Unsere Pfalzurlaube werden immer kürzer. Stimmt, liegt aber daran, dass wir wie jedes Jahr Sabine zum Flughafen gebracht, Flugzeuge geguckt und ein Eis gegessen haben. Und wie immer gibt es erst noch Mittagessen auf dem Parkplatz am Rollfeld bevor wir zu einem Papa-Kurzurlaub in die Pfalz aufbrechen. Dieses Jahr ist es immerhin nicht über 40° heiß wie letztes

Flugzeuge gucken! Immerhin kommen auch große vorbei...

Flugzeuge gucken! Immerhin kommen auch große vorbei…

Ich gebe ins Navi die Koordinaten unseres ersten Ziels ein, der Burg Lichtenberg. Der Wegpunkt liegt auch grob in der richtigen Ecke der Pfalz und ich denke mir nichts Böses. Das ist natürlich ein Fehler. Wir lassen uns quer über die Rheinebene routen, ich hänge meinen Gedanken nach und Tochter hört Hörspiele. Irgendwann geht’s ab von der Autobahn und wir fahren über Land. Es wird immer einsamer und ich frage mich schon, warum in dieser Pampa eine der längsten Burgruinen Deutschlands liegen soll. Wir nähern uns dem Punkt und kommen durch Orte mit wirklich seltsamen Namen. Ein paar Beispiele gefällig: Heiligenmoschel, Schallodenbach und Schneckenhausen. Dann fordert mich das Navi auf, die Straße zu verlassen. Äh, wie bitte? Langer Rede kurzer Sinn, hier gibts nicht viel und die Burg schon gar nicht. Mist, hab ich Depp mich wohl bei der Koordinate vertan. Ich gebe sie nochmal ein. Genau derselbe Punkt mitten auf dem Acker??? Tja, ich habe mich nicht vertan, im Reiseführer steht sie falsch drin. Ganz toll, die Burg liegt noch 80km weit weg. Noch über eine Stunde Fahrt, weil wir hier aus der Pampa raus und wieder zu Autobahn zurückmüssen.

Mara trägts mit Fassung, ich mache ein weiteres Hörspiel an und düse ziemlich sauer durch Otterberg, Otterbach und weitere seltsame Orte.

Burg Lichtenberg

Burg Lichtenberg

Irgendwann sind wir tatsächlich da. Es gab drei, in Zahlen 3(!) Straßensperrungen, was uns natürlich weiter aufgehalten hat, aber es ist immerhin noch hell. Kleiner Scherz, so spät ist es nicht, auch wenn wir das Gefühl haben, den halben Tag im Auto gesessen zu sein. Den großen Parkplatz oberhalb haben wir immerhin ganz für uns allein. Die Burg allerdings nicht. Hier ist ganz schön was los. Eine Hochzeitsgesellschaft erfahren wir bald, was Tochter natürlich besonders erfreut.

Ins Innere

Ins Innere

Wir betreten die mit 425 m längste Burg Deutschlands an ihrer spitzen Seite durch ein wildromantisches Tor. Dann noch eins und linker Hand findest sich ein wunderschöner Burggasthof. Mir knurrt schon der Magen, aber Tochter ist natürlich eher für Erkunden. Also machen wir das. Direkt hinter dem Restaurant entdecken wir die nicht so spannende Jugendherberge. Rechts hoch durch ein schönes, altes Eisentor aber dann den pittoresken Innenhof. Dieser wird von Mauern mit leeren, starrenden Fenster ein- und vom imposanten Bergfried überragt.

Hohle Mauern

Hohle Mauern

Toll, und da müssen wir natürlich hoch. Nach einigen Treppen und Etagen sind wir endlich oben – und Tochter will gleich wieder runter.

und ein überdachter Bergfried

und ein überdachter Bergfried

 

mit schöner Aussicht

mit schöner Aussicht

Ihr gefällt es hier nämlich überhaupt nicht, da der Turm überdacht ist und man nur durch Fensternischen herrausguckt. Ich kann immerhin noch verhandeln, dass ich kurz die Aussicht genießen darf. Die ist ganz nett über die umgehende Hügellandschaft, aber das diesige, bedeckte Wetter lässt keine schöne Fernsicht zu.

Als General damals hätte ich alle Schwertkämpfer linkshändig ausgebildet!

Als General damals hätte ich alle Schwertkämpfer linkshändig ausgebildet!

 

Wir klettern überall herum

Wir klettern überall herum

Wieder unten erkunden wir nun jeden Winkel und erreichen bald die kleine Kapelle in der Mitte der Burg. Leider ist diese geschlossen, die Zehntscheuer daneben aber offen. Zum Glück schaue ich auf dem Weg nach drinnen vorher kurz durch ein Fenster. Da drin ist eine ziemlich schicke, feierliche Hochzeitsgesellschaft. Da wollen wir doch lieber nicht rein platzen.

Die Kapelle

Die Kapelle

 

Grabstein?

Grabstein?

Weiter nach vorne erspähen wir nun einen hässlichen geduckte Betonbau. Nicht sehr schön, aber Tochter stört das nicht, denn davor hat sie tolle, riesige Steine entdeckt. Zum einen eine große Platte. Tochter fragt, was das ist, ich meine, vielleicht so ein versteinerter Schlamm wie im Frühjahr in Afrika. Der mit den Fußspuren. Wie richtig ich liege sehen wir aber heute beide noch nicht.

Dafür erkennen wir sofort die versteinerten Algen, Wurzeln und Baumstämme und auch die Klangsteine probieren wir gleich aus. Mara will unbedingt ins Museum, durch die Glaswände sehen wir nämlich noch viel mehr tolle Steine. Also machen wir das morgen und bleiben heute Nacht hier.

Jeder Winkel wird erkundet

Jeder Winkel wird erkundet

Nach vorne ist die Burg nur noch weiter ausgedehnt aber nicht mehr spektakulär. Wir drehen eine Runde und gehen zurück zum Spielplatz nahe dem Eingangstor. Hier tobt sich Mara nun kräftig aus, während ich langsam ein supermassives Schwarzes Loch statt einem Magen habe. Nebenan wird nämlich auch noch gegrillt, und die herüberwehenden Düfte tun ein übriges.

Spielplatz in einer Burg - kommt extrem gut an!

Spielplatz in einer Burg – kommt extrem gut an!

Fast hätte ich mich da schon selbst eingeladen, da hat Tochter ein Einsehen und meint, nun habe sie auch Hunger und würde gerne mit mir in der romantischen Herberge essen gehen.

Kurz vorm Dunkelwerden kommt die Sonne wieder raus

Kurz vorm Dunkelwerden kommt die Sonne wieder raus

Gesagt, getan, da sitzen wir alsbald unter einem riesigen Baum, umgeben von alten Mauern und jeder findet was Gutes zu Essen.

Die Burgschenke

Die Burgschenke

Darüber ist nun dunkel geworden. Wir lassen uns natürlich nicht eine kleine Nachtwanderung in dem alten Gemäuer entgehen. Allerdings haben wir keine Lampe dabei, und stolpern nur leicht herum, da die Burg nur von außen erleuchtet ist.

Kommt gut an ...

Kommt gut an …

 

... Nachtspaziergang

… Nachtspaziergang

 

schöne Stimmung

schöne Stimmung

 

und schöne Motive

und schöne Motive

 

kurz vorm Stellplatz - dort ist diese Sicht leider von Bäumen verdeckt

kurz vorm Stellplatz – dort ist diese Sicht leider von Bäumen verdeckt

Stellplatz: Oberer Parkplatz der Burg Lichtenberg, ziemlich schräg, aber immerhin extra für Womos ausgewiesen und nicht weit weg 0

Museum Geoskop

Museum Geoskop

Tochter weckt mich am nächsten Morgen noch vor Neun. Papa wir wollten doch ins Museum! Ja, da sind wir denn auch pünktlich um zehn, genau als es aufmacht.

Es besteht aus zwei Geschossen: Oben finden wir eine Sonderausstellung zum Quastenflosser, die ich sehr und Mara bedingt spannend findet. Immerhin kapiert sie die Tatsache, dass es diesen Fisch sowohl lebend als auch als Fossil gibt, was ja nicht sehr häufig ist.

Edelsteine und

Edelsteine und

 

Minerale

Minerale

Dafür sind aber im hinteren Teil jede Menge Edelsteine, Drusen und Erklärungen dazu aufgestellt. Das findet sie wiederum toll.

und Versteinerungen sehen wir dort zuhauf

und Versteinerungen sehen wir dort zuhauf

Genau wie das untere Stockwerk, in der es um die Erdgeschichte geht. Dazu gucken wir uns jeden Stein an und benutzen sogar die aufgestellten Mikroskope.

Fußspuren von kleinen Sauriern , sieht doch jeder...

Fußspuren von kleinen Sauriern , sieht doch jeder…

Zudem hat die Dame von der Kasse draußen eine Infotafel neben der große Steinplatte aufgestellt. Tatsächlich wird da erklärt, dass da ganz viele Minisaurierspuren versteinert drauf sind. Und die sehen wir jetzt auch, wo wir gestern nichts gesehen hatten!

Schön, Tochter ist begeistert, ich finde es auch gut. Da es für ein paar Cent mehr gleich ein Kombiticket mit dem ‚Musikantenland‘-Museum gab, gucken wir uns das eben auch noch an. Dieses findet sich in der Hochzeitslocation von gestern, allerdings eine Etage höher.

Naturkundeschau

Naturkundeschau

Schön ist, dass der erste Stock überraschenderweise eine Naturausstellung umfasst, in der die heimische Tierwelt dargestellt ist. Hier ist auch ein (ausgestopfter) Schwarzstorch zu sehen, den ich lebend noch nie in Deutschland gesehen habe. In Afrika allerdings gleich Tausende…

Musikantenausstellung

Musikantenausstellung

Noch ein Stockwerk drüber finden wir dann das Museum über die fahrenden Spielleute des 19. Jahrhunderts. Davon hatte ich noch nie gehört und so ist das ganz interessant. In halb Europa und teilweise sogar in Übersee sind Musikgruppen aus dieser Gegend unterwegs gewesen und aufgetreten. Immer in den Sommermonaten, denn im Winter kehrten sie wieder zurück um zu üben und neue Stücke zu schreiben. Ganz spannend, sogar mit Beispielmusik per Kopfhörer.

gut gemacht!

gut gemacht!

Jetzt haben wir wirklich alles hier gesehen und kehren zum Bus zurück. Natürlich nicht, ohne dem Spielplatz noch einen langen, letzten Besuch abzustatten.

Unser nächstes Ziel Homburg erreichen wir nach der gestrigen Odyssee tatsächlich problemlos. Wir parken irgendwo im Zentrum und laufen einfach mal bergan. Die Höhlen werden schon ausgeschildert sein… Sind sie auch und Just in time stehen wir vor ihrem Eingang. Das ist wichtig, weil nur zur vollen Stunde Führungen durchgeführt werden. Im Wartebereich warten einige Erwachsene und noch mehr Kinder. Warum das so ist, zeigt sich gleich als unser Guide kommt. Unter den Kids sind nämlich zwei Geburtstagskinder und die kriegen jetzt samt ihrer Geburtstagsbegleitung eine eher auf Kinder zugeschnittene Führung. Toll, da sind wir ja genau richtig, dann versteht Mara auch mal was bei einer Führung. Entweder sind die ja in irgendeiner Fremdsprache oder so kompliziert, dass sie ’nur Bahnhof‘ versteht, da wo wir sonst so hinfahren.

Im Eingangsbereich bekommt jeder noch einen Helm und dann steigen wir ein paar Treppen hinab untertage. Toll hier unten. Stylische Schutzbeplankung über uns und effektvoll beleuchtet der rote und gelbe Buntsandstein.

Homburger Schloßberghöhlen - frisch gelandet

Homburger Schloßberghöhlen – frisch gelandet

Kalt ist es auch. Zum Glück habe ich dicke Jacken eingepackt. Die Führung ist gut, denn er erzählt alles sehr kindgerecht.

sandiger Sandstein ;), ideal als Glaszutat

sandiger Sandstein ;), ideal als Glaszutat

Die Höhlen sind übrigens menschlichen Ursprungs und waren wohl im 17 Jh. als Sandsteinbruch zur Glasherstellung in den Fels getrieben worden. Sie dehnen sich beträchtlich aus und nur ein kleiner Teil ist zugänglich, da der Rest sehr einsturzgefährdet ist.

Deshalb nun die Stahlverbauungen, nachdem vor gar nicht allzu langer Zeit im größten Saal ein Großteil der Decke runtergekommen ist, und um ein Haar hunderte Zuhörer einer Tolkienlesung verschüttet hätte.

Die große Halle

Die große Halle

An einer Decke werden uns die Sandverwehungen gezeigt, die nun versteinert sind und Höhlenspinnen gibt es auch.

verwehter Sand - nun in Stein modelliert

verwehter Sand – nun in Stein modelliert

 

Spinneneier

Spinneneier

Nach der Führung darf man frei herumlaufen und das tun wir nun ausgiebig. Die Geburtstagsgruppe macht hier unten übrigens Schatzsuche. Das findet Tochter natürlich besonders toll, dass sowas auch geht.

in den Gängen

in den Gängen

 

Bundsandstein

Bundsandstein

Wir entdecken weitere toll ausgeleuchtete Hänge und irgendwann auchden Eingang zum Bunker, der mit dem Höhlensystem verbunden ist. Dieser wurde von dem damals unabhängigen Saarland kurz nach dem 2. Weltkrieg gebaut. Zu sehen ist allerdings nicht mehr viel…

Bunkergänge

Bunkergänge

Neben einigen Gängen und Räumen immerhin zwei Aufzüge, einer über 40m nach oben, klar, aber ein weiterer 30 m nach unten – aha ist hier noch mehr Bunker, der nicht öffentlich zugänglich ist?

Aufzugschacht

Aufzugschacht

Wir gehen wieder zurück zum Höhlenteil. Auch hier unten gibt es Fußspuren im zu Fels gewordenen Sand. Das Licht ist kaputt, aber der Führer, den wir zufällig treffen, zeigt sie uns.

Und auch einige der Geburtagstrupe treffen wir. Beziehungsweise sie uns, denn sie haben uns offensichtlich gesucht. Sie haben inzwischen die Schatztruhe und den Schlüssel dazu gefunden und den Schatz gehoben. Und da war wohl ein Beutel mehr drin und den möchten sie nun Mara schenken. Die ist tief gerührt und freut sich so, dass sie glatt das Danke sagen vergisst.

schöne Stimmung hier unten

schöne Stimmung hier unten

Jetzt stehen wir hier unten in der Sandsteinhöhle mit Helmen auf im Halbdunkeln und sie hält freudestrahlend ein Säckchen vom Kindergeburtstagsschatz eines uns völlig unbekannten Kindes in der Hand – unglaublich.

trotz ...

trotz …

Hier unten steht auch ein Modell der Festung auf dem Schlossberg. Von der ist (fast) nichts mehr übrig, haben wir auf der Führung erfahren. Die abrückenden Franzosen haben sie wohl gesprengt und die nachrückenden Deutschen die Reste dann als Steinbruch missbraucht.

... oder wegen dieser stylishen Stützungen

… oder wegen dieser stylishen Stützungen

Die Höhlen sind wirklich toll, und das trotz ihrer Stahlverbauungen, die wie Alienartefakte wirken. Oder vielleicht auch wegen und ich hoffe, dass ein paar Szenen des werdenden Space 1889 Films hier unten gedreht werden können.

lohnt sich

lohnt sich

Aber Mara wird es nun langsam kalt hier unten und wir steigen wieder an die Oberfläche. Die empfängt uns mit schwülen dreißig Grad und wir reißen uns auf dem Weg nach oben zur Festung alle möglichen Klamotten vom Leib. Festung ist allerdings übertrieben. Ein paar laue Mauerreste, da gibt’s weiter östlich in der Pfalz ganz andere Burgen.

Ortswechsel: Aufgang zur Feste

Ortswechsel: Aufgang zur Feste

 

Die kann aber nichts

Die kann aber nichts

So halten wir uns nicht lange hier oben auf, wandern wieder nach unten und machen noch einen kleinen Schlenker durch die Stadt.

Marktplatz Homburg

Marktplatz Homburg

Hier finden wir einen annehmbaren Marktplatz und ein gutes Eis und können zufrieden nach hause fahren.