Das Programm für heute ist klar. Das Freilichtmuseum wartet. 44 Fränklis wandern über den Tresen und schon entern wir das Reich der hölzernen Häuser.
Zum Glück hat man uns eine hübsche Karte in die Hand gedrückt, denn das Gelände ist riesig. Über 100 Häuser aus verschiedenen Epochen und allen Regionen der Schweiz wurden hier zusammengetragen. Wir bekommen auch einen Plan der Handwerksaktivitäten. Manche sind nur von 10-12, was uns gleich zu Beginn etwas in Hektik verfallen lässt.
Als erstes widmen wir uns dem Brot backen, was allerdings etwas unispirierend daher kommt. Nun gut, dann zum Käsemachen. Dummerweise ist das am anderen Ende nahe des Ost-Eingangs. Wir spazieren also in diese Richtung, werden aber von schicken Häusern, einem Kräutergarten, Pferden und Hühnern aufgehalten.
Also geben wir das lieber auf und wandern ab nun entspannt durch das riesige Areal. Häuser, hauptsächlich aus unserem Lieblingsbaustoff, nämlich aus Holz, stehen hier in grandioser Bergkulisse, umgeben von toll angelegten Nutzgärten. Alle Häuser sind offen und die meisten innen auch noch mit vollem Interieur hergerichtet. Da stehen die Schuhe vorm Bett, überm Stuhl hängt die Jacke, an der Garderobe der feine Mantel. In der Stube ist der Tisch zum Essen gedeckt, während in der Küche noch das Kochfeuer brennt. Im Innenhof der Tessiner Osteria hängt die Wäsche zum trocknen, während im Westschweizer Bauernhaus gerade das Pferd im Stall gesattelt wird. Alles ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. In den Räumen funktionieren die alten Uhren, auf den Tischen stehen frische Blumen, es brennen Feuer, die Brunnen plätschern im Hof.
Auch vom Handwerk ist viel zu sehen. Wir besuchen die Seilerei und bewundern einen Töpfer, der gerade Spielzeugtassen in größter Präzision fertigt. Die Schmiede ist leider verlassen, dafür läuft aber die große wasserbetriebene Säge im Schweizer Mittelland. Einem Holzschnitzer schauen wir über die Schulter, von einem Hutmacher lassen wir uns vom Kleber einnebeln und beim Weben erfahren wir, wie lange es dauert, die komplizierten Muster zu weben. Im Wallis laufen die beiden Mühlen auf Hochtouren und in der Westschweiz wird in der Stube gestrickt.
Highlight für Mara ist natürlich das alte Karussell. Es ist aber wirklich schön und hat nichts mit den blinkendem Schrott auf unserem Jahrmarkt zu tun.
Tiere gibt es sehr zur Freude der Tochter einige zu sehen. Verschiedenste alte Kuhrassen bevölkern die Weiden rund um die alten Gehöfte. Ziegen klingeln an den Hängen, während verschiedene seltsame Hühner uns um die Füsse rennen. Es gibt sogar einen Streichelzoo mit Miniziegen. Man kann Bienenstöcke aller Entwicklungsstufen sehen, sogar mit lebenden Bienenvölkern darin! Pferde stehen sowohl im Stall, als auch auf der Weide und fahren auch noch als Kutschenzugtiere durchs Gelände. Ein paar Schafe sehen wir auch noch und Schweine dürfen beim zünftigen Bauernhof natürlich nicht fehlen. In kleinen Ställen entdeckt Tochter auch noch Häschen, die sie füttern und streicheln darf.
Auch shoppen kann man, so gibt es eine alte Drogerie, einen Hofladen mit allerlei Genüssen und bei manchem Handwerker liesse sich auch noch ein Staubfänger erwerben. Wir können uns aber beherrschen und so finden nur ein Holzofenbrot und luftgetrocknete Würste aus dem Bauernhaus Ostermundigen zu uns.
Ein toller Rundgang, wobei Rundgang sehr untertrieben ist. Den ganzen Tag verbringen wir hier und sind abends platter als nach einer Hochgebirgswanderung. Wirklich schöne Gebäude in wirklich toller Aufmachung und mit viel Liebe zum Detail. Dazu auch noch gefüllt mit lebendigem Handwerk, ganz abgesehen von den Tieren und Innenaustattungen.
Leider ist das ganze Areal viel zu groß, manche Häuser würden schon anderswo als eigenes Museum durchgehen und hier gibt es über hundert! Es lohnt sich also auf jeden Fall, zwei Tage würden aber auch nicht schaden.
Stellplatz: wie gestern, heute immerhin nur 5 Franken