Es geht alles schon mal gut los. Zeitig um 9 habe ich schon Gebackenes eingekauft und düse schön über das Teerband nach Süden. Keine Wolke am Himmel. Dafür bläst es kalt aus Norden. Stört aber nicht, sondern macht sich als Rückenwind sogar im Spritverbrauch bemerkbar. So gehts immer geradeaus hunderte Kilometer nach Süden. Letztes Jahr reiste ich ja über die Vogesen an. Da brauchte es schon 2 Tage um überhaupt an den Einstieg der Grandes Alpes Route zu kommen.
Diesmal will ich über die hohen Pässe der Zentralalpen einsteigen. Laut Wetterbericht wirds super.

Pause in der Schweiz

Ja, nur hat der nicht recht! Je tiefer ich in die Schweiz vorstoße, desto schlechter wird das Wetter. Direkt vorm Gotthard biege ich auf die Landstraße ab. Schnell schraubt sich diese nun in die Höhe. Leider genau in die Wolke rein. Die Sicht ist schlecht und nieseln tuts auch noch. Von der Schöllenen Schlucht und der Teufelsbrücke sieht man leider gar nichts.

Rauf nach Andermatt: The Fog

Blöd, vor allem wollte ich eigentlich in Andermatt zelten, um dann noch ein paar Pässe anzugehen. Doch hier windet es gewaltig, es sind 8,5 ° und erwähnte ich schon den Nebel? Also drehe ich eine Ehrenrunde im Ort und fahre wieder zurück zur Landstraße. Vielleicht kann man über die Wolken gelangen?

1A Straßen in der Schweiz

Man kann, einige Kehren fahre ich zwar noch im Nebel, doch dann wird es immer heller. Plötzlich ist die Sonne wieder da! Und schönste Bergwelt auch. Wunderbar, da fährt sich doch gleich anders.

Auffahrt zum Furka

Am Pass sehen die Häuser noch etwas heruntergekommener aus, sonst hat sich nichts geändert. Ich halte mal an und genieße Sonne und Aussicht.

Nicht mehr viel los Ende September

Wie nun weiter? Direkt runter und ins Haupttal des Wallis? Oder die Runde südlich über den Nufenen und über den Gotthardpass. Oder nördlich über Grimsel und Susten. Da die Grimselstraße hinten gerade so schön in der Sonne leuchtet und mein Routenbuch so schöne Abstecher bereithält, entscheide ich für Norden. Blöder Fehler!

Und wieder runter zum Belvedere

Doch zunächst ist alles gut. Über gut ausgebaute Straße schwinge ich nun nach unten. Am armen Rhonegletscher vorbei. Den man von der Straße aus gar nicht mehr sieht! Früher reichte er runter bis nach Gletsch. Doch nun wird er rapide weniger. Am Belvedere vorbei erreiche ich einige hundert Höhenmeter später den Ort, der mal nach dem nahen Gletscher benannt wurde. Schwer vorstellbar, doch Bilder zeigen die Gletscherzunge direkt hinter den Hotels. Jetzt ist sie nicht mal mehr zu sehen.

In Gletsch – da hinten über den hellgrauen Fels stürzte sich eins der Rhonegletscher ins Tal bis zum Hotel im Vordergrund

Auch die Straße zum Grimsel ist gut ausgebaut. Zur vollen Stunde komme ich oben an. Das Abstechersträssschen zum Oberaarstausee ist nämlich ampelgeregelt. Und zur vollen Stunde darf man hoch.
Ist leider akademisch, denn der Weg ist nun mautpflichtig. Und der blöde Automat nimmt keine Karten! Wäre bestimmt ne schöne Aussicht da oben gewesen. Denn auf dem Weg nach unten lauert die Wolke im Tal. Nagut, fahre ich halt durch und wieder darunter wie vorhin.

Im Tal hängt die Wolke

Doch weit gefehlt, die Wolken stauen sich wohl immer dicker von Norden! Ich gurke und gurke durch die Suppe, doch sie nimmt kein Ende. Natoll kann ich mir den nächsten Abstecher zur Schwarzwaldalp auch gleich sparen, denn im Nebel muss ich da nicht rumgurken.

Tja, und nun hänge ich drin

Tja zum Susten rauf fahre ich genauso komplett im Nebel. Immerhin, ein wenig versöhnlich reißt es kurz vorher auf und macht den Blick frei zum Steingletscher. Muss mal alte Fotos raussuchen, ich bin aber ziemlich sicher, der war auch schon mal größer…

Kurz vorm Susten erhasche ich einen Blick auf den Steingletscher – oder was davon übrig ist

Tja am Pass hängt die Suppe dicht und löst sich bergab auch nicht mehr auf. Zudem nieselt es auch daraus, so dass mein Visier ständig voll ist. Ich krieche nach Andermatt rauf. Dort ist das Wetter noch schlechter geworden.
Ich fahre am Camping vorbei. Eine nasse Wiese im Nebel, über die der Wind peitscht. Kein Wunder, dass hier kein Zelt steht, meins wird es auch nicht tun! Ab auf die Alpensüdseite!

jetzt wieder knapp an der Wolke, die letzte Stunde leider mittendrin

Doch dazu muss ich wieder über den Furka. Was bei Sicht unter 20 m überhaupt keinen Spaß macht. Zum Glück sind hier Linien auf der Straße, an denen man sich orientieren kann, sonst gäbs hier nen whiteout.

flüchte ich über den Furka

Es geht ja auf über 2400 m Höhe. Aber selbst auf dem Pass hängt noch die Wolke aus Norden. Erst kurz dahinter auf dem Weg in den Süden gibts endlich wieder freie Sicht, was eine Wohltat. Das Visier kann trocknen und ich selber auch.

von Norden ziehts gewaltig rein

Plan B (aus dem Weltraum) war gewesen in Binn zu zelten. Da waren wir vor langen Jahren schonmal, einsam hinten im Tal und wunderschön gelegen.

Schöne Holzhäuser im Obergoms – es gibt noch viel schönere aber da sind die Fotos nix geworden

Da fahre ich nun hin, auch wenns noch mehr als ne Stunde ist. Die aber wieder Spaß macht. Die Abendsonne scheint ins Tal und beleuchtet die wunderschönen uralten Holzhäuser. Auf dem Weg zum Camping komme ich durch Ernen, hier waren wir vor nicht allzu langer Zeit und haben Häuser und Dorf bewundert.

Ernen

Da knattere ich nun durch und freue mich an dem uralten Holz. Da soll noch einer sagen Holzhäuser halten nicht lange. Auch der lange Tunnel war mir noch in Erinnerung. Ganz grade im ganz natürlicher Fels und 1,5 spurig. Doch zum Glück kommt der Postbus erst, als ich gerade wieder raus bin.

Binn

So, endlich angekommen. Ein etwas zu langer Fahrtag heute, aber besser das Zelt in der Sonne im schönen Binntal aufgebaut als in Nieselregen und Sturm.

Zelt in schöner Umgeung aufgeschlagen

Eigentlich gibt es Stühle zur freien Verfügung, aber ich habe ja extra einen dabei. Den baue ich jetzt natürlich auf und schreibe darin diesen Reisebericht.

Ich schreibe Reisebericht

Und bekomme einen wunderschönen Sonnenuntergang gleich mitgeliefert.

und sehe der Sonne beim Untergehen zu