Die Sonne, die Ehefrau und die Tochter lachen, also auf zum Stadtbummel nach Bosa.
Da wir uns auskennen biegen wir auf der Piazza gleich rechts ab in Richtung der kleinen Gassen der Altstadt.
Wir lassen Amara den Weg aussuchen und so laufen wir entspannt zwischen Touristengruppen durch die Haupt- und einige Seitengassen
um plötzlich wieder vor den selben Fiat Topolinos zu stehen wie letztes Jahr. Exakt die selben, an der gleichen Stelle und exakt genauso gegeneinander versetzt geparkt.
Immerhin schaffen wir es, den Kaffee nicht im selben Cafe einzunehmen sondern … gegenüber.
Dann entdecken wir noch ein Sportgeschäft mit Kinderschuhen, und drinnen ein tolles Paar Adidas Schuhe für unsere Tochter. Diese ist drei und hat Schuhgröße 26, die Sportschuhe gibt’s aber nur in 21. 21??? Wer kauft denn solche Schuhe in 21? Nunja wir sind wohl in Italien. Amara ist etwas traurig, dass es nun doch keine Schuhe gibt, aber wir lenken sie kongenial ab, indem wir einfach losfahren und sie nach 5 Minuten einschläft.
Die Strecke nach Norden ist wirklich schön, die Strasse windet sich immer zig Höhenmeter über dem Meer an der Steilküste entlang und bietet immer wieder schöne Ausblicke nach oben und nach unten. Auch zwei wirklich toll gelegene Campingplätze entdecken wir, sollten wir jemals Lust nach Campingplatzurlaub verspüren, dann fahren wir hier hin.
Unser Ziel ist eine Wanderung auf dem Capo Caccia.
Und die Strecke sollten wir mal wieder während dem Mittagschlaf zurücklegen, so blieb leider keine Zeit für einen Stadtbummel in Alghero, dass sich gerade von Süden kommend wunderschön präsentiert.
Wir kommen perfekt zum Mittagessen an, nehmen dieses auch ein und starten dann doch ziemlich spät erst um kurz vor vier (1. Fehler) zu einer angeblich dreistündigen Wanderung. Zweiter Fehler, ich vergesse das GPS und als ich es nach ein paar hundert Metern merke, bin ich zu faul es holen (3. und entscheidender Fehler) – wie soll man sich denn bei so einer Hin-und Zurückwanderung immer am Grat entlang groß verlaufen? Nunja, das sollten wir ein paar Stunden später schon noch lernen.
Zunächst geht es aber immer schön ansteigend durch Macchia und über Geröll immer hart an den Klippen entlang nach Norden.
Immer wieder bieten sich fantastische Ausblicke nach Westen in die tosenden, steilabfallenden Klippen und nach Osten über die blau und grüne Landschaft, gespickt mit Sarazenentürmen.
Der letzte Abschnitt geht weglos über Kalkplatten, Steine, Geröll, Machia und Zwergpalmen steil nach oben, es ist schwülheiss und Amara scheint irgendwie mehrere Kilo schwerer geworden zu sein. Wir erreichen den höchsten (okay zweithöchsten, ich hatte keine Lust mehr nochmal Höhenmeter abzusteigen um dann 2 oder 3 zu gewinnen) Punkt und meine Laune den tiefsten, denn ich stelle Amara mit ihrer Trage im stinkigsten Busch, den ich je gerochen habe ab, und weil mir davon fast schlecht wird, quetsche ich auch noch ihre Wange ein. Super Gipfelerlebnis, Tochter weint, mir ist schlecht und schlechtgelaunt und Ehefrau ist sauer wegen ebendiesem.
Nunja die Aussicht kann immerhin etwas.
Wir nehmen also unser frugales Picknick ein, während der Busch immer noch sanft vor sich hinstinkt und wir auf dem kleinen Gipfelplateau eh keinen Platz zum bewegen haben. Zu allem Überfluss schiebt sich über das Meer auch noch eine übel aussehende Wolke heran, die verdammt nach Regen aussieht.
Schnell alles gepackt und den Abstieg in Angriff genommen. Schnell ist in den Bergen allerdings ein schlechter Ratgeber und nach zu vielen Höhenmetern merken wir, dass wir anscheinend den falschen Steinmännchen gefolgt sind. Wir sind auf einem „Weg“, der uns immer weiter nach links drücken will, wir aber wollen nach rechts. Mist alles wieder weglos aufsteigen mit dem Gewitter im Rücken oder was? Wir wenden uns nach rechts und stapfen quer durchs Gelände, quetschen uns durch mannshohe Macchia und versuchen nicht auf Zwergpalmen zu treten. Immer wieder treffen wir auf Steinmännchen, aber nicht auf sowas wie unseren Weg. Wir stellen frustriert fest, dass irgendwie der ganze Hang mit Steinmännchen zugepflastert ist, was uns dann später nochmal zum Verhängnis wird. Vorerst haben wir mit konzentriertem, höhenlinienparallelen Durchs-Gebüsch-Brechen tatsächlich unseren Aufstiegsweg wiedergefunden. Wir kommen etwas schneller voran und folgen hochkonzentriert den vielen Steinmännchen. Immerhin scheint das Gewitter an uns vorbeiziehen, das hätte jetzt noch gefehlt, auf dem ausgesetzten Grat mit dem Stahlblitzableiter, auch Kindertrage genannt, auf dem Rücken. Dem Grat und dem deutlichen Weg folgen wir dann auch ganz brav, wir wundern uns zwar kurz, dass wir nicht in den kleinen Kessel absteigen müssen, den wir auf dem Hinweg gequert hatten, aber gut, ein paar Höhenmeter gespart. Von wegen, unser toller Weg endet an einem Aussichtspunkt weit vorne auf einem Nebengrat, weit abseits unserer eigentlichen Route. Wir haben tatsächlich den Abstieg in das kleine Tal gespart, dafür dürfen wir jetzt erstens eine schöne Strecke zurücklatschen und uns zweitens querfeldein durchs Gebüsch auf den Hauptgrat zurückkämpfen. Immerhin haben wir die festen Hosen an.
Es ist inzwischen nach sieben und wir haben den Aufstiegsweg wieder erreicht und es ist immer noch trocken. Im Laufschritt krachen wir jetzt den immerhin recht deutlichen Trampelpfad hinunter, von Wetter und Hunger getrieben. Als wir dann um kurz vor Acht unser fahrbares Domizil erreichen, fallen die ersten Tropfen. Immerhin das hat geklappt.
Fertig fallen wir unter die Dusche und ins Abendessen, während der Regen gegen die Scheiben klatscht.