Es ist sonnig, so langsam artet der Urlaub in Stress aus. Doch gar nicht so weit weg, hängen schwere, tiefgraue Wolken. Vielleicht werden wir doch noch nass.
Zuerst fahren wir nun ein Stück auf der N1 zurück zum Lavafeld Eldhraun. Eine Welt wie vom anderen Stern. Dicke Moospolster packen die scharfkantige Lava ein, und das soweit das Auge reicht. Zuerst laufen wir die Runde am Parkplatz. Nett, aber zusammen mit 50 Leuten auch nicht wirklich prickelnd. Aber auf der Straßenseite gegenüber kann man auf einer Piste ein Stückchen rein laufen. Zwar nicht sehr weit, aber weit genug um mitten in dieser anderen Welt zu stehen und zu staunen.
Ideal um mal ein paar Fotos aus einer neuen Perspektive zu machen. Und etwas üben will ich auch noch, und das ohne 100 Zuschauer.
Klappt alles gut, sogar sehr gut.
Irgendwann ist die Sonne hinter einer der Wolken verschwunden. Auch für uns wird es Zeit zu verschwinden. Wir wollten ja noch wandern. Eher ein Spaziergang, sieht auf der Karte nämlich ganz entspannt aus.
Zurück in Kirkjubaerklaustur wollen wir nämlich eine kleine Runde über Wasserfall, See und Kirchenboden drehen.
Steil geht es nun neben dem Wasserfall nach oben. Laut Tochter steige ich zu langsam. Na sowas. Entsprechend schnell sind wir oben und schauen über die Klippe. Wahnsinns Aussicht über die Küste. Aber auch senkrecht nach unten auf den Wasserfall.
Hinter uns befindet sich der Systravatn. Umgeben von saftig grünen Weiden. Mit Blick auf den See und das üppige Grün machen wir gleich hier Mittagsrast.
Weiterwandern wir nun mitten durch die Weiden. Echtes Schottlandfeeling kommt hier auf. Die grüne Szenerie, so ganz anders als das Lavachaos nur ein paar Kilometer weiter. Und inklusive Sumpf, der so herrlich unter den Schuhen Matschgeräusche macht.
Auf der anderen Seite der Klippe steigen wir steil ab. Halten uns rechts und schon stehen wir auf dem Kirchenboden. Das ist natürlich kein Kirchenboden, sondern abgeschliffene Basaltsäulen.
Sieht aber trotzdem sehr schön aus. Vor allem aus der Luft!
Der Rückweg erfolgt nun durch den kleinen Ort. Wir sind übrigens nicht nass geworden, auch wenn es ziemlich düster aussieht im Hintergrund.
Das Womo wird dann auf unserer weiteren Route doch noch ordentlich nass. Aber über dem Gletscher zeigt sich schon bald wieder eine blaue Stelle. Unter der das riesige Eisschild schön hervorlugt. Ewig fahren wir nun über ausgedehnte Sanderflächen. Schon krass, die stammen alle von den Gletscherläufen der letzte paar hundert Jahre. Ein Gletscherlauf bezeichnet eine Wasser und Gerölllawine, die relativ unvermittelt unter einem Gletscher hervorschießt und kilometerweit das Land unter sich begraben kann. Und zwar dann, wenn unter dem Gletscher ein Vulkan ausbricht und diesen dann aufschmilzt. Die Region hier im Südosten ist also stark von diesen Sandern geprägt, die sich viele Dekakilometer hinziehen.
Und welche Kraft so ein Gletscherlauf haben kann, zeigen die Überreste einer Brücke über die Sander, welche wie Butter verbogen wurde. Und nun an einem Rastplatz wie moderne Kunst aufgestellt ist.
An weiteren Gletscherzungen vorbei erreichen wir das Tagesziel Skaftafell. Ein riesiger Campingplatz, dessen Wiese teils unter Wasser steht. Hier muss es kräftig geschüttet haben. Ich habe keine Lust auf die Wiese zu fahren und mich dann morgen früh festzufahren. Wir finden aber noch einen Schotterplatz. Von dem man einen schönen Blick zu den nahen Gletscherzungen hat.
Tochter rebelliert nun. Seit Tagen will sie schon schlechtes Wetter damit sie gemütlich mit uns im Auto sitzen und spielen kann. Also gut, dann mache ich mal Tochterprogramm und Sabine als Gletscherfan darf die kleine Runde zum Zungenbeckensee laufen.
Die Runde wartet mit einem Regenbogen auf. Und einem etwas dreckigen Gletscher. Aber wunderschönen Eisblöcken im See davor.
Stellplatz: Camping Skaftafell, Riesenareal, sauteuer