Es ist wieder soweit. Wir fahren nach Schottland. Das Neue ist: Dieses Mal zu einer ganz unchristlichen Uhrzeit. Am Freitag vor Pfingsten geht unsere Fähre um 17Uhr in Ijmuiden ab. Dazu ist auch noch Bahnstreik angekündigt. Also tagsüber könnte der Stau gigantische Ausmaße annehmen. Eher keine Option. Unsere übliche Abfahrtszeit zwischen 22 und 24 ist aber auch nicht so angebracht, da wir dann viel zu früh am Hafen wären und schön übermüdet, denn in den Niederlanden irgendwo frei stehen mit dem Womo geht ja auch nicht…

Sonnenaufgang an der Autobahn - etwas ungewohnt für uns

Sonnenaufgang an der Autobahn – etwas ungewohnt für uns

Also probieren wir eine neue Variante. Der Bus steht fertig gepackt vor der Tür, und wir gehen ins Bett. Um um vier Uhr wieder aufzustehen. Und um halb fünf sind wir on the road gen Norden. Geht sogar, einigermaßen wach fahre ich ereignislos über die Bahn und um 10 Uhr sind wir schon da. Also viel zu früh, toller Plan.

Macht aber dann doch nix, wir fahrn ne Abfahrt später raus nach Wijk aan Zee. Aan Zee ist genau nach unserem Geschmack, das Wetter sieht nämlich top aus. Der Ort ist klein und übersichtlich, wir lassen uns vom Navi zum Strand lotsen und auf dem großen Parkplatz davor ist sogar noch ein Plätzchen für uns frei. In der Sonne ist es heiß, aber es weht ein kalter Wind.

Den wollen wir richtig testen, also ab an den Strand. Über ein paar Dünen hinweg ist der auch schnell erreicht. Breiter Sandstrand, es ist Ebbe, es gibt kleine Muscheln. Tochter ist glücklich. Wir staunen eher über die Bebauung. Quasi die gesamte Länge ist bebaut. An den Einstiegstrassen jeweils Strandcafes und Restaurants und dazwischen je 50 gartenhausgroße Buden. Die kann man anscheinend mieten. Es ist jede Menge los, aber sind es eher Zulieferer und Angestellte. Bierfässer werden geliefert, Klopapier ausgeladen und die Fenster gewienert. Pfingsten ist hier wohl Saisonstart. An zahlenden Kunden mangelt es aber Zeit noch etwas.

Wijk aan Zee - etwas trostlos in der Vorsaison, aber die Installationen sehen nach viel Troubel aus

Wijk aan Zee – etwas trostlos in der Vorsaison, aber die Installationen sehen nach viel Troubel aus

Wir konsumieren auch nichts, denn wir haben gerade erst gefrühstückt und der Wind weht hier gewaltig. Zwei Strandabschnitte marschieren wir nun am Strand entlang, dann biegen wir wieder ab zum Dorf. Jetzt laufen wir direkt an der Hauptpromenade rein. Ein etwas gespenstisches Bild. Kneipe an Kneipe, Cafe an Cafe reihen sich hier – alle zu. Okay ein, zwei haben offen, aber da dort fast niemand sitzt, fällt das nicht auf. Hier muss in der Saison der Bär steppen. Der Ort selbst ist knapp nett, aber das wars auch, schnell sind wir durch und unser Rundweg schließt sich am Womo.

etwas leer

etwas leer

Nagut, wenn man auf die Fähre noch warten muss, ganz okay, aber Urlaub müssen wir hier bestimmt nicht machen. Zumal die Kulisse vom Mittal Stahlwerk im Süden dominiert ist. Daran fahren wir jetzt vorbei zum Hafen. Und wir fahren nicht eigentlich zum Hafen, sondern auf kleinen Strassen mitten hindurch. In rechtwinkligen Kehren von Becken zu Becken. Mara entdeckt ein ‚Hochhaus‘ und glaubt uns nicht nicht, dass das ein Schiff ist. Wir können es aber beweisen, denn wir fahren auf einer Art Schleuse direkt davor vorbei. Es ist ein monströses Kreuzfahrtschiff, einer dieser Schwerölverbrenner. Leider kann ich nicht so genau gucken, weil mir die Schaulustigen fast vors Auto springen.

Unsere Fähre, es kann losgehen - im Hintergrund übrigens eine im Hafen geparkte Bohrinsel

Unsere Fähre, es kann losgehen – im Hintergrund übrigens eine im Hafen geparkte Bohrinsel

Die passen alle noch rein!

Die passen alle noch rein!

Der Hafen ist so spannend, dass ich direkt zum Terminal fahre und glatt das Tanken vergesse. Nunja wir reihen uns in die Schlange, treffen die Stefs und stehen hier nun. Dieses Jahr dürfen wir schon recht früh drauf und reibunglos, ohne rückwärtsfahren mit Kochtopf auf dem Schoss und so. Unsere Kabine entpuppt sich als top, denn wir sind ganz vorne oben mit Blick auf die Bugflagge, ohne Maschinenlärm.

Schöne Ausicht aus unserer Kabine

Schöne Ausicht aus unserer Kabine

Letztes Jahr hatte Mara beim Malwettbewerb gewonnen. Ein komplettes ‚Stella die Meerjungfrau‘ Kostüm. Jetzt hofft sie auf ähnliches. Sie zerrt uns also in den Kidz Club. Es ist tatsächlich auch wieder Malwettbewerb. Ohje, wir hoffen ein bisschen, dass sie nicht gewinnt, auch wenn sie dann traurig sein wird. Aber sie muss auch mal lernen, dass was nicht klappt, und von ihren Malkünsten ist sie etwas zu sehr überzeugt. Die Konkurrenz ist allerdings nicht allzu stark, doch ein deutlich älteres Mädchen malt einen dann doch deutlich schöneren Fisch. Und gewinnt verdient. Tochter ist traurig, aber nicht allzusehr, und mit dem Trostpreis ist sie schlussendlich zufrieden. Die Schatzrally machen wir auch noch mit. Örk, da die Animateuse kein deutsch spricht, darf (muss) ich als Übersetzer für die überwiegend deutschsprachigen Kids mit.

Die Kinderbespassung

Die Kinderbespassung

Das schaffen wir immerhin, sie gewinnt wieder nicht, macht aber anscheinend auch nix, denn nun wird sie zum Trost noch im Gesicht geschminkt. Das dauert und so können wir sie in Steffis Obhut lassen um mal gemeinsam zum Whiskytasting zu gehen. Gut, Tasting ist etwas zu hoch gegriffen, aber immerhin kann man in Shop viele der angebotenen Whiskies probieren.

Leider haben die Preise etwas angezogen, aber es gibt tatsächlich ein paar besondere Sachen wie den Jura 21 und den Octomore 6.2. Ein Typ in Schiffsuniform will uns gleich was einschenken. Wir wechseln ein paar whiskylastige Worte und schon zeigt er Fotos von seinem Treffen mit Richard Patterson und wir fachsimplen. Es ist der Shopmanager und er hat doch einen etwas anderen Background als die (asiatischen, sehr netten aber doch) recht ahnungslosen Verkäufer, die hier sonst so rumstehen. Letztes Jahr hatte ich einem von ihnen einiges an Wissen versucht zu vermitteln. Jetzt können wir uns toll austauschen. Noch toller ist allerdings, dass wir nicht im Trockenen stehen. Er greift gleich in die Schatzkistenschublade. Wir trinken (es gibt jetzt keine Tastingnotes) den Old Pulteney Pentland, Jura 21, Dalmore King Alex, Octomore 6.2., XY, Braunstein 13.1, Braunstein 14.2 und noch den Laphroaig PX zum Abschluss. Und zwar in ganz ordentlichen Portionen.

Der Whiskyurlaub ist hiermit eingeläutet, ein paar Fläschchen gehen mit und wir wanken zurück zur Tochter. Diese strahlt glücklich und hat inzwischen noch ein paar Postkarten, einen Ballon, ein Pixiebuch – und doch noch ein neues Stellakostüm gewonnen. Unglaublich!

Und das hat sie alles dort gewonnen

Und das hat sie alles dort gewonnen

Die Nacht ist ereignislos, muss man eigentlich nicht extra schreiben, aber da das letztes Jahr doch etwas anders war freuen wir uns darüber.