Am nächsten Morgen fällt mir immerhin gleich auf, was ich vergessen habe: Die Schlafbrille! Mann, wirds hier früh hell, vor allem wenn man erst um zwei ins Bett ist. Abgesehen von der Helligkeit treibt mich aber bald auch die Hitze aus dem Zelt. Ganz schön heiß hier im Norden. Ich schwitze ordentlich beim Zeltabbau, hätte ich mir die Dusche auch sparen können, hehe. Der Platz ist unspektakulär, macht aber nichts, ich halte mich nicht auf und düse los. Gen Norden wird für die nächsten Tage meine Devise sein.

Schönerweise fahre ich gleich durch nette Landschaft. Grüne saftige Weiden, ab und zu ein felsiges Tal, tolle bunte Holzhäuser, ja so stellt man sich das südliche Norwegen vor. So ists auch!

Rast

Zügig voran kommt man natürlich nicht, aber wie meist habe ich ja auch kleine Straßen gewählt. Spannend sind anfangs die Geschwindigkeitsbeschränkungen. 80 sowieso, aber oft auch nur 60. Auf freier Landstraße, da muss man wirklich aufpassen, dass man nicht einschläft, wenn Übertretungen gehen hier so richtig ins Geld!

Weniger Seen als Schweden – aber immer noch genügend

Also fahre ich Tempomat – auf der Landstraße! Aber so gibts wenigstens die Challenge alle Kurven mit 80 zu nehmen. Die Straßen sind nämlich gut ausgebaut und gut in Schuss. Man wird also förmlich durch die Landschaft geschoben und kann rechts und links genügend gucken. Wie immer auf Motorradtour gelingt es aber nur bedingt gute Fotos von ebendieser zu machen. Denn meist kann man nicht anhalten und wenn doch steht genau dann da ein Baum davor oder, hier in Norwegen sehr beliebt, eine Stromleitung. Unglaublich wieviele Stromleitungen hier kreuz und quer verlegt sind. Und die Helmkamera produziert zu 99% Ausschuss.

Spektakuläre Strassenführungen – und ein paar Stunden mässiges Wetter

Ich dringe weiter nach Westen vor und sollte bald auf die ersten Fjorde treffen. Genau jetzt ziehts zu und ich bekomme sogar ein paar Tropfen an. Hey, das war so nicht gemeldet. Ich bleibe standhaft und spare mir das Regenklamotten überziehen. Einmal richtig gemacht, es ist zwar nun geschlossene Wolkendecke aber es bleibt trocken.

Am Lysefjord zeigt sich kurz die Sonne. Genau als ich am Aussichtspunkt eintrudele. Das ist doch mal Timing, jetzt mache ich das stimmungsvollste Bild der ganzen Reise! Den nahen Preikestolen schenke ich mir. Wie sagt Svenja immer, wo ich nicht hinfahren kann, das besichtige ich auch nicht. Aber eigentlich wäre jetzt der richtige Zeitpunkt. Es ist nämlich kaum was los. Doch mehrere Stunden in Motorradstiefeln latschen, nee danke.

Tolle Stimmung im Fjord

Weiter dringe ich nun nach Norden vor. Zahllose Wasserfälle lasse ich links liegen um dann beim kleinsten anzuhalten. Hehe. Der Sandsvossen ist ein Rheinfall im Miniatur. Leider ist das Laks (=Lachs) Center geschlossen. Hier könnte man wohl die Lachse im Fluss sehen.

Es springen leider keine Lachse

Der nahe Ort Sand zeigt sich mit netter Waterfront. Aber nett ist ja die kleine Schwester von… und so fahre ich alsbald weiter. Immerhin über schönste enge Straßen.

Downtown

Zeit einen Camping zu finden. Wildcampen ginge zwar auch, aber nach so einem Tag ne Dusche, das ist unbezahlbar. Der neue Plan: Im Handy zuerst gucken. Mmh, leider gar keiner in der Nähe, dabei ist da vorne doch sogar ein Schild.

Ich hab ja schon schlechte Erfahrung im Campingplatzschilder nachfahren gemacht. Doch was solls, immerhin steht hier sogar ne Entfernung dran: 8km abseits meiner Route. Dafür steht aber noch Fjellstation und noch nen paar Touri-Sachen aufm Schild. Also das hört sich ja mal gut an. Also auf serpentiniger Strasse ab in die Berge. Immer höher schraubt sich die Straße nach Gullingen, bis zu einem hübschen See vor dem sich die Wohnmobile stapeln. Sollte hier der Camping… nein natürlich nicht, links ab ins Fjell, an unzähligen Hyttn vorbei und dann stehen rechts Wohnwägen. Naja der tolle See ist weit weg, immerhin könnte man auf ein paar Berge gucken. Ich tuckere an der Wohnwagenkolonie vorbei. Alles heruntergekommen, ein paar dickbäuchige sitzen mit Dosenbier in Klappstühlen davor. Die Fjällstattion entpuppt sich als heruntergekommenes Gebäude am Ende eine schuttübersäten Schotterplatzes. Die Blumenkästen hängen schief oder liegen gleich ganz auf dem Boden. Natürlich vergessen ein Foto zu machen. Ich habe Hunger, es ist spät, ich bin verschwitzt aber hier bleibe ich nicht, da ist ja jeder Lost Place noch besser als diese Absteige.

Also alles wieder zurück und weiter auf der Route zum Camping mit den nicht allzu guten Bewertungen. Aber da sieht man mal, was man auf Bewertungen geben kann. Gar nix. Denn der Camping ist hübsch angelegt. Auf bestem Rasen, lauschig am Fluss. Der Chefe zeigt mir sogar persönlich wo es drunter etwas schottriger ist, damit mein Seitenständer nicht versinkt. Sogar noch in der Sonne baue ich mein Zelt auf und kann im warmen sitzen.

Schön gecamped!

Okay, als ich in der Dusche gleich mal den Knauf der Armatur in der Hand halten und kurz darauf beim Versuch die Höhe zu verstellen, die ganze Stange, kann ich die Bewertungen verstehen. Aber hey, mir ist Szenerie wichtiger als Marmor im Bad. Und heiß ist die Dusche immerhin.

Camping Lindum