Der Plan für heute war überflüssig. Soviel steht schonmal fest, als wir kurzentschlossen auf der TF 38 ganz im Westen auf den Teide hochdüsen. Genau vor uns hängen nämlich die Wolken. Über Masca, unserem eigentlichen Ziel für heute. Schnellentschlossen biegen wir also ab, werfen den Plan über den Haufen und cruisen nun durch lichten Kiefernwald bergan. Die Strecke ist sehr magenfreundlich, da sie wirklich wenige Kurven hat.
Bei knapp über 1000 Höhenmetern fahren wir wieder in der Sonne. Der Kiefernwald leuchtet herrlich über dem abwechselnd roten und schwarzen Gestein. Doch leider gibt es keine Möglichkeit zum Anhalten.
Zum Glück fahren wir ein Cabrio, so sehen wir einiges auch vom Auto aus. Bis endlich ein Parkplatz kommt, hat die Landschaft allerdings gewechselt. Jetzt bedeckt Tephra den Boden und sorgt für sanft hügeliges Gelände.
In dieses Gelände ist ein riesiges Picknickareal integriert. Wirklich gigantisch, hier ist für hundert Großfamilien und mehr Platz, inklusive Spielplatz und Grills. Für letztere haben wir leider nichts dabei, aber erstere wird von Tochter wohlwollend aufgenommen.
Weils hier so gemütlich ist, laufen wir noch ein wenig herum und lassen dann auch die Drohne mal wieder fliegen.
Weiter nun nach oben, denn unten an der Küste ist alles unter Watte. Wirklich wenig Kurven und schon fahren wir in der Caldera. Wir sind deutlich früher als gestern dran und es ist deutlich mehr los. Immerhin kein Stau und so genießen wir Open Air die fantastische Szenerie.
Das Besucherzentrum El Portillo hat nun geöffnet. Die beiden Damen gehen schon mal rein. Ich muss noch telefonieren und vor allem um einen Parkplatz kämpfen. Irgendwann gelingt es und ich geh auch mal rein. Es ist halb unterirdisch angelegt und schön kühl. Durch einen illuminierten Lavagang betritt man eine kleine Ausstellung über die üblichen beteiligten Gesteine.
Highlight ist aber der Film über die Entstehung der Insel und des Teide. Die gängigen Theorien werden vorgestellt, um dann auf eine zu konkludieren: Der Vorgänger des heutigen Gipfels rutschte vor hunderttausend Jahren nach Norden ins Meer. Dort wurden jüngst 1000 Kubikkilometer Gestein gefunden. So entstand eine Art halbe Caldera, aus derem nördlichen Ende dann der Teide herauswuchs.
Schön plastisch mit 3D Animationen erklärt, so dass auch Tochter versteht, um was es geht. Toll! Der Rest der Ausstellung ist allerdings nicht mehr besonders spektakulär und so sind wir schnell wieder draußen. Tochter hat es nämlich eilig, kommt am Ausgang doch immer der Shop. Doch was ist das, kein Shop hier weit und breit? Sie ist schwer enttäuscht! Eine Picknickarea gibt es leider auch nicht, so müssen ein paar Stufen oberhalb für unsere Mittagsrast ausreichen.
Den hart erkämpften Parkplatz geben wir so schnell nicht mehr auf. Nein, wir wollten sowieso von hier loswandern. Allerdings laufen wir erst etwas unterhalb der Straße um dann bald an der Abzweigung wieder auf sie zu treffen.
Der kleine Vulkan Alto de Guamaso ist unser Ziel. Lichtes macchia-artiges Buschwerk durchschreiten wir, immer den kleinen runden Hügel im Blick.
Nach Norden öffnet sich aber schnell die Sicht – auf Wolken. Also hängen sie auch auf der Nordseite, gut das wir hier wirklich hoch sind!
Wir umrunden nun den Vulkan im Uhrzeigersinn. Links unterhalb von uns hat schaut man auf den alten Lavastrom von Orotava. Er ist von einem hellgrünen Kiefernwaldwald bedeckt, während die älteren Talwände einen dunkelgrünen tragen, interessant.
Ab und an reißen die Wolken auf, und man erhascht einen Blick auf die Dörfer 2000 Meter unter uns. Pittoresk säumen auch ein paar der kurz vorm Vertrocknen stehenden Kiefern unseren Weg.
Der Pfad ist einfach zu laufen, noch nicht mal Steine liegen im Weg. Wir kämen schnell vorwärts, müssten wir nicht dauernd die Aussicht bewundern. Denn hinter uns liegt stets fotogen der Teide, vor uns die grüne Küste mit den weißen Wolken und dahinter das blaue Meer.
Doch irgendwann haben wir die Umrundung geschafft und laufen auf selbem Weg wieder zurück.
Was nun tun? Nochmal durch die Caldera fahren wird langsam langweilig, beide Küsten sind wolkenverhangen. Also Flucht nach vorne, nehmen wir die Kammstraße TF 24 nach Nordosten.
Schön über den Wolken blicken wir weit in die Ferne, während wir dahin gleiten. Rechts tauchen bald die Türme des Observatoriums auf. Wir fahren mal hoch zum schauen. Doch ohne Tour ist hier leider nichts zu sehen. Dafür belohnt aber der Blick über die Ostküste rüber nach Gran Canaria, wo wir vor zwei Jahren schon waren.
Weiter kurven wir nun durch grandiose Vulkanlandschaft nach Norden. Wunderbare Aufschlüsse erfreuen unser Geographenherz. Verschiedenste farbige Schichten säumen die perfekte Straße. Man muss also noch nicht mal Schlaglöchern ausweichen. Dafür muss man genau schauen, wo man anhält, will man sich nicht am Unterboden was abreißen.
Ein paar mal halten wir noch an. Unter anderem nun im hohen Kiefernwald. Ein unerwartet schöner Ausblick zur Ostküste bietet sich hier. Ein scharfgeschnittenes, steiles Tal nach unten, angefüllt mit Tephra und Asche, tief unten weiße Wolken, dahinter Meer und Nachbarinsel. Und mittendrin noch ein kleiner Krater. Was ein Ensemble!
Doch das war dann auch das letzte Highlight, denn nun fahren wir abwärts in die Wolke. Doch kaum sind wir unten und unter ihr auf dem Weg zur Autovia, da löst sie sich einfach auf! So haben wir doch noch etwas Sonne bis nach Hause.
Nach dem Abendessen wollen wir endlich mal das Örtchen erkunden. Einige Treppenstufen tiefer stoßen wir auf den Spielplatz. Den Tochter natürlich im Hellen schon längst von oben erspäht hatte. Sie turnt ein wenig auf den Geräten rum. Doch irgendwie stellen wir alle fest, dass sie doch etwas alt ist dafür.
Also weiter zum Strand. In der Straßenbeleuchtung glitzert der schwarze Vulkansand ganz wunderbar. Und die alte Hafenfront gibt einen passenden Hintergrund dazu ab. Tochter darf entscheiden und so wenden wir uns nach links. An genau drei Bars unterschiedlichen Standards vorbei. Nicht schlecht für so einen verschlafenen Ort.
Wir entdecken eine Meeresbadestelle. Mit 1a Sprungturm in die kalten Fluten. Wobei genau das dreisprachig verboten ist.
Etwas weiter stehen – und sitzen – ein ganze Reihe Angler mit leuchtenden Ruten. Wir fragen uns, ob die überhaupt was fangen, wie die so dicht nebeneinander stehen. Und schwupp zieht der direkt vor uns einen kleinen Fisch aus dem Meer.
Eine schöne Stimmung hier unten im Fischernest. Kann man fast vergessen, dass weiter oben die Betonburgen stehen. In einer davon wohnen wir übrigens auch drin.
Auf dem Rückweg kommen wir wieder an den drei Bars vorbei. Wir entscheiden uns für die Lowest Budget Variante. Plastikstühle vorm Kiosk direkt an der Promenade.
Für je 1 Euro bekommen wir ein frischgezapftes Bier in den Becher. Es ist Anfang März, wir sitzen draußen in der lauen Sommernacht, ein kühles Bier in der Hand. Die Wellen rauschen, die Salsa-Musik dudelt. Hier kann man es aushalten.