Wir wachen zerstochen auf. Super, die tollen Seitz Fenster mit Lüftungsschlitzen neben den Moskitonetzen. Da muss ich wohl nach dem Urlaub endlich was tun. Naja wir behandeln unsere Beulen mit Fenistil und schauen nach dem Wetter. Dies ist leider auch nicht besser. Es ist bewölkt und es weht ein richtig kalter Wind.
Natürlich gehen wir an den Strand! Unserer Tochter ist Wind und Wetter sehr egal, Hauptsache Sand und Wasser.
Der neue Wagen wird natürlich ausgepackt und stolz an der verrotteten Infrastruktur vorbeigezogen. Überhaupt sieht es auf Sardinien oft so aus, als wäre vor 20 Jahren alles mit viel (EU?)-Geld hingestellt und dann sich selbst überlassen worden.
Wie auch immer, wir erreichen den Strand und die Reiskorngröße ist nett, aber wir sind anspruchsvoll, so hatten wir dies doch auch schon in Neu-Seeland und da auch noch im aparten Rosa. Tochter hat auf jeden Fall ihren Spaß und zieht ihren Wagen hin und her, während wir langsam erfrieren. Sandburgen und ähnliches kann man auch nicht bauen, also verschwinden wir nach 2 Stunden wieder ins warme Auto.
Frisch gestärkt düsen wir schnell zum südlich gelegenen Capo San Marco. Hier empfängt uns der Tourirummel mit vollem Parkplatz schon vor dem Ort, Reisegruppen und natürlich deutschen Sandalen-mit-Sockenträgern.
Attraktion ist hier Tharros, eine alte römische Stadt.
Nunja wir wollen eigentlich Wandern, der Führer bietet auch zwei Optionen von hier aus: braune 10m Klippen nach Norden oder Strasse aufs Capo und Tharros nach Süden. Wir lassen die Tochter entscheiden und die zeigt aufs Bild mit den Säulen – also Süden.
Wandermässig gerüstet mit dickem Rucksack, Trage usw kommen wir uns etwas deplaziert vor zwischen den Touristen und den entsprechenden Verpflegungsstellen auf der Promenade.
Nach 10 Minute erreichen wir das Ausgrabungsgelände, dass sich von oben gut überblicken lässt. Das ist auch gut so, denn so wissen wir nach 10 Sekunden, dass wir uns die 7€ Eintritt getrost sparen können. Wer wie ich ich in Kleinasien keinen Steinhaufen ausgelassen hat, den kann man mit zwei stehenden Säulen und – zugegeben gut erhaltenen – römischen Straßen nicht locken! Wir gehen also vorbei und sehen das meiste eh vom Zaun aus. Eigentlich geht der Wanderführerweg geradewegs auf den „Gipfel“ (56m).
Wir entdecken aber einen Trampelpfad der nach rechts (SW) geradewegs an der Küste entlangführt. Den nehmen wir natürlich und das hat sich richtig gelohnt! Hart am Wasser umrunden wir die Westseite des Kaps. Nach oben Ausblicke in Grün und Gelb, nach unten ins Blaue und Schwarze. Gerade das Schwarze hat es uns angetan, besteht der Strand doch aus großen rund geschliefenen Magmatitblöcken in rot-braun-schwarz-Tönen.
Herrlich, weniger herrlich allerdings das angeschwemmte Strandgut aus Plastik, Plastikflaschen, Plastikteilen und allem sonst erdenklichen Plastiktrümmern. Unser Pfandsystem nervt vielleicht, aber es würde wenigstens einen Großteil dieser Verschönerungen verhindern.
An der Südspitze erreichen wir nach mühsamen Aufstieg einen alten Leuchtturm der aufgegeben aussieht. Die Fressnell Linse ist aber noch drin, vielleicht ist er also doch noch in Betrieb und nur das Gebäude wurde vor 20 Jahren zum letzten Mal gestrichen..
Warum war der Aufstieg eigentlich mühsam, es waren doch nur 56 Höhenmeter. Ach so, ich habe ja die Tochter auf dem Rücken, die tatsächlich immer schwerer wird, und Sabine einen schönen, perfekt elliptisch geschliffenen Lavastein, Gewicht mindestens 10 Kilo.
Damit ist die Last ja gerecht verteilt und wir machen uns an den Abstieg, der uns durch dicht verwachsene Macchia führt. Und was stöbern wir dort auf, natürlich f*++# Moskitos, die uns und leider schon wieder Amara am meisten zusetzen. Die arme sieht langsam aus, als hätte sie die Beulenpest. Aber es scheint sie nicht zu stören. Im Gegensatz zu uns, die wir uns an den unmöglichsten Stellen kratzen.
Nun wandern wir an der Ostküste der kleinen Halbinsel entlang. Bald erreichen wir einige wirklich schön gelegene Ferienhäuser und ich entscheide mich, uns gleich eins davon zu kaufen. Leider findet Sabine, dass es zu weit von etwaigen Tanzveranstaltungen entfernt liegt und so müssen wir den schönen Plan leider aufgeben.
Bald sind wir wieder auf unserem Hinweg und eilen schnellen Schrittes dem Gelati Artisanale entgegen, dass ich schon auf dem Hinweg erspäht hatte. Dies mundet auch vorzüglich und schnell geht’s zurück zum Papa Bus, aber halt, wir entdecken den
Eingang der pittoresken kleinen Kirche San Giovanni de Sinis.
Also pilgern wir dort hinein und entdecken einen romanischen(?) sehr urigen Kirchenbau, vom dem unsere Tochter so begeistert ist, dass sie gar nicht mehr weg will.
Irgendwann haben wir sie mit dem Lockruf des Abendessens doch losgeeist. Eingenommen wird dies dann wenig später am Capo Mannu. Heute wären wir auch früh genug an der Westküste, aber der Sonnenuntergang versteckt sich gemeinerweise hinter dichten Wolken.