Unser Womoführer empfiehlt uns die Wanderung nach Montgarri. Dort gibt es eine Wallfahrtskirche und ein verlassenes Dorf. Soweit so schön, denn nach 700 Aufstieg zu einem Aussichtsberg ist uns nicht wirklich und die Aussicht zu zwei Seen zu wandern, kann auch nicht locken, das hatten wir ja erst gestern. Ich konsultiere noch unseren Wanderführer, dieser führt nicht unbedingt zur Kirche, sondern zum Aussichtsberg, aber ein Teil der Strecke ist der selbe. Dem Übersichtkärtchen entnehme ich allerdings dass wir a) auf deinem Forstweg laufen werden und b) auf der anderen Straßenseite eine Piste verläuft, auf der man das ganze auch per Auto erreichen kann. Diese Info dämpft unseren Tatendrang dann doch etwas, es muss ja nicht unbedingt so über Stock und Stein gehen wie die letzten beiden Wanderungen hier, aber auf einem Forstweg zu einem Ziel, an dem uns dann Autotouristen erwarten.

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenaen_Frankreich, Spanien_Andorra_2014_0798

Los gehts – ohne Trage

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenaen_Frankreich, Spanien_Andorra_2014_0799

Jetzt wandern alle drei

Wir laufen trotzdem los, aber erst um halb zwölf. Wir nutzen den einfachen Weg zu einem Experiment, die erste richtige Wanderung ohne Trage. 10,5 km sind es hin und zurück und 200 Höhenmeter, mal schauen ob Tochter das schafft.

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenaen_Frankreich, Spanien_Andorra_2014_0802

Vegetation am Wegesrand – Disteln

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenaen_Frankreich, Spanien_Andorra_2014_0812

Alte Bäume

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenaen_Frankreich, Spanien_Andorra_2014_0818

Öhem -keine Ahnung

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenaen_Frankreich, Spanien_Andorra_2014_0828

Ist das wieder ein Hauswurz?

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenaen_Frankreich, Spanien_Andorra_2014_0830

Weitere Disteln

Auf besagtem Forstweg geht es nun leicht bergab. Der Weg ist kinderwagentauglich und es ist richtig viel los. In Scharen laufen spanische Familien hier, die meisten in unsere Richtung, aber ein paar kommen uns tatsächlich schon entgegen. Aber es verteilt sich auf dem breiten Weg und die grandiose Landschaft entschädigt sowieso. Ausserdem kann man sie in Ruhe genießen, da man nicht immer auf den Weg achten muss. Mara läuft eine ganze Stunde am Stück bis zur ersten Pause, dann wird es leider etwas langsamer. Der Weg führt abwärts bis zur Kirche, so dass wir auf dem Rückweg hinauflaufen müssen. Mal was neues. Wir laufen links des Flusses, auf der andern Seite sehen wir auf dem ersten Stück die Piste. Diese staubt bei jedem Fahrzeug und heute sind richtig viele dort unterwegs. Wir entdecken ein paar arme Wanderer die dort drüben zugestaubt werden, die haben wohl den Einstieg zum Wanderweg nicht gefunden…

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenaen_Frankreich, Spanien_Andorra_2014_0810

Die Landschaft schön, der Weg langweilig

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenaen_Frankreich, Spanien_Andorra_2014_0834

Hinten sieht man schon die Wallfahrtskirche

Problemlos aber eben in Mara Tempo erreichen wir die Kirche. Auf dem Weg war mehr los als auf dem Jakobsweg, aber wir machen ja auch eine Pilgerfahrt. Dann müssen wir auch in die Kirche rein. Von außen ist diese ein wunderschöner Natursteinbau, ganz toll in die genauso schöne Landschaft eingebettet, von innen leider total enttäuschend. Ich bin keine Kunstexperte, aber sie ist innen fast leer und die Ausmalungen sehen aus, als hätte man eine Grundschulklasse ran gelassen. Man kann Kerzen für ein Euro anzünden und an einer naiven Madonna vorbeipilgern. Zu wem oder was man hier wallfahrtet erschließt sich mir allerdings nicht.

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenäen_Spanien_Frankreich_Andorra0860

Wallfahrtskirche Montgarri

Wir bleiben lieber draussen. Die angeschlossene Gastronomie bietet einiges, aber wir suchen uns lieber ein lauschiges Plätzchen am sehr sehr lauschigen Fluss. Hier fläzen wir uns ins Gras, Mara spielt am Wasser und wir genießen die Sicht auf Kirchlein und Landschaft und beobachten die unzähligen anderen Wanderer und besagte Autotouristen, die aus der anderen Richtung kommen.

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenäen_Spanien_Frankreich_Andorra0860

Schöne Aussicht beim ausgedehnten Picknick

Fast zwei Stunden lassen wir es uns gutgehen, doch jetzt auf und zurück. Es geht jetzt bergauf, Tochter ist auch nicht so sonderlich motiviert. Sehr langsam kommen wir vorwärts und an den steilsten Stellen trage ich sie immer mal wieder kurz auf den Schultern. Spanische Kinder scheinen viel fitter zu sehen. Unzählige laufen hier den Weg ohne Murren. Das kann man von unserem Sprössling nun nicht behaupten, aber irgendwie läuft sie dann noch immer mal wieder ein paar Meter, sodass wir um halb sechs am Womo sind. Knapp 4 Stunden Gehzeit für 10,5km, naja erstens war der Weg das Ziel und besser schlecht gelaufen als gut getragen war früher unser Spruch beim Rettungsdienst. Wir schauen nochmal Pferde, balancieren über den Fluss und endlich können wir weiterfahren.

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenäen_Spanien_Frankreich_Andorra0869

Wir produzieren Kunst am Stein

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenäen_Spanien_Frankreich_Andorra0871

Am kleinen Flus – in Bildmitte übrigens Dixieklos, aber schön versteckt, oder?

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenäen_Spanien_Frankreich_Andorra0877

Auf dem Rückweg, fast 10km selber gelaufen, da darf man doch auch mal getragen werden…

Hier oben war es so schön, da hätten wir noch länger bleiben können, aber das Wasser geht uns aus und entsorgen müssen wir auch ganz dringend. Also rollen wir die Serpentinen nach Baqueira wieder runter, und dann das Val d’Aran herab. Auch hier wieder jede Menge Wintersportbetten in jedem Ort, aber architektonisch recht dezent. Ein paar Kilometer nach Vielha ist leider Schluss mit rollen, denn nun erwarten uns wieder Kurven um Kurven, da wir über den Col de Portillon müssen. Da Tochter inzwischen schläft ist das aber kein Problem und schnell sind wir über dem Col und hinten kurven wir wieder genauso wieder runter nach Bagneres de Luchon. Leider wissen wir gar nichts über den Ort, außer das es einen Stellplatz mit Ver- und Entsorgung gibt. Wir sollen uns gleich noch wundern.

Per Navi finden wir problemlos hin. Es sollte ja schon stutzig machen, wenn an der großen Straße vorher schon die Mobile stehen. Wir wundern uns nur, biegen um die Ecke und stehen vor einem Parkplatz auf dem Tür an Tür bestimmt 100 Mobile stehen. Oh nein, eine Womoreihenhaussiedlung und voll obendrein noch. An der Entsorgungsstation stehen im wilden Winkel auch schon zwei Mobile. Verdammt, Tochter wacht auf, sie hat natürlich einen Riesenhunger, wir auch.

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenäen_Spanien_Frankreich_Andorra0905

Nachts in Bagneres de Luchon

Schon komisch, tagelang hatten wir kaum andere Mobile gesehen und nun diese Zusammenballung. Nun ja ich quetsche mich zu den anderen an die Station und wir diskutieren und packen Vorurteile über die Weisswarenfahrer aus, da diese vor der Entsorgung jetzt auch noch mit Stromkabeln zu hantieren anfangen. Aber weit gefehlt, eine ältere Dame kommt zu meiner Tür und textet mich zu. Wir können uns soweit verständigen, dass wir nur Versorgen wollen und kein Strom brauchen. Da fährt sie ihr Mobil vor, der andere fährt weg und schon können wir uns übers Abwasser stellen. Aber es kommt noch besser, man braucht hier nämlich Jetons zu 2 Euro. Die haben wir natürlich nicht, aber brauchen auch wir nicht den die älteren Herrschaften haben für ihren Strom schon was eingeschmissen und ich darf ihr Wasser benutzen. Der Herr dreht für mich sogar den Hahn auf, will sich sogar mit mir über unser Peugeot Mobil unterhalten, was aber an meinen Französisch-Kenntnissen scheitert. Zu guter Letzt wollen sie mir sogar noch einen Jeton schenken, ich lehne dankend ab, denn so lang wollen wir jetzt auch nicht hier bleiben. Fazit, gut versorgt und Weisswarenfahrer können viel netter sein als ihr Ruf. Ohne Hoffnung kurven wir danach noch über den Platz, aber es ist tatsächlich noch ein Parkplatz frei. Ich rangiere rückwärts rein, dann haben wir nach vorne sogar noch Bergausicht auch wenn rechts und links zum nächsten Mobil vielleicht noch 50cm bleiben.

Das Abendessen zaubert Sabine auch noch schnell auf den Tisch, wunderbar! Wir duschen und machen uns schick, denn Mara will noch in die Stadt.

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenäen_Spanien_Frankreich_Andorra0896

Die Markthalle – öffnet erst in 7 Stunden

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenäen_Spanien_Frankreich_Andorra0899

Es ist noch was los in der Stadt – um die Ecke noch viel mehr

Der Weg ist gar nicht weit, wir wundern uns schon über soviele welke Blüten auf der Straße, als wir unversehens das Zentrum finden. Und im Zentrum eine Riesenparty. Hier ist um halb 10 noch was los, die Straße ist gesperrt, Fresstände alle paar Meter, Ufftata Bands und gute Stimmung. Wir stürzen uns ins Getümmel. Auf einem Plakat entdecken wir: hier findet die Fete de la Fleur statt. Jetzt wird uns einiges klar. Deshalb der übervolle Stellplatz. Wir feten ein wenig mit und kaufen unserer Tochter so einen blöden Ballon. Ein Einhorn. Sie freut sich kurz, überlegt sich dann aber dass sie doch lieber ein Hello Kitty haben wollte. Wir kriegen die Krise, aber um des lieben Friedens willen tauschen wir das Ding nochmal um. So jetzt ist Tochter auch endlich glücklich, es ist 11, wir können endlich nach Hause gehen.

 

Reisebericht_Wohnmobil_Pyrenäen_Spanien_Frankreich_Andorra0905Stellplatz: offizieller Platz von Bagneres de Luchon, 4 € für 24 Stunden, Wasser und Strom gegen Jetons, die gibt’s im Office de Tourisme (Innenstadt). Aber bei uns war zweimal jemand am Strom zapfen und dann läufts Wasser auch.