Jetzt waren wir lang genug hier am Ballenberg. Die Natur wartet schon und so fahren wir die paar Kilometer weiter zur Aareschlucht. Wir parken am Westeingang, sogar kostenlos, dafür wäre Übernachten verboten, aber das haben wir heute morgen nicht vor.
Ein imposantes, man könnte auch sagen protzig-großes, Besucherzentrum wartet schon auf unser Geld. Nun gut, wir schreiten hinein. Ein riesiger, leerer Raum und ganz hinten ein kleines Kassenhäuschen. Ich schiebe 30 Franken rüber (immerhin Kombi mit der Standseilbahn zu den Fällen) und endlich dürfen wir die Schlucht betreten.
Ein kleiner Tunnel führt zur imposanten ersten Klamm. Es ist hier so eng und hoch, dass man den Himmel nicht mehr sieht. Unten schäumt und donnert der graue Fluss. Der Schall bricht sich vielfach an den Wänden, sodass man sich nicht mehr unterhalten kann.
Der Weg schmiegt sich als Steg eng an die Schluchtwand und führt auch teilweise als Tunnel durch den Berg. An der engsten Stelle hat die Aareschlucht nur 1m Breite! Man muss auch öfter den Kopf und auch mal den Bauch einziehen. Das ganze ist auch noch bunt beleuchtet, ich brauch das nicht und Tochter macht es sogar Angst, da es sie an die Vulkan-Show im Lava Dome (LINK) erinnert.
Bald erreicht man aber wieder das Sonnenlicht. Die Schlucht verbreitert sich, der Fluss fliesst wieder ruhiger. Jetzt kann man auch sehen, wie hoch die Wände sind, die uns umgeben. An der höchsten Stelle 180m! Das ist durchaus imposant, steigen diese doch lotrecht in die Höhe und hängen teilweise sogar über.
Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Infotafeln aber viel spannender ist plötzlich, dass Mara ein kleines grünes (Holz)Krokodil in der Wand entdeckt. Was macht das denn da? Wir erfahren es zunächst nicht sondern wandern weiter nach Osten. Die Schlucht weitet sich bis maximal 40m, sodass es uns in der Sonne wieder warm wird. Einige Stufen geht es hinauf und schon stehen wir am Osteingang. Hier löst sich auch die Sache mit dem Krokodil. Wir entdecken ein Schild, auf dem erklärt ist, das sich in der Schlucht der Tatzelwurmvater mit seinen drei Kindern versteckt hat. Aha, dann müssen wir die anderen ja auch noch finden!
Kleines Picknick und dann wenden wir uns wieder zurück. Das schöne an solchen spektakulären Sachen ist ja, dass der Rückweg wieder völlig andere Perspektiven bietet und so gar nicht wie der schon bekannte Weg wirkt. So staunen wir wieder 1.4km lang über die Kraft des Wassers und der chemischen Erosion. Und gucken uns die Augen aus, auf der Suche nach den Tatzelwürmern.
Einen können wir noch finden, an der engsten Stelle. Immerhin sonst wäre Tochter tieftraurig gewesen. Nach weiteren 50 Photos erreichen wir den Ausgang und hier entdecken wir dann noch den Tatzelwurm Papa. Auch gut, aber noch besser ist der Spielplatz außerhalb…
Gut zu Mittag gegessen sind wir zu faul um an der Straße entlang zu laufen und so fahren wir zum Parkplatz der Reichenbachfälle. Genauer gesagt zur Reichenbachfallbahn. Diese ist auch wunderbar alt. Eine Standseilbahn mit restaurierten Holzwagen, ganz ähnlich der, die wir schon an den Giessbachfällen sahen. Tochter freut sich, denn diesmal fahren wir mit!
Ticket haben wir schon und warten müssen wir auch nicht, denn kaum sitzen wir drin, rumpelts auch schon los. Zudem sind wir die einzigen Fahrgäste. Im gemütlichen Tempo wackeln wir die steile Trasse hinauf. Gegenüber öffnet sich immer mehr der Blick auf Hasliberg und Goldern, wo wir im Winter schon waren. Auch Meiringen, zu dem wir hinuntergewandert sind, lässt sich schön aus der Bahn beobachten. Bald ertönt ein Rauschen von rechts und man erhascht einen ersten Blick auf den Wasserfall. Das sieht ja schon mal gut aus!
Oben angekommen bewundern wir natürlich den Wasserfall. Über hundert Meter stürzt das Wasser in die Tiefe, umgeben von düsteren Felsen. Auch dieser passt wie die Aareschlucht ganz schlecht auf ein 16/9 Breitbandphoto, sodass wir wieder Hochformat schießen müssen. Dabei machen die auf dem Beamer später gar keine gute Figur!
Mara entdeckt gleich den Stern an der Felswand und ich muss ihr natürlich erklären, was der da macht. Ich erkläre das a) Sherlock Holmes hier umgekommen ist. Das er b) aber eigentlich gar nicht tot war, sondern später wieder aufgetaucht ist und das er c) eigentlich nur ein Romanheld war. Das letzte versteht sie nicht und ich sage Comicheld, das ist ihr dann klar. Netterweise steht eine hölzerne Fotoschablone in der Gegend rum, sodass ich ihr gleich zeigen kann, wie Sherlock der Comicheld aussah.
Natürlich genügt uns die Aussicht nicht. Ganz oben entdecken wir eine Brücke über dem Wasser. Da müssen wir hin. Erst benässt uns die Gischt, dann geraten wir doch tatsächlich noch ins Schwitzen.
Aber das macht natürlich nichts, denn zwei Aussichtspunkte und oben die Brücke über dem tosenden Wasser reissen das wieder raus. Wir steigen noch etwas höher zum dritten Aussichtspunkt. Hier steigert sich das Erlebnis aber nicht mehr und wir kehren wieder um.
Auf dem Weg nach unten bleibt die Bahn doch glatt stehen. Die Zug(Lok?)führerin erkundigt sich auch gleich über Funk ob bei der entgegenkommenden ‚was lys isch‘ (ich kann das schwizerdütsch leider nur unzureichend wiedergeben). Ist es aber nicht und so zockeln wir alsbald die letzten Meter etwas langsamer nach unten.
Jetzt ist Zeit mit dem Haslital abzuschliessen. Wir wollen in die Hochalpen. Dazu nehmen wir die Straße Richtung Grimselpass. Schnell schrauben wir uns auf über tausend Meter und erreichen den Parkplatz der Gelmerbahn, die wir morgen beehren wollen. Aber zum einen stehen große Womoverbotsschilder und zum anderen stehen wir hier unter hohen Bäumen und sehen gar nichts von der schönen Landschaft. Also fahren wir die paar Kilometer zurück zum Weiler Guttannen. Schon allein wegen dem schönen Namen.
Hier kann man auf dem Parkplatz am Rande des Ortes wunderbar stehen und hat Blick auf schöne Holzhäuser, Berge, Schneefelder und grüne Wiesen. Ausserdem gibt’s hier ein Gasthaus. Die Angetraute möchte nämlich Fußball gucken. So sondiert sie dort erst mal die Lage. Aber nichts deutet auf Fußballübertragung hin und bei den Preisen wird ihr auch schwindlig: 19 Franken für Spaghetti Pomodoro.
Das wird also nichts, aber wir haben zum Glück hier UMTS Empfang. Kein Problem: der Ehemann, das bin ich, wird ihr schwupps einen Livestream installieren. Das gestaltet sich leider unerwartet schwierig. Auf dem Tablet funktioniert der Livestream der ARD genausowenig wie auf dem Laptop. Irgendwann komme ich drauf, wahrscheinlich deshalb weil wir uns außerhalb Deutschlands befinden. Also werfe ich diverse andere Anbieter an, aber nix geht. Auch das Schweizer Fernsehen will nicht, Error! Also es gibt ja nur einen Computerwitz: Ich installier das mal kurz!
Doch dann habe ich die grandiose Idee! Wir surfen ja über eine italienische Karte, also starte ich den RAI Livestream. Und was soll ich sagen, nach 2 Sekunden haben wir Bild UND Ton. Allerdings mit zwei kleinen Mankos: Auf italienisch und die erste Halbzeit ist gerade vorbei 😉
So können wir wenigstens in Ruhe Rindersteak mit Schupfnudeln und griechischem Salat geniessen, was Sabine alles gezaubert hat, während ich mich mit der Elektronik rumgeschlagen habe.
Dann können wir immerhin die zweite Halbzeit ohne Zwischenfälle gucken, auch wenn das Spiel in der ersten ohne uns schon gewonnen wurde.
Danach müssen wir uns noch etwas bewegen und schlendern durch Guttannen. Ein ganz unaufgeregtes Dorf, das uns wirklich gut gefällt. Hier wohnt man noch und das auch schön. Nicht Touriladen an Touriladen und alles übersaniert, sondern hübsche alte Holzhäuser mit liebevollem Blumenschmuck und gut gepflegten Nutzgärten. Wir erfahren, dass das Dorf in einem Großbrand 1803 zerstört wurde und daraufhin hastig wieder aufgebaut wurde. Deshalb fehlt das reiche Schnitzwerk, aber uns stört das nicht.
Stellplatz: Guttannen Parkplatz, leicht schräg mit Topaussicht auf die subalpine Bergwelt +, vergessen Photo zu machen