sich urplötzlich eine tiefe blutrote Schlucht, in der unten das Wasser anbrandet. Ein Blowhole, doch dafür windet es zu wenig, was jetzt aber nicht so schlimm ist.
Wir folgen dem kleinen Wasserlauf oberhalb, der an mehreren uralten Resten von einfachen, kleinen Wassermühlen vorbeiführt. Sehr schön ist noch der alte Mühlbachverlauf zu sehen, und auch die Ein und Auslässe in den Mauern für das Wasser.
Dahinter wartet allerdings der archäologische Höhenpunkt, der Broch von Houlland. Nicht aufbereitet sondern einfach ein riesiger Steinhügel auf einer kleinen Halbinsel im Loch gelegen. Man sieht noch einen Teil der Wände, den umgebenden Ringwall und ein paar Hausumrisse Richtung See. Die Anlage datiert wohl um 300 vor Christus. Das ist richtig alt und es macht Spaß hier rumszustehen, in die Landschaft zu gucken und sich vorzustellen, wie das mal alles aussah. Vor allem weil es eben keine Ausgrabungsstätte mit Zäunen, Schildern und Absperrungen ist. Im See sieht man sogar noch eine Mauer, die dem Fischfang diente.
Da das Wetter nicht besser wird, verziehen wir uns zu Picknickpause hinter die Mühlenreste, da ist es nämlich windstill.
Auf gleichem Weg wandern wir wieder zurück. Auf dem Hinweg hatten wir den Wind voll im Gesicht, da dachten wir noch, toll auf dem Rückweg bläst er von hinten. Pustekuchen, er scheint gedreht zu haben, wir haben ihn wieder von vorne.
Nach 2,5 Stunden in der Subarktis freuen wir uns auf das warme Womo und wollen eigentlich nicht mehr unbedingt raus. Dazu fahren wir zum Tangwick Haa Museum. Lustiger Name, es soll ein Volkskunde Museum sein, schauen wir mal.
Es ist kostenlos, man kann aber etwas in eine Donation Box einwerfen. Und nicht sehr groß, aber sehr nett aufgemacht. So kann man viele alte Bilder bewundern, viele alte Gegenstände aus dem täglichen Leben und auch ein wenig Erklärung der geologischen Besonderheiten der vulkanischen Region hier.
Und besonders schön gemacht ist ein vollständig eingerichteter Raum aus der damaligen Zeit. Mit seidenem Hochzeitskleid von 1840, was natürlich Tochter besonders gefällt. Aber auch sonst für alle anderen schönen Details.
Irgendwann haben wir alles gesehen, es wird mal wieder Zeit für einen Außeneinsatz. Im Museum war eine alte Abbildung vom Fischerdorf Stennes. Da fahren wir nun hin. Tatsächlich ist nicht mehr viel von den geduckten Hütten zu sehen. Aber das Bild ist auch hier noch mal aufgestellt und man kann sich ausdenken, wie das vor hundert Jahren aussah. Und was für ein hartes Leben die Leute hier damals geführt haben. Mit kleinen Fischerbooten, die mit jeweils 6 Mann besetzt waren, ruderte man damals raus und fischte mittels kleinen Netzen und Longlines.
Auf der Weide springen jede Menge junger Lämmer herum. Das freut Tochter. Wir freuen uns aber lieber an den Bewegungen auf dem Meer. Da schwimmt nämlich eine ganze Menge Robben herum, die neugierig ihre Köpfe in unsere Richtung strecken. Und näher kommen, um uns aus der Nähe zu begutachten.
Doch uns wird bald zu kalt und wir kehren zur Basis zurück. Also zum Auto und dann tatsächlich zum Leuchtturm. Am alten Friedhof halte ich noch an, weil die hier ja einen ganz besonderen Reiz ausstrahlen. Manche zumindest. Und dieser hier gehört auf jeden Fall nicht dazu. Die Mädels hatten schon Recht, dass sie erst gar nicht mit ausgestiegen sind.
Nun stehen wir wieder am Leuchtturm mit der super Aussicht in alle Richtungen. Auch Papageientaucher sind wieder da, aber das Wetter ist so schlecht, dass ich das Tele erst gar nicht auspacke.
Stellplatz: Eshaness Lighthouse ++