Morgenspaziergang, Abendwanderung

Wieder Sonnenschein am Morgen, nachdem es in der Nacht noch geregnet hat. So gefällt uns dass. Wir machen noch einen Rundgang durch das beschauliche Örtchen und entdecken noch mehr schöne Details. Diesesmal kommen wir sogar bis zum anderen Ende des Ortes, da uns keine Wolke vertreibt. Hier gibt es in einem kleinen Kästchen sogar noch eine kostenlose Infobroschüre. Hier erfahren wir endlich warum die ganz alten Häuser Heidenhäuser heißen. Man dachte wohl früher die seien so alt, dass die noch vor der Christianisierung gebaut wurden. Dabei haben manche sogar Kreuze in den Giebeln. Naja die wurden dann ganz einfach Heidenkreuze genannt. Ganz logisch, oder?

Endlich reißen wir uns doch los und fahren weiter das Goms hinunter. Die Strecke ist allerdings nicht mehr besonders schön, hässliche Bebauung, Industrie und viele Verkehrsanlagen. Die extrem touristischen Seitentäler Richtung Saas Fee und Zermatt lassen wir links liegen, danach steht uns nicht der Sinn. Wir fahren ins Lötschental. Steil den Hang hoch schraubt sich die Straße aus dem Talgrund der Rhone in engen Serpentinen. Dann durchqueren wir einen langen Tunnel und etwas später die Bahnverladung Richtung Alpennordseite. Dann wird die Straße schmaler, die Dörfer schöner und die Talwände spektakulärer. Bald sind wir umgeben von schneebedeckten Hängen. Schöne Holzhäuser säumen den Weg und am Ende des Tals – wartet eine automatische Schrankenanlage. Nunja ganz so abgeschieden ist es hier natürlich nicht. Wir ziehen ein Ticket und suchen den Camping, den wir heute hier beehren wollen. Dies ist aber nicht so einfach, denn die Reception ist gleichzeitig die Snackbar und jetzt um 13 Uhr ist hier die Hölle los.

Endlich bin ich dran, nee Entsorgung ist nicht möglich, Wasser auch nicht. Ah ja, ich frage wozu sonst ich denn hier 29 Franken ausgeben soll. Da ist die Dame etwas argumentationslos.

Da es aber hier wirklich schön ist, versuche ich es nochmal anders. Toilette? Haben sie! Darf ich da das Womoklo reinschütten (ohne Chemie selbstverständlich)? Darf ich. Wasserhahn gibt’s? Ja. Mit Gewinde? Das weiss sie nicht, da müsste sie den Chef fragen.

Ich will sie nicht weiter überfordern, und sage wir bleiben also hier. Entsorgung dann problemlos im Klocontainer und beim Wasser muss ich mich irgendwie mit dem Waschtischhahn bei den Spülen arrangieren. Geht aber und endlich können wir auf das wunderschöne Areal fahren.

Wer bis hierhin gekommen ist, der wird schon mitbekommen haben, dass Campingplätze nicht so unser Ding sind. Wir wollen umgeben von Natur stehen und nicht auf die nächste weiße Wand gucken.

Das umgeben von Natur klappt hier aber ganz gut, deshalb haben wir uns auch für diesen Campplatz entschieden. Grüne Almwiesen um uns herum, dahinter der Kieferwald und in der Ferne ragen von mehreren Seiten Gletscherzungen ins Bild. Das hat also schon was, und der Camping ist auch eher eine Almwiese mit Duschcontainer.

Mara findet auch gleich eine kleine Freundin. Leider ist nun die Sonne etwas abwesend, das stört die Mädels aber gar nicht. Zu zweit sitzen sie bei uns im Bus und wir basteln Kronen für die kleinen Prinzessinnen. Jetzt regnet es auch noch…

Doch nach einigem spielen reißen schon wieder Wolkenlücken. Dann laufen wir noch los! Zusammen mit der anderen Family laufen wir in Richtung des Gletschers der im Seitental zu sehen ist. Dummerweise ist der Weg dorthin nach einiger Zeit geschlossen und der alternative Weg wäre der Rückweg, den wir morgen eh gehen wollen. Zudem kämpfen wir noch eine Auseinandersetzung mit der Tochter aus. Diese möchte nämlich dir drei (wirklich schweren) Steine die sie schon unten gesammelt hat auf jeden Fall den Berg rauftragen. Nach einigem hin und her und viel Geweine trägt sie diese aber den ganzen Weg bis zum Auto zurück. Auch wenn ihr zum Schluss fast die Arme abfallen, ihr eiserner Wille lässt sie durchhalten.

Also sind wir wieder am Womo und gehen nun einfach in die andere Richtung los. Dort finden wir erst die Häuser der Fäfleralp, einen kleinen Teich und schließlich den Weg zum Schwarzsee. Das wäre noch was für den fortgeschrittenen Nachmittag. Also latschen wir den Forstweg nach oben.

Nach links haben wir immer die fotogenen Wände des Lötschentals im Blick. Rechts öffnet sich bald ein neues Tal mit einem mächtigen Schneefeld als Abschluss. Hier biegt der Wanderweg auch in einen kleinen, wunderschönen Pfad in den Kiefernwald ab. Die Höhe einigermaßen haltend laufen wir an Felswänden entlang und fragen uns wieviele Kehren denn noch kommen. Aber den Fehler von gestern, kurz vorm Ziel umzukehren machen wir nicht noch einmal. Und das ist gut, denn schon nach der dritten Kehre erscheint vor uns der See. Eingebettet im Wald mit Blick auf die schneebedeckten Hänge und um kurz vor Sieben sogar noch im Sonnenschein.

Ein toller Rastplatz. Wir sitzen in der Sonne und essen verschiedene Reste, dir wir noch in Trage und Rucksack haben. Aber der Tag wird nicht jünger und wir müssen wieder zurück.

Aber nun frischgestärkt und abwärts geht’s es viel schneller. Überhaupt ist der gefühlte Rückweg immer kürzer als der Hinweg, oder?

Schnell sind wir also wieder zurück im Womo und nur kurz später zieht es wieder zu und fängt auch noch an zu regnen. Also wieder top Zeitmanagement, ich weiss schon gar nicht mehr welche Farbe meine Regenjacke hat.

 

Stellplatz: Campingplatz Fäfleralp. Rudimentäre Ausstattung, aber das ist wie auf dem Markusplatz in Venedig, man zahlt für die Aussicht. +