Wir frühstücken in der Sonne. Das fängt ja schon mal gut an! Die Wettervorhersage für diese Woche ist ja leider nicht so wahnsinnig prickelnd.

Frühstück auf der Terasse

Wir planen, mit dem Highlight gleich mal anzufangen. Also schwingen wir uns ins … Cabrio! Öffnen das Dach und los. Haha genau, wir haben ein Cabrio gemietet. Nach sonst immer Polo fahren wollte ich doch mal wissen, wie man sich in so einem Gerät so fühlt. Es ist ein VW Beetle. Unser Gepäck ging gestern schon mal nicht in den Kofferraum, aber das war beim Polo nicht anders. Es fährt sich gut, etwas wenig Durchzug, Aber ich bin wohl zu viel Motorrad in letzter Zeit gefahren. Dafür ist der Beetle immerhin ein echtes Cabrio und die Rundumsicht ist prächtig.

unser schicker Mietwagen

Wir schrauben uns nun immer höher. Die Vegetationszonen gleiten vorbei, Palmen, Kakteen, Kiefernwald, Maccia, nackter Fels. Und das alles sieht man echt und in 3D, auch direkt über uns. Wunderbar, die Karre hat sich schonmal gelohnt. Immerhin sind Mietwagen auf den Kanaren eher günstig. Für die Woche Beetle hätten wir auf Island nicht mal zwei Tage Easycamper gekriegt, also die mit zwei Sitzen, Spanplatte und sonst nix.

Immerhin – über den Wolken

Aber halt, bei den letzten zwei Vegetationszonen sind wir noch gar nicht. Denn wir sind nicht zum Autofahren gekommen, sondern zum Wandern und Naturerleben. Kurz nach Vilaflor biegen wir nämlich in eine Piste ab. Dach wieder zu, denn nun staubt es ordentlich zur Madre del Aqua. Kurz vorher ist an der Straße noch ein Parkplatz frei und schon bald steigen wir zu Fuß bergan. Die Paisaje Lunar – die Mondlandschaft – ist unser Ziel. Keine Wolke über uns, aber viele unter uns. Sehr schön, haben wir der Forecast ein Schnippchen geschlagen.

Bergauf zum Kraterrand

Durch lichten Kiefernwald stapfen wir nun Meter um Meter und Höhenmeter um Höhenmeter. Vor uns immer im Blick der Außenrand der Canadas und die Montana de las Arenas. Hier oben ist es fast windstill, die Sonne brezelt in den Hang … und wir haben die Sonnencreme im Auto liegen lassen!

es treibt direkt aus dem Stamm aus

Die Kiefern spenden etwas Schatten. Allerdings nur etwas, denn sie zeigen interessante Wuchsformen. Das scheint der Trockenheit geschuldet. Teilweise wachsen die Nadelbüsche direkt aus dem Stamm und den dicken Hauptästen. Sieht schon schräg aus.

liegt das an der Trockenheit, oder Waldbränden?

Kurz nachdem wir eine alte Wasserleitung passiert haben, ersteigen wir einen alten Lavastrom. Rotes Gestein, schwarze Stämme, grüne Nadeln und darüber ein leuchtend blauer Himmel – ein Wandermärchen.

die ersten vulkanischen Formen tauchen auf – Tuff

Wenn man Tochter fragt, ist allerdings eines falsch hier – es geht dauernd nur hoch! Zum Glück überschreiten wir nach 1,5 Stunden den höchsten Punkt. In Kehren abwärts nähern wir uns dann auch deutlich schneller dem Highlight der Wanderung: der Mondlandschaft. Asche wurde hier von Lavaüberdeckt, und später wieder freigelegt.

Am Ziel angekommen wird es auch gleich fotografiert

Entstanden ist eine wundersame Türmchenlandschaft. Allerdings recht übersichtlich. Wer schonmal in Kappadokien oder im Roussillon war, darf hier keine Wunderdinge erwarten.

die ‚Mondlandschaft‘

Schön ist das Ensemble aus Türmchen, Lavaresten, Bäumen und Gebirgshintergrund aber auf jeden Fall. Hat sich gelohnt hier herauf zu schwitzen, und so haben wir uns eine Brotzeit verdient. Die nehmen wir natürlich mit Ausblick ein.

klein aber

Man kann noch einen Abstecher etwas näher hin unternehmen. Machen wir natürlich, aber von Nahem sind die Türmchen eigentlich noch ein wenig kleiner …

oho!

Der Rückweg führt auf langer Strecke wieder über den Lavastrom. Toll dieses Farbspiel, eine wirklich schöne Wanderung, auch wenn sich die letzte halbe Stunde etwas zieht.

Die Natur erobert die Felslandschaft zurück

Felsenhuhn – oder wie hiess das noch?

Vier Stunden waren wir unterwegs. Nungut etwas lang, aber Tochter kam etwas schwer in die Gänge. Hoffentlich reicht die Zeit noch fürs Besucherzentrum wo Mara unbedingt hin will.
Also weiter aufwärts nun mit unserem dachlosen Fortbewegungsmittel. Immer höher schraubt sich die Straße. Und es sind wirklich viele Radfahrer unterwegs. Unfassbar das ich das auch mal schaffte, 2300 Höhenmeter nur hoch, ohne mal ne Regeneration gerade oder abwärts.

auch auf der Piste macht sich der Beetle gut

Wir erreichen den Kraterrand. Ich baue das jetzt mal wie eine DSA I (Das schwarze Auge) Raumbeschreibung auf: Hinter uns schauen wir auf die wolkenverhangene Küste, vor uns auf frische Lava vom letzten Ausbruch. Rechts und links die schroffe Calderawand mit spärlichem Baumbestand. Und vor uns der spitze (Doppel)Kegel des Teide. Gemerkt? Das wichtigste und offensichtlichste immer zum Schluss!

der Teide – 3717m, Spaniens höchster Berg

Also da steht er, Spaniens höchster Berg, der Stratovulkan, 3700 und ein bisschen hoch. Heute ohne Wolke, aber auch ohne Schneekappe. Noch nicht mal ein kleines Bisschen ist zu erkennen. Damals wollten Wolfgang und ich den ersteigen und scheiterten am Büßereis.

wir durchqueren die Canadas

Doch wir wollen weiter, Tochter drängelt. Also schwingen wir uns ins Auto und queren nun einmal die Caldera. Eine bizarre Landschaft um uns herum. Lava verschiedensten Alters, Asche, Bims, und noch anderes Gestein in allen Farben. Braun, Rot, Schwarz, Gelb, Weiss, Grau, Grün(!) und alle möglichen Zwischentöne. Darüber spannt sich ein makellos blauer Himmel – Top!

natürlich offen mit tollen Aussichten

Zusätzlich noch die klare Luft, die Fotos ohne Probleme gelingen lässt. Dazu stehen einige Aussichtsparkplätze bereit. Der letzte ist der am östlichen Nationalparkausgang. Um den Spannungsbogen, den jeder schon vergessen hat, zu schließen: es reicht nicht, wir kommen um halb fünf an. Und es hat zu! Das sind ja wohl englische Öffnungszeiten, dabei sind wir hier in Spanien, dem Land der Siesta, es müsste eigentlich genau jetzt wieder auf machen.

interessante Farben am Wegesrand

Statt ins Museum machen wir dann eben noch einen kleinen Walk durch die faszinierende Vulkanlandschaft von einem der Parkplätze etwas weiter westlich. Waren wir heute morgen ja schon auf dem Mond, so zieht die Infotafel hier gleich größere Vergleiche: Wie auf dem Mond – okay hatten wir schon – soll es hinter uns aussehen. Und wie auf der Venus vor uns. Und einen Parkplatz weiter wie auf dem Mars.

rezente Lavaströme schieben sich ins Bild

Wir brauchen noch nicht mal einen Raumanzug, steht da. Na gut dann gehen wir mal los. Und tatsächlich, kein Schwefelsäureregen. Statt 250 ist es auch nur 15 Grad.

jetzt sind wir auf dem Mars

Trotzdem kommt man sich wirklich vor wie auf einem anderen Planeten. Tephraschotter wird von Lavaströmen begrenzt, zwischendurch liegen vulkanische Bomben herum und Ergussgesteine ragen dazwischen heraus.

Tochter möchte unbedingt noch darunter! Zur Venus…

Wir gehen zu einer Kante vor. Hier kann man ungehindert zum Kraterrand in die Ferne schauen, aber auch geradewegs nach unten in eine wieder zart begrünte Vulkanlandschaft.

hat sich aber gelohnt – eine einzigartige Trockenlandschaft

Mara gefällt das so gut, dass sie unbedingt noch da runter will. Das Argument, dass man das auch wieder rauf muss, zieht gar nicht.
Also laufen wir einen steilen Weg mit unzähligen Stufen herunter in das stille kleine Tal. Zwischen der rohen Lava sprießt es hier grün hervor. Ein schöner Kontrast zwischen Leben und Tod, man kann fast philosophisch werden.

wieder zurück am Gipfel vorbei

Hat sich gelohnt, es ist hier unter auch deutlich schöner als im botanischen ‚Garten‘ am geschlossenen Visitorcenter eben.
Doch dummerweise müssen wir wirklich wieder herauf. Aber auch das schaffen wir. Doch nun ist es schon recht spät geworden, wir müssen ja noch 1001 Kurve wieder zurück ans Meer fahren!

wir haben einen wunderbaren Tag über den Wolken verbracht