Gut haben wir nicht geschlafen, aber wenigstens lange. Trotzdem fahren wir ohne Frühstück gleich los. Denn wir müssen noch über den Julierpass. Und Müsli, Tochter und Serpentinen passen nicht zusammen, überhaupt nicht. Wir werfen den Motor an und prompt fängt es an zu schneien. Na also. Allerdings hätte es damit noch warten können, bis wir über den Pass sind. Irgendwas iss immer…
Denn es wird immer weißer je höher wir kommen. Vor allem auf der Strasse. Uns entgegen kommt der Rückreiseverkehr. Hinter dem Postbus eine kilometerlange Schlange. Wir können jedoch unser Tempo fahren, was ganz gut ist, denn es wird leicht glatt. Also ASR aus und es geht weiter. Der Pass ist eher unspektakulär aber wir sind ja nicht mit dem Motorrad da. Beim waagerechten Schneetreiben haben wir auch nicht unbedingt Lust auf einen Umgang und so halten wir noch nichtmal an.
Bald erreichen wir nun St. Moritz, aber so alt fühlen wir uns noch nicht und so lassen wir die Kuranlagen schnell hinter uns. Hier ist wohl alles teurer, aber wir müssen unbedingt tanken, damit wir noch etwas Winterdiesel im Tank haben, im Herbst sind wir nämlich nicht wirklich weit gefahren. Im leichten Schneefall erreichen wir nun Pontresina. Und wenige Kilometer dahinter problemlos den Camping Morteratsch. Allerdings ist der Zufahrtsweg dorthin sehr schmal und natürlich genau dort kommt ein Gespann entgegen.
Den Platz darf man frei wählen. Und schnell ist unser Traumplatz gefunden! Zwar am weitesten weg vom Sanitärgebäude, und vom Free Wifi kommt hier auch nichts mehr an. Dafür aber direkt vorn am See, mit ungetrübten Blick das Tal hinauf und auf den zugefrorenen See und da Treiben darauf. Und auf Szenerie kommst uns ja an. Wunderbar also, ich bin zufrieden.
Nach einem schnellen Frühstück machen wir eine kleine Wanderung. Leichte Weiße überzieht nun die Landschaft wie Puderzucker und es schneit weiterhin, wenn auch nur leicht. Wir wandern den Fluss aufwärts. Erst an den Seen vorbei, dann hoch über dem Ufer und schließlich auf einer kleinen Holzbrücke direkt drüber. Hier entdecken wir tolle Eisflächen, die bergbachtürkis schimmern. Mara schlittert darauf und ist begeistert. Wir dann auch!
Am anderen Ufer laufen wir nun auf dem Winterwanderweg wieder zurück. Allerdings erst mal am Camping vorbei, denn es gibt keine weitere Brücke.
Erst viel weiter flussabwärts. Das ‚viel’ ist allerdings relativ. Wir kommen nämlich nur im fünfjährigen Tempo vorwärts, mit unzähligen Schneeengeln, Schnee essen, Schneeballschlacht und tausend anderen Sachen, die aufhalten.
Die Brücke ist immerhin passierbar und nun gehen wir wieder auf der rechten Flussseite zurück zum Platz. Nicht ohne noch mal auf neuen Türkiseisflächen zu schlittern…
2,5 Stunden haben wir draußen verbracht, sind etwas kalt und nass. Schnell in den warmen Bus und ein verspätetes Mittagessen eingenommen.
Draußen schneit es wieder kräftiger und so sitzen wir im warmen und schauen raus, wie die Jungs vergeblich versuchen ein Eishockeyfeld zu räumen.
Als wir wieder startklar sind, ist es schon dunkel. Macht aber nichts, denn mit Stirnlampe ist es doch auch schön. Also bauen wir jetzt einen Eiskuchen, einen Schneemann und einen Vulkan – Hauptsache Tochter ist zufrieden. Das ist sie auch und entspannt fallen wir in den Bus.
Später testen wir noch die Sanitären Anlagen. Super, aber in den Schweiz erwartet man das ja wohl, odrr? Dafür fallen die Flocken jetzt dicht an dicht. Die Fußspuren hin zur Dusche sind auf dem Rückweg schon zugeschneit. Da sind wir doch mal gespannt, wie das morgen aussieht.
Stellplatz für die nächsten Nächte: Camping Morteratsch