Sonnaufgang auf Gran Canaria

Der Plan war ganz toll durchdacht: Morgens erst für Tochter zum Strand, dann den nächsten Canyon in Angriff nehmen, Mühle und schließlich Kakteenpark besuchen. Doch es soll anders kommen.

Noch deutet aber nichts darauf hin. Wir kommen früh los, nehmen erst die Autobahn nach Westen und dann hinter Puerto Rico …ja hier kommt man rum, einen Ort namens Lanzarote haben wir auf der Karte auch schon entdeckt…also jedenfalls nach Puerto Rico nehmen wir die Küstenstraße. Das lohnt sich auch. Die Straße ist hier spektakulär hoch über dem Meer in den bunten Fels gesprengt. Und dieser Fels wirft sich hier, in Rottönen schwelgend, vulkanisch schroff auf.

Dummerweise ist die Straße schmal und viel befahren und es gibt null Haltemöglichkeit. Also leider kein Fotostopp, so gern ich diese bizarre Marslandschaft auf Chip gebannt hätte. Irgendwann leuchtet es unten weiß und blau. Da unter uns liegt das Venedig Gran Canarias. Sagt der Reiseführer.

Ich hatte ja heute morgen schon gewitzelt, was er wohl damit meint: Ist es so schön wie in Venedig, oder so voll? Ganz voll ist es wohl noch nicht, denn wir bekommen ganz vorne einen Bezahlparkplatz. 3 Cent pro Minute. Da können wir ja ganz entspannt bummeln gehen (Ironie aus).

Das andere Venedig

Direkt neben uns beginnt die Feriensiedlung am und im Hafen. Nunja Venedig ist es wirklich nicht, aber ähnlich voll. Aber ganz hübsch mit den engen Strassen, Blumen überall und dem integrierten Hafen. Es erinnert eher an Port Grimaud an der Cote d’Azur (LINK), was ja nicht unbedingt schlecht ist. Man kann Ferienanlagen nämlich auch in schön bauen.

voll und ganz schön

Wir schlendern also hindurch und am Hafen wieder zurück. Soweit so schön, aber jetzt kommt das Tochterprogramm. Also zum Strand, der ist schön sandig, absolut windgeschützt und so richtig typisch. Sonnenschirme in Reih und Glied, Tretbootverleih und Funactionsportdingensverkauf.

am und im Hafen

Nunja, wir finden ein Plätzchen nah am Wasser und Tochter springt glücklich rum.

Strandurlaub

Mir ist nach 10 Minuten langweilig und wir brutzeln hier in der Sonne… aber was tut man nicht alles für den Nachwuchs. Zumindest kann man hier gut Mitmenschenstudien betreiben.

machen wir auch

Nach einer Stunde sind wir gut durchgebraten und Tochter willigt ein, jetzt wandern zu gehen. Also schnell zusammengepackt, zum nahen Auto und schon fahren wir nach Norden.

Allerdings nicht sehr lange, denn die Straße nach Mogan ist cerrado. Also gesperrt, und eine Umleitung ist nicht zu entdecken. Und da die Abfahrt gesperrt war, finden wir uns nun auf der Autovia Richtung zurück. Und es kommt lange auch keine Abfahrt zum wenden. So ein Mist, was soll denn das? An der nächsten Abfahrt ist kein Umleitungsschild oder so zu entdecken und ich düse vorbei. Durch unzählige Tunnel führt die perfekte Bahn hier im Hinterland, in Minuten überwinden wir die Entfernung, für die wir auf der Küstenstraße eine halbe Stunde gebraucht haben. Also gut, planen wir halt um, aber nochmal den kurvigen Canyon von gestern brauchen wir wirklich nicht. Während ich nach Osten düse, wälzt Sabine also unsere Wanderführer. Und findet was sie suchte, eine Vulkanwanderung. Das machen wir, liegt zwar auf der anderen Seite der Insel, aber was solls.

Dauert gar nicht mal lange und wir sind da, auch wenn die Straßen von dreispurig zu zweispurig, zu Landstraße und schlussendlich zum Miniweg immer kleiner wurden. Dummerweise haben wir noch nicht zu Mittag gegessen. Wir parken an der Straße, aber hier gibt es natürlich kein lauschiges Plätzchen zum Picknicken, zudem zieht es noch gewaltig.

Kurzentschlossen klemm ich mir den Picknickbag unter den Arm und verkünde wir werden am Einstieg der Wanderung bestimmt was finden. Merke: das geht immer schief, wenn man hungrig ist, die Pause weit über die Zeit ist und man dringend Ort und Gelegenheit braucht, dann geht es schief!

Zum Glück bestätigen Ausnahmen die Regel, nach nur wenigen Metern erreichen wir einen wunderschönen Picknick, sogar mit Aussicht, Bank und Windschatten. Unser Essen mundet, aber noch mehr die Aussicht, wegen der wir hier sind.

Kontrastprogramm – down to the crater

Ein Vulkankrater öffnet sich vor uns. Schwarze Ascheschichten wechseln mit rötlicher Lava, hellbraunem Bims und dem Grün der Vegetation ab. Ja grün, denn hier im Norden der Insel ist es nun richtig grün, was ein Unterschied.

Vulkanflora

Das wollen wir uns näher anschauen, also steigen wir ab. In Serpentinen führt der Wanderweg nun einen schwarzen Lavahang hinab. Darauf grüne Agaven, Kakteen und andere Trockengewächse. Ein wunderbarer Kontrast. Und im Hintergrund leuchten rot und gelb die Kraterwände.

wir steigen also ab

Viele Farbtöne

und interessante Formationen

Das Ensemble kann man dann schön auf einem Aussichtspunkt bewundern, bevor man weiter absteigt. Was gar nicht so einfach ist, trotz gutem Weg. Das Lavagestein ist so fein, leicht und bröcklig, dass man ständig Gefahr läuft abzurutschen. Doch Tochter und ich stützen uns gegenseitig und rennen gemeinsam nach unten.

wo gehts lang?

Ins besagte Grün, denn hier wächst es richtig, eine kleine Oase auf dem Talgrund. Diesen umrunden wir nun im Uhrzeigersinn. Es gibt ein paar verlassene Häuser, eine alte Weinpresse (oha) und Terrassen und Plätze deren Funktion uns unklar ist. Bald schon steigt der Weg an. An einer Gabelung können wir nach rechts und unten oder nach links und steil bergauf.

piekt

Mara will natürlich nach links, denn der Wanderführer schreibt was von Höhlen. Also steigen wir links steil hinauf. Doch es geht höher und höher ohne das sich diese zeigen.

Eine Kesseloase

Kurz bevor wir endgültig beschließen umzukehren, erreichen wir den Platz. Ein mythischer Ort. Steil ragt der kakteenbewachsene Fels auf, zwei rechteckige Höhleneingänge klaffen darunter und umrahmen eine Feuerstelle. Leider schaffen wir es nicht die Stimmung aufs Bild zu bannen.

Die Höhlen

ein mystischer Ort

Nach dem Tochter die Höhlen erkundet hat, machen wir uns auf den Rückweg. Der führt erst etwas abwärts wieder auf den Hauptweg zurück und nun nur noch eins: steil nach oben. Wir kämpfen uns also wieder ans Licht, aber Tochter macht das hervorragend. 260 Höhenmeter und sie fragt nur einmal wie weit noch.

Mara findet eine neue Art: Die Mumienpalme

Entsprechend schnell sind wir wieder oben, und müssen keine Angst haben eingeschlossen zu werden. Um 17 Uhr wird nämlich das Eisentor am Eingang geschlossen.

es ist so steil wie es aussieht

Es ist sogar noch Zeit genug, dass wir uns jetzt – allerdings fahrend – noch zum Gipfel aufmachen. Tolle Rundumsicht auf die Berge hinter uns und die Küste vor uns. Allerdings weht es auch hier kalt und es ist bedeckt. Schnell sausen wir nun wieder runter und nach Süden.

Aussicht auf Las Palmas

und nochmal in den Krater

Bald lassen wir die große Wolke hinter uns und fahren im Sonnenschein nach ‚hause‘. So früh, das es noch für eine ganze Stunde am Pool reicht. Das Wasser ist angenehm und so springen wir alle drei rein, schwimmen ein wenig und machen es uns auf den Liegestühlen bequem. Ganz wie im Urlaub.

Entspannung im Pool