Es ist wieder soweit. Unsere jährliche Tour in die Vogesen steht an! Hier kann man ja schön und recht schneesicher stehen… Warum? Zum einen ist der Kamm bis zu 1300m hoch und zum anderen eine schön von Nord nach Süd verlaufende Wolkenbarriere. Um es vorweg zu nehmen: Auch dieses Jahr sollten wir wieder alle Vor- und Nachteile dessen geboten bekommen.

Es ist Freitag 20Uhr. Zügig packen wir die restlichen Sachen ein. Wirklich zügig und entspannt, denn Sabine und ich haben heute morgen bzw. gestern schon was reingepackt und außerdem befindet sich das ganze Wintersportequipment eh im Auto. Genauso zügig packen wir uns anschließend dann auf die Autobahn nach Süden. Ereignislos erreichen wir um halb zwölf auch unseren Top-Stellplatz in Munster, den wir immer nehmen wenn wir spät nachts eintreffen.

Moment, Top-Stellplatz? Kleiner Scherz, wir hauen uns auf dem Super U Parkplatz aufs Ohr, immerhin hinten ganz in der Ecke im Grünen mit Blick aufs Grüne.

So können wir am nächsten Morgen ganz entspannt einkaufen gehen. Im Supermarkt scheint die Hölle los, gerade mal ein einziger Einkaufswagen ist draußen zu finden, das kann ja heiter werden. Also auf ins Getümmel und mit leckerer Salami, verschiedenstem Käse, Baguette und vieles mehr eindecken. An der Kasse geht’s wie immer frankreich-typisch im Schneckentempo voran. Im Aldi in Deutschland kriegt man fast schon nen Infarkt so schnell muss man da einräumen, während man hier locker noch ein Buch nebenher lesen kann. Vielleicht sollten wir mal einen französichen Aldi besuchen, wär ja mal interessant, ob die Kassiererinnen hier auch so auf Stress getrimmt sind. Der goldenen Mittelweg wär vielleicht ja was? Egal, zum Aldi wollen wir hier nicht, die guten Sachen gibt’s hier und irgendwann sind auch wir durch, sogar unter hundert Euro! Wir haben uns diesmal wirklich beschränkt, nur 3 Würste, 10 Käse, 4 Baguette, 1kg Crevetten …

Wir sind also bereit uns auf der Route des Cretes einschneien zu lassen. In vielen Kehren geht es 1000 Höhenmeter hoch zu Col de la Schlucht. Was ein schöner Name, aber hier gibt es ja viele deutsch-französische Namen, denn das Elsass gehörte wohl auch irgendwann mal zu Deutschland. Der Dialekt hier ist auch nicht von schlechten Eltern, hört man genau hin, kann man die alten Leute wirklich einigermassen verstehen so viele deutsche Wörter sind drin.

Auf 500m wird’s langsam weiss und ab 700m setzt Schneetreiben ein. Achso ja Vogesenhauptkamm, hier staut sich alles deshalb gibt’s hier glaub ich nur zwei Wetterextreme: entweder es ist schön und sonnig (selten), oder es windet und schneit/regnet/nebelt extrem (sehr oft). Immerhin kann man deshalb sicher sein, dass hier im Winter Schnee liegt.

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Vogesen – mit Schneegarantie, so oder so

Das Schneetreiben bleibt uns erhalten und am Pass wird’s auch noch waagerecht, denn hier windets richtig heftig. Wir entscheiden schnell um, zu Hohneck zu fahren bringt bei dem Wind nichts, denn über die freien Flächen dort wird’s so richtig heftig pfeifen, dass ist sicher. Wir bleiben hier am Col, bei dem Sauwetter ist hier nicht viel los und wir haben alle Möglichkeiten offen: Nichtstun, Schneeschuh, Schlitteln, Langlaufloipe, ein Mini-Skigebiet gibt’s hier sogar auch noch..

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Draußen Schneetreiben – drinnen gemütlich

Wir entscheiden uns spontan beim Schneetreiben da draußen für ersteres und machen uns erstmal an die Dezimierung der Wurst- und Käsebestände. Es wird immer ungemütlicher, wir beobachten einige arme Menschen im Schneegestöber und sogar eine Windhose, die über den Platz treibt. Aber wir habens warm und gemütlich, Tochter will sowieso drinnen spielen, also machen wir das und gucken raus.

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Wir haben ein ganzes Haus dabei

Allerdings sind wir nicht aus Zucker und gehen dann irgendwann doch raus. Wasserdicht verpackt wandern wir durch den verschneiten Wald (Die Option hatte ich oben doch glatt vergessen). Mara die erst gar nicht raus wollte, hat richtig Spaß, sammelt Äste, macht mit mir Schneeballschlacht und ist von einer Bachüberquerung gar nicht mehr weg zu kriegen. Den Schlitten haben wir auch dabei, um sie schnell wieder ins Wohnmobil zurückkarren zu können. Ist allerdings gar nicht nötig, denn sie hüpft rum, schmeißt Schnee in den Bach und so weiter während wir langsam einfrieren. Gibts doch gar nicht, sonst war sie die erste, der kalt war.

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Nicht aus Zucker

Der Weg den wir heraufgehen ist verschneit, allerdings nicht so tief dass man Schneeschuhe bräuchte, ungewöhnlich wenig Schnee für diese Zeit und diesen Ort, aber bei diesem Winter wundert einen gar nichts mehr, man muss froh sein, nicht im Regen zu stehen. Allerdings ist der Schnee so pappig, das ich an eine Abfahrt mit dem Schlitten zurück nicht mehr glaube. Doch da kommt eine sechsköpfige Familie mit Schneeschuhen. Diese plättet den Neuschnee zu einer Piste, wunderbar! Mara hat dann auch irgendwann tatsächlich genug und wir können zurück. Tatsächlich sogar fahrend und nicht gehend. Der Weg ist jetzt ausreichend plattgetreten, dass wir zwei (samt 20 gesammelter Stöcke) den Waldweg herunter schlitteln. Zwar in Zeitlupe, aber besser schlecht gefahren als gut gelaufen.

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An den Bäumen sieht man es: es schneit waagerecht

Unten hat Tochter aber immer noch nicht genug, Sabine sitzt längst schon im warmem Womo, und ich friere mir einen ab. Irgendwann flüchte ich auch in unseren Kasten und oh Wunder, Tochter will immer noch weiter spielen. 2 Stunden waren wir inzwischen draußen, bei waagerechtem Schneetreiben und sie hat immer noch nicht genug.

Das Abendessen wird dank unserem Einkauf dann auch recht fürstlich. Es gibt Lachsfilet mit Knepfle (einer Art überdimensionierter Spätzle) und dazu griechischer Salat, als Nachspeise Aussicht in die Winterlandschaft, es schneit immer noch.

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Es wird kälter

Irgendwann schläft Tochter dann auch mal ein und wir wollen den gemütlichen Teil des Abends angehen. Dazu hatten wir doch eine schicke Flasche gekauft. Genau, kleines Problem: zum öffnen dieser bedarf es eines Korkenziehers und an eben diesem gebricht es uns. Hochgestochene Sprache aus: Mist, verdammt, den hatte ich irgendwann raus- und nie wieder eingeräumt. Und wir haben es natürlich mit einem hochwertigen französischen Wein zu tun, also nix Schraub, Glas oder Sonstiger-Korken. Also machen wir es wir vor 20 Jahren, ich drück den Korken rein und Voila: Prost!

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Stellplatz: Col de la Schlucht, Parkplatz

 

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f(Col de la Schlucht): bei schönem Wetter + am Tag + Sonntag = voll

Der nächste Morgen: Das Wetter hat sich nicht geändert, obwohl doch – es weht kein Wind, aber es schneit und ist grauverhangen. Wir haben sogar gut geschlafen, noch nicht mal der Schneepflug hat uns geweckt obwohl er heute Nacht recht knapp um unser Auto herumgekurvt sein muss. Es gab mindestens 20cm Neuschnee und es geht noch mehr. Schnell machen wir das Rollo wieder hoch und drehen uns rum. Wir lassen es also ruhig angehen heute morgen, aber der Wetterbericht (ich nutze übrigens gerne wetterzentrale.de) hat tatsächlich nicht gelogen: Punkt 12 bricht die Sonne hervor und wir stehen fertig auf der Matte!

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Jaa, Sonne!

Wobei nicht ganz fertig, wir haben uns nur zum Spazierengehen gerüstet und laufen schnell zum Bachübergang von gestern. Im Sonnenschein sieht der Wald ganz anders aus als gestern. Dummerweise stehen wir unter den Bäumen ziemlich im Schatten, wir überreden Mara noch etwas weiterzugehen und verlassen den Weg Richtung einer sonnigen Lichtung. Dumme Idee ohne Schneeschuhe. Wir sinken ein, Mara kann auch nicht richtig laufen und der Schlitten lässt sich im tiefen Schnee kaum ziehen.

Irgendwie blöd, jetzt stehen wir hier in schönster Landschaft, bei schönstem Wetter und ich mosere rum…Ende vom Lied, ich jumpe schnell zurück zum Womo, schnappe Kindertrage, 2x Stöcke und 2x Schneeschuhe und hechte wieder den Berg hinauf zur Restfamilie. Diese ist auch noch gut drauf, das Wetter hält auch noch und so brechen wir von dieser Lichtung zur Schneeschuhtour auf.

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Auf zur Schneeschuhtour

Der Schlitten wird versteckt, ich speichere für alle Fälle aber einen Wegpunkt und viel leichter stapfen wir durch schönste Winterlandschaft nach oben Richtung Le Tanet.

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Da hinten unten ist die Rheinebene

Hier waren wir schon einige Jahre nicht mehr, wir müssen mal alte Bilder gucken, denn den Talkessel mit Blick nach Osten ins Rheintal hatten wir irgendwie größer und baumloser in Erinnerung!

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Am Gipfel

Der markante Fels“gipfel“ (Name muss ich mal nachschlagen) am Ende des zweiten Kessel markiert dann unseren Wendepunkt, da auch das Wetter zuzieht.

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Hochwald am Vogesen Hauptkamm

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Die Autobahn: in Nord Süd Richtung gehts zu wie auf dem Brenner, abseits davon hat man aber seine Ruhe

Aber nein, auch der Rückweg zeigt sich sonnig. Auf der Schneeschuh Autobahn kann selbst Tochter ohne Schneeschuhe schön laufen, wenn auch nicht schnell, da sie gerne den Tiefschnee rechts und links ausprobiert.

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Es kann SO schön sein!

Nach einiger Zeit erreichen wir wieder den Abzweig ins unwegsame und einsame. Wir laden Mara wieder ein und schneeschuhen durch den einsamen Wald nach unten. Die Sonne steht tief und wirft lange Schatten durch den Wald. Das macht nun wirklich Spass, für diese Momente lebt man!

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Schon wieder vorbei..

Das wäre ein schönes Schlußwort, aber ich schreibe ja auch um mich später zu erinnern, was wir so gemacht haben. So viele Reisen haben wir schon gemacht und dummerweise das meiste vergessen. So muss ich der Vollständigkeit halber erwähnen, dass wir jetzt 3,5 Stunden im Schnee unterwegs waren. Ein neuer Rekord für unsere Tochter, denn hier hatten wir ja nicht die Möglichkeit unterwegs einzukehren und aufzuwärmen.

Unser versteckter Schlitten ist übrigens auch noch an Ort und Stelle und jetzt hab ich mal den Laufpart, während Frau und Tochter durch den Wald nach unten rasen.

Der Parkplatz ist so voll, wir sind beinahe zugeparkt. Macht aber nix, erstens muss ich unser Auto eh noch freischaufeln und zweitens essen wir nun um 4 zu Mittag. Als wir damit fertig sind ist es schon deutlich leerer und mit Schwung kann ich erst auf die geräumte Fläche hinaus und dann auch nach Hause düsen.