Unser Standort ist also immer noch Leh, Asia Guest House. Aus zwei Tagen ist inzwischen eine Woche geworden. Das Wetter ist unverändert, im Tal recht trocken, in den Bergen hängt der Regen. Dementsprechend sind wir immer noch abgeschnitten vom Rest der Welt. Man merkt es inzwischen auch, täglich werden die Speisekarten weiter zusammengestrichen, und es gibt immer weniger zu kaufen. Nicht so schlimm für uns, wir haben ja Trekkingnahrung für zwei Wochen dabei, wobei es natürlich im Restaurant deutlich besser schmeckt als aus der Alutüte.
Indisches Restaurant! Da muss ich doch noch ein, zwei Anekdoten loswerden. Wir sind ja in Indien, auch wenn das hier oben in Ladakh gar nicht so wirkt wie das laute, quirlige Indien im Tiefland, wo hinter jedem Busch mindestens ein Inder sitzt und im besten Fall wissen will wo man herkommt und im schlechteren dir ein T-Shirt verkaufen will. Das ist jetzt natürlich etwas literarisch überhöht, aber in touristischen Gebieten kommt das schon hin. Hier oben wird man aber tatsächlich in Ruhe gelassen, die Leute haben eine ganz andere Mentalität die wohltuend freundlich, interessiert aber distanziert ist. An den Restaurants merkt man, dass man doch in Indien ist. Das fängt schon mit der Schreibweise an, ein paar Beispiele gefällig: Rasturant, restaron, Retsaurant! Und dann die Speisekarten! Am besten ist es wenn’s keine gibt, das sind dann die Garküchen der Einheimischen, es gibt chicken tikka, pakhooras, paneer tikka, dal, thali usw. Das lässt sich schnell klären und das Essen ist meist auch gut bis sehr gut. Und natürlich sehr preiswert. Am anderen Ende gibt es die Restaurants mit den Monsterkarten. Ich glaube der Rekord lag bei 42 Seiten. Hier kann man in allem schwelgen, von Spaghetti bis Pizza. Theoretisch, denn will man bestellen, stellt man schnell fest, das gibt’s nicht, das auch nicht oder noch schlimmer, es kommt was ganz anderes als das was man bestellt hat, denn das andere gabs ja nicht. Hehe, da sollte man nicht mit mitteleuropäischer Mentalität rangehen, sonst wird man wahnsinnig.
Ich hab das Glück, dass meine Frischangetraute seit mehreren Monaten in Delhi lebt, also haben wir da schon ein Problem weniger. Hier und jetzt eher, dass es tatsächlich keinen Nachschub mehr gibt. Da kann weder der Straßenstand mit der kleinen Auswahl noch das Touristenrestaurant mit der 42 Seiten Speisekarte was dagegen machen.
Witzig ist übrigens auch, dass oft nach der Bestellung eingekauft wird. Sprich, man bestellt was und schwupp wird ein Junge losgeschickt, der loszieht und die Zutaten besorgen soll. Kein Wunder, dass es manchmal 2 Stunden dauert, bis das Essen auf dem Tisch steht.
Aber ich wollte ja ein, zwei Stories loswerden. Wir sitzen im schönsten Gartencafé von Leh unter Bäumen. Einerseits weil es hier besonders schön ist, andererseits weil wir gehört haben, dass es hier noch Bier geben soll, was sonst wo schon seit Tagen aus ist. Aber auf der Karte ist es nicht zu entdecken. Wir fragen nach. Nein es gibt kein Bier, das ist eine Lokalität unter muslimischer Leitung. Schade, dabei ist es hier wirklich schön und wir wollten den Honeymoon mit einem Bier feiern, Tee hatten wir in den letzten Tagen wirklich genug. Wir sollen sitzen bleiben wird uns bedeutet. Man bringt zwei Gläser und eine Teekanne. Neeinn, nicht schon wieder Tee. Aber weit gefehlt, in der Teekanne ist Bier! Eine typisch indische Lösung!