Die erste entdecke ich noch vor dem aufstehen. Nachher soll es 6 (ich) zu 3 (Mara) zu 0 stehen. Toll, unser schöner Walk von gestern scheint ein Zeckenbrutgebiet aller erster Güte zu sein. 6 Blutsauger auf einmal hatte ich noch nie, obwohl ich immer auf alles bluttrinkende Getier sehr anziehend wirke. Schnell entledigen wir uns der Biester und laufen nun über den kurzen, schönen Dünenweg zum Strand.
Wir hatten auf Jura zum Diner und als Bild ja schon die beiden Seiten der Insel Jura. Heute morgen haben wir hier die dunkle und die gute Seite von Islay. Rechts der Bucht schient die Sonne auf grünes Hügeliges Farmland. Ein weißes Haus leuchtet in der Ferne über dem türkisfarbenen Meer.
Auf der andere Seite liegt die Steilküste im Schatten. Grauer Dunst verhüllt die schroffen Klippen auf denen düster eine Radarstation thront. 180 Grad ist beides nur voneinander entfernt. Und auf 90 Grad der weite Atlantik. Hier kommt jetzt lange nichts mehr. Später am Tag wird uns jemand erzählen bei den Winterstürmen werden die Wellen bis zu 6m hoch.
Mara spielt im Sand und wir stehen rum. Leider etwas kühl. Denn wir sind hier am Scheideweg zwischen Gut und Böse im Schatten. Irgendwann ist Tochter zu bewegen sich zu bewegen. In Richtung Klippen zeigen sich nun auch Sonnenlöcher und so laufen wir dahin. Da gäbe es eine Wanderung, aber dazu sind wir nun doch schon zu spät. Als begnügen wir uns mit einem Rundgang am Strand. Tochter hat ihren Spaß an dem sandbedeckten Hang, den sie zur Rutschbahn macht.
Die Sonne scheint nun dauerhaft. Und es wird richtig heiß. Unglaublich, was wir bei dieser Tour für ein Wetter haben. Im Shirt laufen wir nun zurück. Fürs Baden ist allerdings das Wasser zu kalt, sehr zu kalt.
Um halb zwei laufen wir beim Ardbeg Day ein. Das ist natürlich etwas spät, aber den Abfüllungen wollte ich ja eh nicht mehr hinterherlaufen. Wir kriegen auch keinen Gutschein mehr hab, den es morgens wohl gab. Aber alles nicht so schlimm, denn der Shop entpuppt sich entspannt, Abfüllungen gibt’s noch ohne Schlangestehen, sodass ich doch noch was kaufe. Für Freunde, die sich das gewünscht haben. Leider gibt es die schicke Ardbeg Krawatte nicht mehr, schade, das wäre doch das richtige Accessoire für den Mann von Welt gewesen.
Draußen ist wieder schön aufgebaut. Alles etwas kleiner als letztes Jahr, aber da war ja auch 200jähriges. Aber es gibt wieder den leckeren Räuscherfisch. Auch wenn wir keine Gutschein haben, der ist so lecker, das wir gerne da was für zahlen. Passend dazu hole ich von der Bar einen Very Young (5Pfund für 4cl) und einen Supernova 2015 (3). Das sind doch faire Preise.
Wir sitzen auf der Wiese beim Smugglers Path und lassen uns Fisch und Whisky schmecken. Die Sonne brennt, sodass ich den einen Whisky schon spüre. Es laufen auch wieder Mitarbeiter mit großen Flaschen Dark Cove rum, sodass wir auch davon noch einen abbekommen. Also das reicht auch, bei dem Wetter merkt man die Wirkung jetzt wirklich.
Ardbeg hat ja immer ausgefeilte Marketing Ideen, War es letztes Jahr die Zeit, passend zum 200sten, ist es nun Dark Cove, das Thema schmuggeln, Moonshiner und so. Der Schmugglers Path ist denn auch ein witziger Parcours gegen die Zeit zum Thema. Wir schauen ein paar Mutigen zu, wie sie sich da durchquälen. Nee danke, da mach ich lieber Ringe um Flaschen werfen. Man kann einen Dark Cove gewinnen, was ich natürlich nicht schaffe. Aber die Startgelder sind ja immerhin für einen guten Zweck.
Livemusik gibt’s auch wieder, und die Band ist deutlich besser als die zweier Combo bei Laphi. Und schön vor der Pott Still aufgebaut. Da ist Tochter gar nicht mehr wegzubekommen und so hören wir uns eine Weile noch Folk an und schauen beim Social Dance zu.
Also alles wunderbar, und das Wetter tut ein übriges dazu. Aber ich muss noch ausnüchtern, ein guter Grund sich mal wieder etwas zu betätigen. Ich hole tatsächlich die Räder vom Auto! Helme an, Kindersitz drauf und los. Ganz so easy geht’s nicht, denn da wir noch keine Tour gemacht haben, ist alles so tief im Auto vergraben, dass wir ne Stunde brauchen um los zu kommen. Natürlich schiebt sich genau jetzt eine riesige Wolke langsam heran.
Wir wollen also endlich eine Radtour machen. Tour ist schon fast übertrieben, 10 Meilen sind es ein Weg zum Kildalton Cross. Da waren wir ja vor Jahren schon mal, und es war super schön.
Aber wir hatten den Weg irgendwie flacher in Erinnerung. Klar, sind wir doch damals mit dem Womo hingefahren. Es geht also ganz schön rauf, dann wieder steil runter, dann wieder rauf und so weiter.
So wird das Unternehmen doch ein bisschen sportlich. Aber die Strecke ist es wert. An zwei schönen Buchten biken wir vorbei. Und dann durch wildromantischen bemoosten Wald mit genauso wildromantisch bemoosten Mauern davor. Die Bluebells natürlich nicht zu vergessen.
Dann über offenes Weideland. Lange brauchen wir nicht für die paar Kilometer und just als wir die letzten Meter zu Kapelle heraufkeuchen schiebt sich die Wolke vor die Sonne. Und bleibt natürlich da.
Die Kapelle mit Friedhof ist wirklich sehenswert. Hier steht zum einen das 1300 Jahre alte Pictische Kreuz. Laut Schild das besterhaltenste in ganz Schottland. Und es sieht wirklich gut aus. Vor allem mit den Flechten daran vor dunklem Himmel. Wir waren ja schonmal hier und es hat sich nichts verändert. Außer einem Haufen Geldstücke, die vor dem Kreuz liegen. Tochter fragt natürlich warum das da liegt. Ja warum eigentlich. Ich versuche zu erklären dass manche Leute sich so mehr Glück, Gesundheit oder ähnliches erhoffen. Das will sie natürlich auch und so darf sie einen Penny dazulegen.
Das sie begeistert auf dem alten Gelände herumspringt und die alten Grabsteine und die dachlose Kapelle inspiziert, kann ich das auch tun. Letztes Mal sind mir die Grabplatten auf dem hinteren Teil gar nicht aufgefallen. Da kann man ganz schwach noch Reliefs von Rittern(?) erkennen. Schon spannend.
Wir erkunden noch das kleine Kreuz gegenüber und die kleinen Hügel dahinter. Schöne Aussicht von hier auf die Küste und in die Famlandschaft. Letztes Mal wurden wir hier fast weggepustet, heute ist es warm und windstill.
Und was kommt, wenn es warm und windstill ist? Die Midges! Zum Schluss flüchten wir fast zum Rad und in den Fahrtwind. Auf selber Strecke geht es nun zurück. Schon wieder scheint die Strecke nur bergauf zu führen, schon komisch…dafür ist die Sonne wieder da!
Im romantischen Wald entdecken wir auf einer Mauer einen Pfau. Einen männlichen mit imposanten Federn hintendran. Wir sind begeistert, als wir näher ran kommen wollen fliegt er allerdings auf und in einen Baum. Sieh an, ich wusste gar nicht dass Pfauen überhaupt fliegen können mit dem Anhängsel dahinten.
In der Bucht kurz vor Ardbeg räkeln sich Robben in der Sonne. Sogar ein weiße Babyrobbe. Toll vor dieser Kulisse und einfach von Straßenrand aus zu sehen. Aber wie immer, wenn Robben auftauchen, habe ich kein Tele dabei.
Den Abend verbringen wir in Port Ellen. Wir stehen wieder an den Maltings und können von hier noch einen schönen Abendspaziergang zum Hafen machen. Der Sonnenuntergang naht und taucht alles in goldenes Licht. Wir laufen am Strand entlang und genießen den Augenblick. Auch Mara hat Spaß, findet glitzernde Muscheln und springt im Sand herum.
Als wäre das nicht genug zeigt sie plötzlich aufs Wasser und sagt: Da ist eine Flaschenpost. Wir: haha, wird wohl Müll sein.
Ist es nicht, es ist quasi der Prototyp einer zünftigen Flaschenpost. Eine alte Glasflasche mit einem Korkstopfen, der mit Wachs sogar noch zusätzlich versiegelt ist, und drin etwas eingerolltes, Weißes.
Tochter hüpft vor Aufregung, während ich versuche das Ding aufzukriegen. Endlich geschafft und ich entrolle ein sogar Flaschenpostmäßiges Papier. Ein Eliah, bzw. seine Eltern, denn er ist erst vier aus Peterborough hat diese Post abgeschickt. Aha, Peterborough, wo ist das wohl überlegen wir. Aber weiter unten steht, dass er mit seinen Eltern auf Islay in Urlaub war und die Post hier abgeschickt hat. Erst gestern. Tja, da ist sie wohl nicht sehr weit gekommen. Wir versuchen Mara zu überzeugen, sie nochmal einzuwerfen, damit sie es noch etwas weiter schafft.
Aber verständlicher Weise möchte sie sie behalten und so wird sie halt per Fähre nach Deutschland reisen. Und von da schreiben wir dem kleinen Eliah einen Brief, das ist doch immerhin auch etwas.
Und Tochter freut sich über ihre eigene selbst gefundene Flaschenpost während wir im Sonnenuntergang dem Bus entgegenlaufen.
Stellplatz: Port Ellen Maltings, heute viel weniger los, Sonnenuntergang über der Bucht +