Sonnenschein über Jura

Sonnenschein über Jura

Sonnenschein! Wir werden fast geblendet, als wir die Verdunklung hochmachen. Das beflügelt uns, doch etwas früher aufzustehen. Um halb drei müssen wir auf Islay bei Lagavulin sein, da ist doch noch Zeit für einen kleinen Walk. Wir entscheiden uns für Nummer neun aus unserem kleinen Führer.

Der Ginster blüht

Der Ginster blüht

Ausgangspunkt ist – wie es der Zufall will – unser Parkplatz. Wir laufen nach Norden. Laufen ist leider stark übertreiben, schlendern oder kriechen passt eher, denn Tochter ist heute extrem langsam. Jedes Blümchen wird angeschaut und jeder Stein auch. Nun gut, die Sonne scheint, die Küste ist toll, das Licht auch. Es weht zwar ein ein scharfer Wind, aber wie der Gleitschirmflieger sagt, im Lee ist schee. Die Häuserreihe an der wir entlanglaufen ist zudem pittoresk.

Da wandern wir doch gleich los

Da wandern wir doch gleich los

Craighouse - irgendwie ein kleines Paradies am Ende der Welt

Craighouse – irgendwie ein kleines Paradies am Ende der Welt

Es wird zwar kurz dunkel, aber schon kommt wieder die Sonne raus. Nach 1 Stunde und 1,5 km biegen wir links ab Richtung Keils. Auch hier stehen schöne Häuschen, alles ist irgendwie etwas verträumt. Warum auch nicht, wenn hier nicht das Ende der Welt ist, wo dann?

Rehe MITTEN im Dorf - gibts wohl nur auf Jura

Rehe MITTEN im Dorf – gibts wohl nur auf Jura

Hier wohnt man schön

Hier wohnt man schön

Die romantischste Schaukel Schottlands - probably

Die romantischste Schaukel Schottlands – probably

Tochter wird angetrieben und tatsächlich kommen wir am Kilearnadil Graveyard an. Ein alter Friedhof, wie wir ihn so lieben. Wirklich alte, verwitterte, bemooste Grabsteine stehen windschief im gepflegten Gras. Der Legende nach wurde hier der Onkel von St. Columba beerdigt. Das Grab finden wir natürlich nicht (gibt’s auch nicht) und die sagenhafte Jinba Monastery auch nicht (gibt’s wohl auch nicht).

am Ziel des Walks

am Ziel des Walks

Der Uralte Friedhof hinter Keils

Der Uralte Friedhof hinter Keils

Die Landschaft drumherum ist wunderschön. Blühender Ginster, Bluebells, grünes Gras und das blaue Meer. Leider müssen wir bald zurück, Iain wartet. Tochter ist langsam wie eh und je, die Zeit verrinnt. Wir hoffen, dass die Jura Fähre nonstop fährt, so wie gestern, sonst könnte es knapp werden.

Gleich werden wir wieder nass

Gleich werden wir wieder nass

dann scheint die Sonne

dann scheint die Sonne

Das perfekte Schottllandwetterbild - links bestes Wetter, rechts schüttets

Das perfekte Schottllandwetterbild – links bestes Wetter, rechts schüttets

Eben noch schönster Sonnenschein, geht innerhalb Sekunden ein waagerechter Platzregen nieder, dass man denkt, die Welt geht unter. Nur um nach 10 Minuten wieder in Sonnenschein überzugehen. An der Küste geht’s nun nach Süden wieder zurück, wir statten sogar dem Spielplatz noch einen Besuch ab. Nebenan – hinter der Kirche – finden wir noch ein Ausstellung mit alten Photographien des Insellebens. Schön, Tochter rutscht und wir schauen die vergilbten Bilder an.

Fotoausstellung

Fotoausstellung

Das erste Motorrad auf Jura - man achte auf die Anzahl der MItfahrer !

Das erste Motorrad auf Jura – man achte auf die Anzahl der MItfahrer !

12 ist es nun, aber Tochter möchte doch noch so gerne den Maler sehen. Sie hat ihm sogar zwei Bilder gemalt. Also gut springen wir da auch noch vorbei. Ist nun auch schon egal. Er ist da, malt weiter an seinem Kunstwerk und freut sich richtig als Mara ihm ihre Kunstwerke überreicht. Er meint, dass er ihre Biene an seinen Kühlschrank hängt, na da sind wir mal gespannt.

Das Bild schreitet voran

Das Bild schreitet voran

Jetzt aber schnell ins Womo und wir brettern die Single Route entlang, 5 Autos Gegenverkehr (= eine Fährladung), dann ist wieder für 20 Minuten Ruhe. Die Landschaft ist karg, aber spannend, da man nach der Ebene an der Küste entlangfährt und gegenüber immer Islay im Blick hat.

Leider müssen wir schon wieder Abschied nehmen

Leider müssen wir schon wieder Abschied nehmen

Jura ist eine tolle Insel, kargstes Land wechselt mit fast schon als Oase anmutend Örtchen ab, alles etwas verträumt. Wenn nicht gerade Feis Isle ist, ist hier aber bestimmt der Hund begraben, vielleicht müssen wir dann noch mal wiederkommen.

Inzwischen schüttets wieder, im Auto schockt das natürlich nicht. Zeitplan passt auch, wir müssen nämlich nicht warten. Zeitgleich rollen wir mit der Fähre in den Hafen ein, 6 Autos fahren runter, drei drauf und schon geht’s rüber.

Keine Strömung jetzt, hängt wahrscheinlich mit der Tide zusammen, sodass wir noch schneller als gestern die Insel des rauchigen Whiskys erreichen.

Es kommt seltsam vertraut vor, schon wieder den Hügel hinter Port Askaig hochzudieseln, über die Hochebene zu brettern, schaukelnd wegen den schlechten Straßen, und dann auf die schnurgerade Straße durchs Moor zu holpern. Heute ist das Wetter wirklich krass. Vor Bridgend werden wir vom waagerecht peitschenden Regen fast von der Straße geblasen, bei Port Ellen scheint die Sonne wie am Mittelmeer. Wir sind halt in Schottland.

Insel und Destillerie- Wechsel - Lagavulin again

Insel und Destillerie- Wechsel – Lagavulin again

Just in time kommen wir an, wir können sogar noch einkaufen und gemütlich Mittagessen, bevor wir zur Warehouse Demonstration mit Ian McArthur antreten. Das dritte Mal ist das nun, deshalb verliere ich jetzt wenige Worte (hier und hier nachzulesen mit deutlich mehr Bildern), außer das alles schlechter wird. Früher war halt alles besser, haha. Die Portionen größer, die Gläser sowieso, nur ein fünftel an Teilnehmern und der Whisky war älter. Nun gut, es gibt immer noch guten Whisky, so ist da nicht. Aber die Gläser hier und nun sind wirklich ein Witz, wir kennen ja die normalen Glencairns und die kleinen aber hier gibt es nun die Microausführung.

Die Whiskies jünger, die Portionen kleiner - Lagavulin never again

Die Whiskies jünger, die Portionen kleiner – Lagavulin never again

Es beginnt traditionell mit dem New Make. Und der ist von Laga wirklich trinkbar, rauchig natürlich. Bis auf den Letzten sind nun alle direkt aus dem Fass gezogen, cask strenght. Nummer 2 ein 11jähriger aus dem Sherry Fass, gefolgt von einem 13er aus einem refill Sherry (das zuvor einen Port Ellen beherbergen durfte). Der vierte wieder ein 2. fill Sherry, diesmal 17 Jahre alt. Schlag auf Schlag geht’s weiter mit nem 22er, wieder 2.fill sherry und zum Höhepunkt ein 82er, 2. Fill aus einem Dewars Fass. Siebter und letzter ist dann die Festival Abfüllung, 24 Jahre alt, und schon ausverkauft. Hype, hype, hype.

Iain in action

Iain in action

Also nette Sache im Warhouse mal wieder, diesmal durften wir sogar beide zusammen, da Steffi netterweise wieder mit Mara malt. Aber irgendwie sind wir uns beide einig, das war wohl auf lange Zeit das letzte Mal. Nichts mehr mit den wirklich alten Sachen, die Gläser und die Portionen darin, sind die kleinsten, die ich bis jetzt gesehen habe, und die blonde ‚Assistentin‘ die sich während des Tastings die Nägel und die Haar macht trägt auch nicht zur authentischen Atmosphäre bei.

Der neue Weg der die big three an der Südküste mit Port Ellen verbindet

Der neue Weg der die big three an der Südküste mit Port Ellen verbindet

Jetzt müssen wir etwas ausnüchtern. Dazu wandern wir auf dem neuangelegten Weg nach Laphroaig. Eine tolle Sache, denn an der engen Straße entlanglaufen macht nicht wirklich Spaß. Der Weg ist noch niegelnagelneu (letztes Jahr wurde noch schwer dran gebaut) und schnell erreichen wir die nächste Destillerie. Leider nicht schnell genug, kurz nach fünf ist es und um fünf macht in Schottland eben alles zu.

Laphi ist einfach die schönste Destille - ja auch schöner als Strathisla find ich!

Laphi ist einfach die schönste Destille – ja auch schöner als Strathisla find ich!

Wir genießen einfach die wunderschöne Destille, wir wissen ja wie es innen aussieht, machen noch ein paar Fotos und schließen noch den kleinen Walk an der Küste an. Dazu biegt man von Laphroaig kommend direkt links ab, geht an den Wohnhäusern vorbei und am Ende beginnt ein akkurat gemähter Pfad. Rechts mit Blick auf die riesige Fasslager läuft man auf die romantischste Bank Islays zu. Leider wird es genau da wieder dunkel. Auf die Sonne wollen wir nicht warten, also walken wir jetzt abwärts zwischen den Heidekräutern. Leider wirken die jetzt karg und tot. Im August, als wir das letztes Mal hier waren blühte es in den tollsten Farben.

Kleiner Walk hinter Laphroaig

Kleiner Walk hinter Laphroaig

Tochter rennt voran - und neben dem Weg

Tochter rennt voran – und neben dem Weg

Und wie wie wäre es im Wanderführer beschrieben? ‚Auf selbem Weg kehren wir wieder zurück.‘

 

Stellplatz Lagavulin - links stehen wir im Grünen

Stellplatz Lagavulin – links stehen wir im Grünen

Stellplatz: Lagavulin, Besucherparklatz. Blick auf Schafweiden, ins Grüne und natürlich auf die Destillerie selbst. +